Glaube im Kosch — Teil II: Rondra

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Ausgabe Nummer 34 - 1026 BF

Auf dem Zwölfergang

Glaube im Kosch — Teil 2: Rondra

Der Zwölfergang, jener legendäre Pilgerweg, welcher den Gläubigen quer durch die Koschberge zu einigen der wichtigsten heiligen Stätten unserer Heimat führt. Jedem der Götter Alverans ist hierbei eine Station gewidmet. In unserer Serie begleiten wir Angbars Ratsschreiber Born von Stedtler auf seiner göttergefälligen Gang, dem Klang der Pilgerglöcklein und dem ausgetretenen Pfade folgend. In dieser — der zweiten — Folge unserer Reihe erzählt uns Herr von Stedtler von den Heiligtümern der Donnernden Leuin Alverans. — Die Schriftleitung

Schon wenige Meilen nach Garrensand und seinem Rabenfelsen wird mir klar, warum der Zwölfergang eine Prüfung der Götter ist. Die Füße schmerzen jämmerlich unter den dünnen Pilgerlatschen, durch die man jeden Stein auf der Landstraße spürt, das grobe Leinengewand kratzt und der Packesel erweist sich als störrisch wie ein Zwergenkönig, wir mit der Fähre über den Großen Fluß setzen.

Mein Weg führt mich auf Tagesmärschen an Uztrutz mit seiner wehrhaften Burg Rudes Schild (einst Kaiserlicher Schirm wieder thorwalsche Mordbrenner), Fünfbrunnen und Thalhaus im einst von Drachen geplagten Drakfoldschen vorbei. Erst dort beginnen meine Sohlen etwas abzuschwellen und taub genug zu werden, dass ich den weiteren Weg ohne Pein fortsetzen kann.

Schließlich gelange ich zur Abendstunde des vierten Reisetages in Schwerte an. Einem beschaulichen Dorf am Rande jener Schlucht, welche als Station der göttlichen Leuin den Mut und die Entschlossenheit der Pilger auf die Probe stellt. Als angemessene Einstimmung berichten mir die Bauern von Schwerte, die im Winter zum Schippdienst verdonnert werden, die Legende vom Ursprung der Schwertschlucht.

Es heißt, vor vielen Jahrhunderten entbrannte ein Streit zwischen den Rondrageweihten von Gratenfels und Angbar darüber, welcher Heilige denn nun die größere Gunst der Göttin erfährt — Hlûthar, Streiter der ersten Dämonenschlacht, oder Baduar, der erste Ritter und Rauls des Großen Waffenbruder in der Zweiten, siegreichen. Ein Zweikampf in den koscher Bergen sollte über diese Frage entscheiden — und so trat Meister Deinhardt von Gratenfels zur Ehre Hlûthars und Frau Mechtessa von Angbar zur Ehre Baduars an. Ein erbitterter Kampf wurde geführt, doch Rondra mochte keinem der Fechtenden einen Sieg schenken, denn ihr waren beide Heilige gleich lieb.

Aber die Streiter wollten nicht einsehen, dass ihr Duell vergebens war und ließen die Schwerter nicht ruhen. Ob dieser Eitelkeit wurde die Göttin zornig, schwang ihrerseits ihre Klinge in Alveran bis ein Blitz garadewegs zwischen die Kämpfenden in den Boden fuhr. Im Fels aber tat sich ein Spalt auf und riss die Uneinsichtigen mit sich. Seither durchschneidet der Schwertgraben die Koschberge zwischen den Baronien Koschgau und Bärenfang als Zeichen der Leuin und als Bewährungsprobe für die Tapferkeit und das Göttervertrauen ihrer Anhänger.

Hier stehe ich also, am Beginn jenes beeindruckenden Grabens inmitten der Berge. Zu beiden Seiten türmen sich ehrfurchtsgebietend die schwarzgrauen Basaltwände in den Himmel, zwischen sich einen schmalen steinigen Grat lassend. Gerade breit genug für mich und mein Packtier, doch keinen Schutz vor herabfallenden Steinen bietend. Immer wieder hallt das Geräusch herabfallender Brocken aus dem Spalt, sich zu einem derartig unheimlichen Donnern steigernd, dass ich unwillkürlich zusammenfahre. Die schauderlichen Geschichten der Bewohner von Schwerte von erschlagenen Pilgern und alten Skeletten tun ihr übriges um mich fast zur Umkehr zu bewegen.

