Auersbrücker Fehde - Der Entsatz von Angenfurten

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10. Boron, Angenfurten

Daria Hangklos begrüßte den soeben eingetroffenen Mann herzlich. Storko Semmelbrot war sichtlich erschöpft, doch trotz seines Alter von 61 Götterläufen war der Tempelvorsteher des Peraine-Tempels in Auersbrück zum Fürstenhof gereist, um die Sache der Sendschaft Auersbrück vorzutragen.

Der Vorwurf war schwerwiegend gewesen. Ardan von Bärenstieg hatte mit einigen vogelfreien Rittern gemeinsame Sache gemacht und das Nordheer der Auersbrücker überfallen. Dabei war Darias Vater Bardo ermordet worden. Wer aber mit Vogelfreien gemeinsame Sache machte, dem drohte selbst die Acht. Storko hatte viele Jahre eng mit Bardo zusammengearbeitet. Und obwohl sich Storko als Geweihter sonst aus der Auersbrücker Fehde herausgehalten hatte, war es ihm doch ein Anliegen, die Sache seines ermordeten Freundes vor dem Fürsten zu vertreten.

Daria, Bardos Tochter und Nachfolgerin, schaute ihn ungeduldig an. „Und was hat der Fürst entschieden?“, fragte sie forsch.

Storko lächelte. „Er hat die Acht verhängt und wird die Wehrmeisterin und Graf Jallik anweisen, den Bärenstieg zu belagern.“

Daria lächelte befreit. Ihr fiel ein Stein vom Herzen. Damit würde der hinterhältige Mord an ihrem Vater gerächt werden und Auersbrück verlor einen Stachel in seiner Flanke.

Sie wollte Storko gerade in den Arm nehmen, als die Tür des Hauses unsanft aufgestoßen wurde und der Hauptmann der Munteren Breitäxte Brodo Sohn des Bragom in größter Eile eintrat. Dicht gefolgt wurde er von einem jungen Burschen.

„Was hat das zu bedeuten?“, wollte Daria wissen.

„Sag ihr, was du mir erzählt hast“, forderte Brodo den Burschen auf

„Die Alttreuen kommen. Sie sind auf dieser Flussseite. Es sind hunderte. Wir müssen hier verschwinden. Die werden uns alle töten.“

Daria blickte den verängstigten Jungen mitleidig an. „Blast die Alarmhörner. Die Leute sollen sich zum Kampf sammeln. Wir werden es diesem überheblichen Adelspack zeigen.“ Daria war wild entschlossen, ihren Worten Taten folgen zu lassen.

„Bist du dir sicher, dass das eine gute Idee ist?“, fragte Brodo. „Wir haben vielleicht die gleiche Menge an Truppen, aber sie sind uns haushoch an Qualität überlegen. Meine Söldner können es mit ihnen aufnehmen. Die Basteysöldner vielleicht auch noch, aber der Rest kann es nicht mit einem Nadoreter Landreiter aufnehmen.“

„Lasst die Leute antreten!“, schnauzte ihn Daria an. „Rondra und Kor werden mit uns sein. Unser Lager ist befestigt, sie werden ihre Pferde nicht ausspielen können.“ Mit diesen Worten verließ Daria das Haus und machte sich auf den Weg zum Rand des Lagers. Hinter ihr war das Heer in hellem Aufruhr. In aller Eile bewaffneten sich die Streiter der verschiedenen Kontingente. Viele packten jedoch auch in aller Eile ihre Siebensachen zusammen und sahen sich unentschlossen um.

Daria ritt eine kurze Strecke durch den winterlichen Wald. Die Blätter waren schon lange von den Bäumen verschwunden. Der Boden wurde von hartem Raureif bedeckt und ein kalter Wind ließ sie frösteln. Nach einem kurzen Ritt traf sie auf Burgolf von Alrichsbaum, den Hauptmann der Basteysöldner, am Rande einer größeren Lichtung. „Schöne Scheiße“, begrüßte sie Burgolf und zeigte auf den Waldrand auf der anderen Seite der Lichtung. Aus dem Wald marschierte gerade ein wohlgeordneter Haufen schweren Fußvolks. Das Hirschbanner wehte über den Truppen. Vom Takt einiger Trommeln vorgegeben marschierten die gut anderthalb Banner einige Meter aus dem Wald und blieben dann stehen. Ihre Rüstungen und Hellebarden glitzerten in der Sonne. Das mussten die Nadoreter Spießknechte sein. Links von ihnen trabte nun ganz gemächlich eine Halbschwadron schwer gerüsteter Reiter aus dem Wald. Auch über ihnen wehte das Hirschbanner. Das waren die Nadoreter Landreiter.

„Mit denen werden die einfachen Schwurbündler kaum fertig werden“, prophezeite Burgolf.

„Das wollen wir ja mal sehen“, knurrte Daria und wendete ihr Pferd.

Als sie im Lager ankamen, war kaum ein Stundenglas vergangen und doch war es bereits zu spät. In aller Eile hatten viele ihre Siebensachen gepackt und sich verdrückt.

Brodo kam auf sie zugestapft. „Die Söldner stehen noch, die meisten anderen sind schon weg oder kurz davor aufzubrechen. Hier gibt es nichts mehr zu holen. Die werden wir nicht besiegen können, es ist besser, wenn wir uns zurückfallen lassen und abwarten, bis sie sich wieder in den Süden verziehen, dann können wir zurückkommen und unser Werk vollenden.“ Daria seufzte. Er hatte ja Recht, aber es fiel ihr trotzdem nicht leicht, den Befehl zum Rückzug zu geben. Nicht dass der Großteil ihres Heeres einen Befehl gebraucht hätte.

So kam es, dass die Alttreuen nur noch die Munteren Breitäxte und Basteysöldner abmarschieren sahen, als sie schließlich vor dem ehemaligen Lager der Schwurbündler ankamen. Die Verfolgung nahmen sie jedoch nicht auf, wollten sie sich doch nicht im Borrewald in einen Hinterhalt locken lassen.