Schlechtes Wetter in Dergelstein

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Ausgabe Nummer 34 - 1026 BF

Schlechtes Wetter in Dergelstein

Wie in der letzten Ausgabe des Kuriers berichtet, hatten sich im Auftrag des Prinzen Edelbrecht drei der Falkenritter auf den Weg in die Baronie Dergelstein gemacht, um dort mehr über die Einstellung der greifenfurter Adeligen zur Brautfahrt Fürstensohnes herauszufinden. Insbesondere galt es dabei die Absichten der alten märkischen Adelsgeschlechter zu ergründen und nach Möglichkeit die Namen der Gegner des Prinzen in Erfahrung zu bringen. Einer der drei Gesandten war der Falkenritter Wolfhart Leon Sigiswild von Aarenfels zu Angroschshorn, auf dessen Bericht sich dieser Artikel stützt und dessen Wortlaut wir hier getreulich wiedergeben wollen.

Es war spät im Tsamond, als wir die Baronie Dergelstein erreichten. Meine Begleiter, der Edle Bragon Mandavarwin von Pandlarilsquell aus dem Weidenlande und Lissmene von Mönchbach, sorgten sich ebenso wie ich um die Gefahren dieser winterlichen Reise. Allenthalben drohte das Wetter uns aufzuhalten, waren Wege durch umgestürzte Bäume versperrt oder von Schneemassen verschüttet. Auch die Kunde von der Wolfsplage, die Greifenfurt dieser Tage heimsuchte, stimmte uns nicht froh und tatsächlich konnten wir uns manchmal nur knapp unter Einsatz all unserer Talente der widrigen Umstände erwehren. Doch vielleicht hielten ja auch die Götter ihre Hand über uns.

Einzig unsere Treue zum Prinzen ließ uns überhaupt dieses Wagnis eingehen, denn nichts wäre wohl schlechter als nach dem Winterlager in Greifenfurt anzukommen und nicht zu wissen, wer Freund und wer Feind in dieser heiklen Angelegenheit ist. Denn so unglaublich das auch scheinen mag, sind doch viele Adelige der Mark gegen einen Traviabund unseres Prinzen mit ihrer Durchlaucht Irmenella und gerade die ältesten Geschlechter wehren sich dagegen, dass ausgerechnet ein Fremder „ihr“ Greifenfurt regieren soll.

Trotz allem waren wir dann froh, als wir die Feste auf dem Nidaleg erreichten, die sich trutzig gut 300 Schritt über den Dergel erhebt und von der aus Gunilde von Dergelstein zu Dergelstein mit strenger aber gerechter Hand über ihr Lehen herrscht. Leider stellte sich bald heraus, dass wir keineswegs sofort in den Genuss eines wärmenden Trunkes oder gar eines behaglich beheizten Raumes kommen sollten. Lange Zeit ließ man uns vor dem verschlossenen Fallgatter stehen, wiewohl ich darum nicht klagen will, denn es sind gefährliche Zeiten und man kann sicherlich nicht jeden Fremden leichtfertig in sein Haus bitten, auch wenn die Regeln der Herrin TRAvia es eigentlich vorschreiben.

Doch als wir dann schließlich eingelassen wurden, war unsere Stimmung beinahe so unterkühlt wie unsere Füße, denn obwohl wir als aufrechte Rittersleute angereist waren, brachte man uns augenscheinlich kaum Vertrauen entgegen oder wollte uns zumindest zu verstehen geben, dass wir nicht willkommen waren.

So erwartete uns dann auch zwar traviagefällige doch keineswegs herzliche Gastfreundschaft, wenn man überhaupt davon sprechen konnte. Nichtsdestotrotz waren wir froh, als wir zum ersten Mal seit langer Zeit ohne Bedenken die Rüstungen ablegen konnten und in den Genuss geheizter Räumlichkeiten kamen, obwohl anfänglich noch das Wasser der Waschschüssel von dünnem Eise bedeckt war.

Ich hätte in diesem Moment nicht gedacht, dass die firungefällige Kälte mit der Frostigkeit unserer Gastgeberin nicht mithalten konnte. Kurz nach unserer Ankunft machten wir Hochgeboren Gunilde unsere Aufwartung, um ihr zunächst für die Gastung zu danken und ihr die besten Grüße unseres Prinzen auszurichten.

Aber bereits in diesem kurzen Gespräch wurde deutlich wie wenig der Dergelsteinerin ein Traviabund behagte und dass sie mitnichten einen Koscher als ihren Herren akzeptieren würde. Nur mühsam konnte sich die werte Lissmene zurückhalten, als die Baronin offen äußerte, dass die Märker und sie allen voran die Hilfe und das Verständnis unseres Prinzen nicht bräuchten und er wohl vielmehr Jahre brauchen würde um mit den Baronen Greifenfurts vertraut zu sein, wenn ihm dies überhaupt jemals gelingen sollte. Trotz beschwichtigender Reden des Edlen Mandavarwin und meiner Person, war die Stimmung nicht gerade gut, als wir uns verabschiedeten, um uns vor dem Abendessen noch ein wenig auszuruhen.