Doch ein Gebet am Rondraschrein gibt mir durch die Erkenntnis, dass gerade die Überwindung dieser Furcht ein wichtiger Teil der Prüfung durch die Leuin sei, neuen Mut und ich entschließe mich — noch einmal kräftig einatmend — die Schwertschlucht zu durchschreiten. Ein mühsamer Tagesmarsch beginnt, über Geröll und — so scheint es mir bisweilen – auch manchem Knochen. Vorbeit geht es an den steilen Wänden mit eingeritzten Botschaften früherer Pilger, Scharten — die vom Brauch mutiger Rondrageweihter herrühren ihr Schwert am blanken Fels zu schärfen, und mancher Erinnerungstafel, wie jene an Graf Lemgurd von Schetzeneck, welcher hier dereinst treu dem Fürsten Angfold im Kampf gegen finstere Verschwörer zur Seite eilte, oder an König Brin, der hier dem Herzogen Jast aus dem Hinterkosch seinen Vasalleneid abnahm, nachdem dieser in den Tagen des Praiosschisma den Hoftag zu Gareth im Zorn verlassen hatte ohne den Schwur geleistet zu haben.

Vor und nun auch hinter mir hallen immer wieder die Klänge herabrieselnder Steinschläge, doch mit einem leisen Loblied auf Rondra setze ich den Weg unbeirrt fort, bis ich die bedrohlichen Klänge und die verstreichende Zeit kaum mehr wahrnehme. So überrascht es mich, als ein abendlichroter Schimmer vor mir erscheint und den Blick auf die Schwertschluchtswacht geheißene Burg am Ende der Schlucht freigibt.

Erstaunt drehe ich mich um und sehe die hinter mir gelassene Felsspalte — in der just neben mir ein dickes Felsstück krachend zu Boden fällt. Die Gewissheit diese Gefahr mit Rondras Hilfe überwunden zu haben raubt mir für einen Moment fast die Sinne und spornt mich in meinem Vorhaben an noch an diesem Abend mein Traktat über die Kirche der Leuin im Kosch fortzuschreiben. Übrigens dankenswerterweise unterstützt vom hiesigen Junker Wulfhelm Burkherdall, einem wahrhaft rondragefälligen Kämpen von der Statur eines Bären , der wohl schon deswegen so großen Respekt bei der hiesigen Bevölkerung genießt, weil er die Schlucht immer wieder furchtlos durchreiten muss, um auf seine zahlreichen Questen zu ziehen.

Aus der Historie

Die Rondrageweihten dürften schon recht früh im Kosch aufgetaucht sein. Die Alt-Ferdoker und Rhôndurer Tempel etwa wurden bereits in den Dunklen Zeiten als Trutzburg gegen die Gefahren der „Wildnis“ gegründet.

Traditionell erfuhr Rondra auch im heimischen Adel eifrigere Verehrung als etwa Praios, wohl nicht nicht zu geringem Maße aufgrund des legendären Wirkens des Fürsten und Reichsmarschalls Baduar, der zurecht als der „erste Ritter“ weithin Berühmtheit fand. Er bleibt bis heute ein leuchtendes Vorbild durch seine unerschütterliche Tugendhaftigkeit und die Unterstützung der Rondrakirche (der Angbarer Tempel etwa ist eine Gründung des Heiligen), welche diesen Kult entgültig zum Blühen brachte.

Diese tiefe Verwurzelung im Kosch verzögerte die Verfolgung während der Priesterkaiserzeit zwar, konnte sie aber nicht verhindern. Vor allem nach der Ermordung des Priesterkaisers Kathay in Leuwenstein wurden auch die bis dahin noch wacker trotzenden Tempel von den Praioten geschlossen (u.a. Rhôndur und Leuwensteyn selbst) und die Geweihten bisweilen gar gerichtet oder verschleppt.

