Firuns Grimm und Ardans Trotz
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Firuns Grimm und Ardans Trotz
Die schwierige Belagerung des Bärenstiegs
BURG BÄRENSTIEG, Tsa 1047 BF. Für gewöhnlich herrscht im Winter der gestrenge Herr Firun über das nördliche Wengenholm; doch in diesem Götterlauf hielten die Frau Rondra und ihr Sohn Kor Einzug im Borrewald. Hornsignale, Trommeln, das Schlagen von Äxten und schließlich gar das Donnern von Geschützeinschlägen schallten über die Wipfel der uralten Bäume. Was war geschehen?
Der Ruf des Fürsten
Nachdem der bis dahin angesehene Ritter Ardan von Bärenstieg mit einigen vogelfreien Rittern gemeinsame Sache gemacht hatte, war auch er in die Acht gefallen (siehe KOSCH-KURIER 81, S. 7). Fürst Anshold hatte daraufhin der Wehrmeisterin Alvide von Eichental und Graf Jallik von Wengenholm befohlen, Burg Bärenstieg noch im Winter zu nehmen. Damit gelang es ihm, die noch immer andauernde Fehde zwischen Alttreuen und Auersbrückern vorläufig zu beenden, mussten doch beide Parteien dem Heerruf des Fürsten Folge leisten.
Aber mit diesem Aufgebot allein ließ sich keine Burg einnehmen. So kam es, dass die Angbarer Sappeure, zum ersten Mal seit ihrer Wiederaufstellung, in ihrer Gesamtheit in den Kampf zogen. Aber wer hätte gedacht, dass dies nicht gegen Orks oder Ungläubige, sondern gegen Koscher Nachbarn geschehen würde!
Verstärkt wurde das fürstliche Heer durch etliche Schlachtreiter und eine Schwadron der Ferdoker Garde. Die Barone von Drift, Bragahn, Uztrutz, Rohalssteg, Sindelsaum und Greifenpass kamen ebenso mit ihren Kriegshaufen angezogen wie der Bergvogt von Ârxozim und einige andere kleinere Kontingente, die wir hier nicht alle namentlich aufführen können.
Der Anfang der Belagerung
Die Belagerung begann am 20. Boron, mitten im Wengenholmer Winter. Es lag bereits Schnee, und die Temperaturen waren äußerst ungemütlich. Zunächst wurde damit begonnen, einen Ring von Lagern um den Bärenstieg zu ziehen. Ein Angriff war aber vorerst nicht möglich, denn die Burg thront auf der Spitze eines Felssporns mitten im Borrewald und ist nur über einen einzigen steilen Aufgang zu erreichen. Dieser war jedoch durch Eis und Schnee unpassierbar geworden, und so blieb den Belagerern nichts anderes übrig, als in ihren Lagern auf besseres Wetter zu warten. Wann dies eintreten würde, wusste jedoch nur die milde Frau Ifirn …
Auf der Burg hielten sich neben dem Hausherrn Ardan von Bärenstieg auch die vogelfreien Ritter Eberhelm von Treublatt und Ferk von Alrichsbaum auf. Der vierte Geächtete im Bunde, Ritter Alphak von Steinklos, war vermutlich im Borrewald unterwegs, um den Nachschub der Fürstlichen zu stören. Binsbart Hügelfold, das Oberhaupt der einflussreichsten Familie im Dorf, bestätigte dem Grafen, dass die vogelfreien Ritter schon vor der Ächtung Ardans des Öfteren auf der Burg gewesen seien.
Als Graf Jallik formell die Übergabe der Burg forderte, rief ihm Ritter Ardan zu: „Ich habe stets treu zu Euch und dem Fürstenhaus gestanden, aber wenn Ihr meine Burg nehmen wollt, dann werde ich mich wehren. Meine Freunde vom Borrewaldbund werden mir dabei helfen.“ Da blieb dem Grafen nichts übrig, als grimmig zu knurren und die Belagerung fortzusetzen.
Der Beschuss des Torhauses
Es sollte einen guten Monat dauern, bis auch die Truppen aus dem Süden des Kosch angekommen waren. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich im Heerlager über eintausend Kämpfer, während auf dem Bärenstieg vermutlich nur eine Handvoll Verteidiger ausharrten.
Alle weiteren Forderungen, die Burg angesichts der Übermacht zu übergeben, wurden jedoch abgelehnt.