Die kurze Pause nutzten wir um uns auf unseren Zimmern unser weiteres Vorgehen festzulegen. Wir kamen schließlich überein, dass die Baronin von Dergelstein kaum für unsere Sache zu gewinnen sei und wir im Prinzip auch unsere Mission erfüllt hatten. Denn auf welcher Seite die Dersteinerin stand, das war nun klar. Einzig, wer noch mit ihr im Bunde war, das galt es noch zu ergründen. Schließlich gingen wir mit gemischten Gefühlen zum Rittersaal der Burg, um unser Abendmahl einzunehmen. Ich fürchtete ein wenig um Lissmenes hitziges Gemüt, denn schon beim ersten Aufeinandertreffen der beiden adeligen Frauen war es fast zu einer Duellforderung gekommen.

Als wir an der Tafel ankamen, war die Baronin noch nicht zugegen. Nur ihre blinde Tochter Jasline Rohanja, deren Fechtlehrerin und der Secretarius waren bereits anwesend, doch gleich nach unserer Ankunft betraten die Herrin und ihr Gemahl Wulfhart von Hartsteen den Raum.

Schon bald nachdem die Suppe auf dem Tisch stand, ergriff Bragon Mandavarwin das Wort und lenkte das Gespräch auf eben jenes Thema, das uns allen hier im Kopf herum spukte. Und tatsächlich gelang es ihm durch eine gezielte Provokation die Baronin aus ihrer mühsam gewahrten Zurückhaltung zu reißen, indem er ins Gespräch einfließen ließ, dass die Markgräfin ihre Entscheidung sicherlich sorgsam überdenken würde, doch letztendlich niemand unter den märkischen Adeligen dem Prinzen Edelbrecht ebenbürtig war, was sicherlich der Wahrheit entspricht, doch die Hausherrin darob nicht weniger erzürnte.

Nun, ich hatte durchaus eine heftige Reaktion seitens der Dergelsteinerin erwartet, da diese Rede des weidener Einhornritters direkt darauf abzielte sie aus der Reserve zu locken. Doch nicht mit einer solchen Gefühlsaufwallung hätte ich gerechnet. Im nächsten Moment stand sie kerzengerade am Tisch und begann in einer gewaltigen Lautstärke Bragon ihre Sicht der Dinge zu erklären und dabei nebenher die Namen all der Adeligen zu nennen, die gegen eine Heirat waren, all das allerdings nicht ohne Bragon direkt anzugreifen, wie auch wir Koscher unseren Teil zu hören kriegten.

Ich glaubte schon, dass nun die Situation eskalieren würde, da Lissmene schon am Nachmittag nicht gerade angetan war von der Art der dergelsteiner Baronin. Doch erneut war ich überrascht, als die Ritterin von Mönchbach mit eiseskalter Stimme der zürnenden Gastgeberin erwiderte für was unser Prinz stand und was er uns bedeutete: Treue, Achtung und Tapferkeit waren nur einige der typisch koscher Eigenschaften, die sie anführte und leider fehlen mir die Worte um den Stolz zu beschreiben, der in diesem Moment in mir aufwallte.

Doch hätte es wohl keiner treffender beschreiben können was unseren Prinzen auszeichnet als sie, als sie dort eisern der Märkerin die Stirn bot. Augenscheinlich traf es da den sonst so ruhigen Bragon, in dem nun Angroschs Feuer loderte, da er sich in seiner Ehre als weidener Ritter angegriffen sah und seinem Ärger mit wohlgesetzten Worten Luft machte.

Erst später erfuhr ich, das sein ganzes Verhalten, NAndus zum Wohlgefallen, nüchternen kühlen Überlegungen entsprungen war. Bevor jedoch noch mehr geschehen konnte, das später sicherlich bereut worden wäre, raffte die Baronin ihr Kleid und rauschte, nachdem sie das Essen für beendet erklärt hatte, mit ihrer Tochter aus dem Saal. Wir blieben, ebenso ihr Gemahl.

Rasch verabschiedeten auch wir uns und verschwanden auf unsere Zimmer. Am nächsten Morgen reisten wir in aller Frühe ab, ohne noch einmal der Baronin ansichtig geworden zu sein.

Wir kehrten erfolgreich zurück, denn wir hatten mehr erfahren als wir gewagt hätten zu hoffen. Das allerdings zu dem Preis uns in Dergelstein keine Freunde gemacht zu haben und auch dass uns Gunilde von Dergelstein nun für ein paar tumbe Rohlinge hält , die sich nicht unter Kontrolle haben. Nun, doch manchmal ist es nicht das Schlechteste, wenn man unterschätzt wird, denke ich.

(Schlechtes Wetter in Dergelstein aus Greifenfurter Sicht im GGP-Wiki)