Die Gläubigen hielten jedoch alte Werte und Riten insgeheim am leben, so dass die Kirche in der Rohalszeit schnell wieder Boden fassen konnte. Vor allem das Wirken der Schwertschwester Thalessia von Angbar bis zu ihrem Tod in der Orkenschlacht vor Ferdok, welche stets die beschützende gegenüber der kriegerischen Seite der Göttin betonte, hatte ihren wichtigen Anteil daran und ihre Predigten waren damals über den Kosch hinaus anerkannt. Heute sind ihre Lehren zwar nur noch in ihrer Heimat lebendig, doch prägt die Vision der friedliebenden aber umso wehrhafteren Schutzbringerin das Rondrabild der meisten Koscher bis in unsere Tage.

Aller Wirren der Kaiserlosen Zeit zum Trotz behielt die göttliche Löwin ihren zurückgewonnenen Einfluss, vor allem im Adel des Kosch, welcher sich seit der Rückkehr der Eberstamm auf den koscher Thron unter Holdwin wieder verstärkt auf die Tugenden des Heiligen Baduar besinnt und das traditionelle Rittertum noch immer in Ehren hält.

Koscher Eigenheiten

Man mag im Kosch noch alte Riten pflegen, die andernorts schon vergessen sind und allenfalls nur noch in Weiden existieren. Vor allem die Verehrung Baduars als erster Ritter und Heiliger der Rondra steht im Mittelpunkt — die meisten heutigen Tempel führen ihre Gründung entweder Baduar zurück oder wissen zumindest eine Legende ihrer Geschichte zu erzählen in der er eine Rolle spielt. Das Rittertum wird im Gedenken an jenen heiligen Gründer des Kosch, und aus Liebe zum Althergebrachten noch immer standhaft hochgehalten, auch wenn mancher die Tugenden nur noch aus alter Tradition kennt und ansonsten wenig mit Kampf zu tun haben mag. Grundsätzlich wird Rondra eher als Schutzgöttin denn als Kriegsgöttin verehrt, was wohl dem ruhigen und friedliebenden Gemüt der Koscher sehr nahekommt.

Bemerkenswert ist, dass sich, im Gegensatz zu anderen Provinzen wie etwa Darpatien, im Koscher Land Ritterorden und -bünde nie gegen das freie Rittertum durchsetzen konnten. Entsprechende Versuche wie der Gerruner Schwertorden hielten sich meist nicht sehr lange und vergingen im Staub der Geschichte, oder blieben klein und unbedeutend.

Stattdessen sehen sich die meisten koscher Ritter als aus Heimatliebe und im Sinne Baduars heraus verbundene Gemeinschaft und dienen lieber gemeinsam ihrem Lehnherrn, bei den Fürstlichen Schlachtreitern oder den Ferdoker Lanzenreiterinnen als einem Ordensbund. Die von Fürst Blasius einberufene „Gesellschaft der 42“ zu Ehren der am Nebelstein gefallenen Edlen und die Falkenritter sind mit Orden anderer Lande nicht zu vergleichen.

Wichtige regionale Heilige

Fürst Baduar der Ritterliche, Fürst Halmdahl der Keiler, Gurvenal (seine Sage findet sich in dieser Ausgabe), Thalessia von Angbar (Heldin der Orkenschlacht), Niam von Gerrun (Heilige des dortigen Schwertordens), Leubold der Wahrer (Retter von Baduars Schwertscheide)

Heilige Artefakte

Schwertscheide des Hl. Baduar in Rhôndur (Schwert und Schild des Heiligen Baduar wurden angeblich von Orken im ersten Feldzug geraubt – oder von Fürst Ontho aus Geldnot versetzt... der danach nie mehr eine Schlacht gewonnen haben soll), Gespaltenes Schwert der Heiligen Thalessia in Ferdok, Blutiger Mantel von Leubold dem Wahrer

Heilige Orte

Neben der bereits erwähnten Schwertschlucht zwischen Bärenfang und Koschgau und der an die verlorene Schlacht Fürst Onthos erinnernde Mahnerstatue an der Ange bei Wengerich sei noch die legendäre Leuenpforte zu nennen, welche an unbekanntem Ort in den wengenholmer Koschbergen liegen soll. Zuweilen träumt es einen Rondragläubigen von der Pforte, woraufhin dieser die nördlichen Berge durchstreift, doch hörte man nie von einem, der sie tatsächlich erblicken konnte.