So begannen die Sappeure und einige andere Kontingente, die Geschütze mit sich führten, am 25. Hesinde mit dem Beschuss des Torhauses. Dabei wurde die Arbeit der Mannschaften immer wieder durch Firuns Grimm erschwert: Die schweren Waffen mussten von Schnee freigehalten und die Taue am Einfrieren gehindert werden. Eine Woche lang hielt das Torhaus erstaunlicherweise den Treffern stand, doch am 2. Firun brach es schließlich in sich zusammen. An einen Sturmangriff war aber immer noch nicht zu denken, denn der Schnee lag mittlerweile über einen Schritt hoch auf dem steilen Weg zum Burgtor.
Doch die Belagerer hatten noch mit anderen Widrigkeiten zu kämpfen als dem Wetter: Nachdem ein Mitglied der Auersbrücker Schwurschar von Unbekannten ermordet worden war, kochten die Gemüter kurz hoch und alte Feindschaften drohten offen auszubrechen, aber Graf und Wehrmeisterin gelang es, Schlimmeres zu verhindern (siehe Seite 3 dieser Ausgabe).
Eine überraschende Wendung
Gegen Ende des Firunmondes wurde es merklich milder, und es begann zu regnen. Allmählich schmolz der Schnee. Zu dieser Zeit gelang es Landvogt Metzel von Uztrutz und der Tsageweighten Palina vom Kargen Land, den Ritter Ardan davon zu überzeugen, seine beiden vierzehnjährigen Söhne Firunhard und Grimbald in die Obhut des Landvogtes und der Geweihten zu geben, damit wenigstens diese der Acht entgehen könnten (siehe Seite 4 dieser Ausgabe). Eine Übergabe der Burg lehnte der stolze Ritter aber erneut ab.
Der Sturmangriff begann am 20. Tsa. Von großen Schilden geschützt, rückte der erste Sturmtrupp vor, doch kein Pfeil zischte ihm entgegen, kein Horn erklang und kein Waffenlärm ertönte. Die Burg war leer. Gestern noch waren Leute auf den Mauern gesehen worden; nun aber war niemand mehr vor Ort. Es hatte in der vergangenen Nacht stark geregnet und das Umland war voll von den Fußspuren der Belagerer, so dass sich nicht feststellen ließ, wie und auf welchem Wege die Belagerten entkommen waren. Reiter wurden ausgeschickt, aber Ardan von Bärenstieg und seine wenigen Getreuen waren längst im Borrewald verschwunden. Ebenfalls verschwunden war die Rohalssteger Jagdmeisterin Morena von Bärenstieg, Ardans Nichte. Die Vermutung lag nahe, dass sie ihnen einen Weg an einigen unaufmerksamen Wachen vorbei gezeigt hatte.
Das Ende der Belagerung
Nach dem Ende der Belagerung rief Graf Jallik die Ritterin Dania von Angenfurten und die Sendrin Daria Hangklos zu sich. Vor etlichen Geweihten und vielen Zeugen schworen die beiden Frauen Urfehde; damit kehrt nun endlich Frieden ein in Wengenholm.
Nun löste sich das Belagerungsheer schnell auf, denn niemand hatte das Bedürfnis, länger als nötig an diesem ungemütlichen Ort zu bleiben. Einige Gruppen von Berittenen wurden noch beauftragt, nach den vogelfreien Rittern zu suchen, und die 3. und 4. Kompanie der Sappeure blieb zurück, um die Burg zu schleifen. Alle anderen Teilnehmer zogen heim in ihre Baronien oder Bergfreiheiten.
Der fürstliche Säckelmeister Brin von Garnelhaun soll getobt haben angesichts der Unsummen, welche die Belagerung verschlungen hatte. Fürst Anshold hatte nämlich die gesamten Kosten für die dreimonatige Belagerung selbst übernommen. Dabei war die Versorgung der Truppen eine logistische Herausforderung gewesen. Die Sappeure hatten die Brücke in Rondrasdank wieder aufgebaut, und von hier aus waren 120 Trosswagen beständig damit beschäftigt gewesen, das Belagerungsheer mit Lebensmitteln zu versorgen. Die Konvois von je 30 Wagen brauchten 8 Tage für jede „Runde“, ist der Bärenstieg doch eine abgelegene Burg im Borrewald. Dabei mussten sie stets von Bewaffneten begleitet werden, um Überfällen der vogelfreien Ritter vorzubeugen. Manch ein Händler und Fuhrmann machte hierbei ein gutes Geschäft.