Ebenfalls als verehrenswerte Stätte der Rondra gilt das Fulehungfeld vor Ferdok, auf dem die Orken geschlagen wurden.

Darüber hinaus gibt es unzählige Stellen, an denen Heilige der Rondra große Taten vollbracht oder Schlachten geschlagen haben sollen. Vom legendären Hufabdruck am Grunde des angbarer Berges Dwulin, von dem Fürst Halmdahl ins Tal gesprungen sein soll; bis zur Kerbe an der Grolmhundshöhle bei Lûr, die vom Schwert der Heiligen Niam während eines Kampfes gegen den Ogerkönig geschlagen worden sein soll.

Feiertage

  • 1. RON : Tag des Schwurs – Bußezeit der Knappen
  • 5.-8. RON: Stadtfest in Rhôndur mit Rondragötterdienst; Bier, Braten und Blasmusik.
  • 15. RON: Unregelmäßig — meist zu runden Geburtstagen oder Thronjubiläen Seiner Durchlaucht Fürstliches Ritterturnier in Angbar oder Ferdok. Oft Tag des Ritterschlages.
  • Erster Feuertag im RON: Trutzfest, Feier der Befreiung der Wergenburg durch ein Zwergenheer. Eigentlich kein religiöses Fest, aber es nehmen regelmäßig auch Rondrageweihte daran teil.
  • 12. EFF: Fulehung-Maskenfest, in Erinnerung an die Belagerung Ferdoks durch die Orken. Das Fest wird mit einem Rondradienst und einer Parade der Gardereiterinnen beendet.
  • 28. TRA: Baduarstag, der Geburtstag des großen Fürsten — Andacht der fürstlichen Schlachtreiter, Besinnung der Ritter des Landes auf seine Tugenden
  • 12. TSA: Gedenken an die Flutwelle von 200 v.H. als Fürst Ontho mit dem Leeren Säckel die Baronie Nardesfels überfiel und zurückgeschlagen wurde. Als sie bei Wengerich in der Geistmark über die Ange zurücksetzen wollten, riss ein Hochwasser, durch einen plötzlichen Gewittersturm ausgelöst, Mann und Maus mit sich. Seither mahnt eine Statue, die mit erhobenem Zeigefinger über die Ange blickt und mit der andern Hand gen Angbar weist darauf hin, dass der Koscher aus dem eigenen Humpen trinken soll. Kleiner Gedenk-Rondradienst an der Statue — bisweilen mit Beteiligung des Fürsten.
  • 27. PHE: Maraskantag, seit 3 Hal Gedenken an den im Jahr zuvor gefallenen Fürsten Berndrich — eher unbedeutend, aber bisweilen Ehrungen verdienter Veteranen im Beisein von Rondrageweihten.

Wichtige Tempel:

Nach dem ehrenhaften, aber erschütternden Blutzoll unter den Geweihten der Rondra, ist auch im Kosch ein Großteil der meist kleinen Tempel und Schreine verwaist, zumal das Schwert der Schwerter so manchen der überlebenden Recken in die umkämpften Gebiete an der schwarzen Front abberufen hat. So liegt es an den beiden großen Tempeln in Angbar und Ferdok durch eifriges Aufspüren und Ausbilden neuer Novizen diese Scharte auszugleichen. Die ursprünglichen Aufgaben der Häuser geraten dadurch derzeit etwas in den Hintergrund.

So ist das St.-Baduar-Stift auf dem Dwulinberg zu Angbar eigentlich vor allem zur Koordination des Schutzes der Provinz (was ihnen nicht ganz zu unrecht den inoffiziellenRang des Haupttempels des Kosch verschaffte) zuständig, zur Wahrung und Verehrung der Streiter der Provinz und deren Umgebung aufgerufen (die Heldentreppe mit ihren steinernen Statuen zeugt davon) und haben zudem schlicht die Bewaffnung der Rondrakirche mit gutem Zwergenstahl zu sichern. Die Ferdoker hingegen waren stets so etwas wie der „Haustempel“ der Gardereiterinnen.

Die übrigen Tempel treten in Bedeutung und dieser Tage vor allem in der Zahl der Geweihten hinter den zwei größeren Schwestern zurück. Selbst der uralte Tempel zu Rhôndur (Metenar), der einst als Bollwerk in den Dunklen Zeiten gegründet wurde, dann vor allem die zwergische Kampfkunst erforschte und seit den Priesterkaiserzeiten — in welchen er lange weiter existierte und dank des überlebenden Geweihten Leubold altes Wissen und Schätze bewahrte — als Hort alter Überlieferungen und Traditionen gilt, ist derzeit nur noch mit einem Geweihten besetzt.

Wenig besser geht es den Häusern in Salzmarken (Rohalssteg), Blaudorf (Roterz) oder in Warneburg (Bragahn). Einzig der neue Orkenwehrtempel im Norden Wengenholms und das Haus im geistmärkischen Rondrasdank werden als Wacht gegen die Orken unter halbwegs guter Besetzung gehalten und befinden sich mittlerweile in erhöhter Alarmbereitschaft. Eine Ausnahme bildet auch der Tempel von Gerrun im Nadoreter Land, in dem noch immer eine kleine Schar des standhaften, einst als Wacht am Großen Fluss gegründeten, Schwertordens der Niam lebt, die den vergangenen Schlachten trotzen konnte — und nur böse Zungen behaupten dies läge an mangelnder Tapferkeit.

Neben hier unerwähnt bleibenden Burgschreinen, stehen gar viele einst stolze Stätten der Wehrhaften jedoch verlassen oder nur selten von wandernden Geweihten besucht im Lande. Einige, wie die Abtei Leuwensteyn im Norden Angbars sind schon seit Priesterkaiserzeiten leerstehend und inzwischen anderen Bestimmungen zugeführt oder waren, wie die St.-Gurvenals-Kapelle in Toroschs Aue , stets ohne Geweihten, die Mehrzahl ist jedoch erst durch die letzten Schlachten im Osten zu geweihtenlosen Schreinen geworden — wie jene von Eisenbach im Ferdokschen, Tallon (Stanniz), Fürstenhort, Schwerte und Uztrutz im Schetzeneck oder unweit der wengenholmer Angenburg .

Diese Stätten der Göttin werden trotz der eifrigen Ausbildung in Angbar und Ferdok wohl noch Jahre auf eine dauerhafte (Wieder-) Besetzung warten und sind auf den Schutz und das Wohlwollen Gläubiger angewiesen um nicht das Schicksal des einst stolzen Turmes der Drachenwehr zu Koschtal zu erleiden, der seit Generationen nurmehr als Ruine dem Winde statt den Lindwürmern trotzt.

Wichtige Geweihte

Leodan von Tandosch. © M. Lorber

Leodan Irian Stahlsang von Tandosch (geb. 11 v.H. in Tandosch/Nordmarken)

Der wohl zwei Schritt messende Hüne entspricht so gar nicht dem koscher Bild eines Nordmärkers. Statt Streitlust und Geschwätzigkeit zeichnet er sich durch seine ungewöhnliche Ruhe und Schweigsamkeit aus. So manchem, den der Recke mit dem blausilbernen Haar durch seine eisgrauen Augen anblickte, mag schon einen heiligen Schauer verspürt haben, ahnt er doch, zu welcher entschlossenen Kampfeskraft der Schwertbruder von Angbar fähig ist. Ein ehrenvolles Amt, das er ebenso wie die weiteren drei Schwertbrüder des Kosch erst 30 n. H. als Nachfolger des im Osten gefallenen Grafenonkels Gisbrun von Wengenholm antrat. Große Fußstapfen, die es zu füllen gilt — was den bedächtigen und klugen Mann offenbar keinesfalls schreckt, und schon durch dessen Präsenz beim Betreten eines Saales wohl kaum zu schrecken braucht — obzwar er, im Kosch höchst ungewöhnlich, stets glatt rasiert ist.

Mancher sagt, am Tandoscher wäre ein Geweihter Firuns verloren gegangen — selbst im kältesten Winter führt er seine täglichen Waffenübungen mit freiem Oberkörper durch und erfrischt sich anschließend durch ein Bad in Angbars See. Tatsächlich ist der Geweihte in seinem neuen Amte mit der mächtigen Kirche Ingerimms noch nicht recht warm geworden, während man ihn im Wengenholmschen über die Maßen schätzt.

Arngrimm Glutherz von Roterz und Rudward Glimmherz von Thalblatt (beide geb. 9 n.H. in Ferdok)

Die mittlerweile fast sprichwörtlichen „Ferdoker Schwertbrüder“ haben sich nicht nur unter den Lanzenreiterinnen durch ihren lebendigen und anschauligen Götterdienst rasch einen guten Ruf erworben. Ihr offenes, freundliches Wesen zeugt ebenso wie die rote Haarpracht und die hochgewachsene Gestalt vom Erbe thorwaler Vorfahren. Selbst die noch nicht sehr ferne, schwierige Kindheit der noch recht jungen Zwillinge konnte dies ebensowenig erschüttern, wie die brüderliche Verbundenheit. Und das, obwohl die beiden nach dem Tod ihrer Mutter bei der Ogerschlacht schon mit einem Götterlaufe getrennt voreinander in Roterz bzw. im andergastschen Thalblatt aufwuchsen. Nun also sind sie seit drei Jahren wieder vereint und führen seither, die Göttin wollte es, gemeinsam die alten Basalthallen Ferdoks.

Answein Grobhand von Koschtal. © M. Lorber

Answein Grobhand von Rhôndur (geb. 28 v.H. in Rhôndur)

Seine eher kleine, stämmige Statur vermag es ebensowenig wie die starke Körperbehaarung und die Zähigkeit im Kampf zu verbergen — der Großvater des rhôndurer Schwertbruders war ein leibhaftiger Schwarzpelz. Eine Tatsache, die es dem jungen Answein sicher nicht leicht machte, galt er doch als verachteter Außenseiter in der Stadt. Die einstige Schwertschwester Warburga jedoch nahm sich seiner an, lehrte ihn sein innerlich loderndes Feuer mit Hilfe Rondras zu zügeln und in geordnete Bahnen zu lenken.

Langsam errang er sich die Achtung, die er sich ersehnte, und spätestens seit er den Leichnam der gefallenen Warburga vom Schlachtfeld an der Trollpforte rettete und den Klauen der schwarzen Horden entzog genießt er in Rhôndur höchsten Respekt.

Weitere nennenswerte Vertreter der Gottheit gibt er nicht mehr sehr viele. Die wenigen, welche die blutigen letzten Jahre überlebten, sehen nun ihr Lebenswerk darin Auserwählte der Leuin an den hohen Höfen, wie in dunklen Gassen aufzuspüren und an sie ihre Lehren weiterzugeben. Einige, wie Bolzer Eisenkeule von Stanniz-Zweizwiebeln , der Zeugmeister zu Angbar, Mieltra der Löwe aus Bragahn oder Ungol Greocc aus Gerrun sind mittlerweile ergraute alte Recken und werden aufgrund ihrer großen Erfahrung dabei als Lehrmeister besonders geschätzt, während ihr Schwertarm die Last des Alters zu spüren begonnen hat.

Jüngere, wie der einäugige Morling von Sighelms Halm aus Angbar, der wengenholmer Lucardus von Hirschingen oder die Vettern Perval und Raban Axtkind von Vardock unterstützen diese Veteranen ebenso dabei wie ehrbare Helden, die bisweilen damit beauftragt werden künftige Novizen zu finden oder unversehrt zu ihrem Lehrmeister zu bringen.

Thalor von Rohalssteg. © M. Lorber

Es schien übrigens der Wille der Göttin gewesen zu sein, vor allem geweihte Frauen an ihre ewige Tafel zu rufen, so dass Ritterin Thalor aus Rohalssteg als eine von sehr wenigen lebenden Dienerinnen Rondras im Kosch verblieben ist. Die relativ große Zahl an Novizinnen gibt jedoch Grund zur Hoffnung, dass sich dies schon bald zu ändern vermag.

In der nächsten Ausgabe: RAHja, reitende Freudenbringerin

Irdischer Hinweis: Dieser Artikel bildete die Grundlage für den Wiki-Artikel Rondra.