Auersbrücker Fehde - Der Drifter Haufen schreibt einen Brief
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Der Drifter Haufen schreibt einen Brief | ▻ |
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Das Blatt wendet sich | ▻ |
Am weitläufigen Hauptplatz von Drift herrschte geschäftiges Treiben. Aus allen Richtungen strömten Gruppen einfacher Leute, jeweils um ein Banner versammelt auf den Platz. Der alternde Landweibel, Bakkar der Dachs, hatte den Drifter Haufen – wie die Landwehr der Baronie Drift genannt wurde – zu einer Versammlung aufmarschieren lassen. Er sprach von den Treppen des zentral gelegenen Praiostempels zu ihnen: „Danke, dass ihr alle gekommen seid, Freunde. Alle sind da! Sogar die kuhäugigen Hinterwäldler aus Hammerberg haben es geschafft - Willkommen!“ Nach kurzem Gelächter fuhr der Alte fort: „Ihr habt es sicherlich schon gehört und auf dem Herweg ausgiebig besprochen, dass die lausigen Nadoreter den Sendschaften Auersbrück und Rondrasdank die Fehde erklärt haben, weil diese angeblich an der praiosgewollten Herrschaft des Adels rütteln. Ich aber sage euch, dass es unter Fürst und Graf keinen Baron und Ritter braucht, vor dem wir uns bücken und beugen müssen – schon gar keine Nadoreter!“ Der Alte wurde durch lautes Gejohle unterbrochen. Er beruhigte die Menge durch beschwichtigende Handzeichen und fuhr dann fort: „Viele von uns haben Verwandtschaft in Nadoret und wir alle wissen, was für gierige Raubritter und Schmarotzer diese Nadoreter sind, die ihren Untertanen noch den allerletzten Kreuzer abpressen. Wir müssen nun aufpassen, dass diese Art nicht Schule macht und daher sage ich, dass wir dieses nadoreter Unkraut vertilgen, ehe es im Wengenholm Wurzeln schlägt!“ Der Alte hielt in Erwartung lauten Jubelns inne, doch blieb die Stimmung verhalten und man vernahm nur gedämpftes Murmeln aus dem versammelten Haufen. „Wie dem auch sei“ … fuhr er fort „Wir sollten den Nadoretern die Fehde erklären und unseren Brüdern und Schwestern im Wengenholm zur Hilfe eilen. Daher rufe ich euch zur Abstimmung, wie es bei uns Brauch ist! Alle die dafür sind, gehen auf die rechte Seite des Platzes, alle die dagegen sind, auf die Linke!“ Die Menge setzten sich zögerlich in Bewegung und nach einiger Zeit zeigte sich, dass sich eine Mehrheit auf der linken Seite des Platzes versammelte und eine Fehde daher ablehnte. Baron Brumil Wackerstock beobachtete Pfeife schmauchend die Szenerie von seinem Fenster der Hopfenburg aus, die wie der Platz und der Tempel, im Zentrum des Städtchens lag. Als sich eine Niederlage des Landweibels abzeichnete, beugte er sich zum ebenso anwesenden Haushofmeister und raunte: „Stell den Leuten so schnell wie möglich zwei große Fässer Bier auf den Platz und sage ihnen, sie mögen trinken so viel sie wollen, denn es ist frei. Hast du das getan, treibe rasch Gaukler und Spielleute herbei und dann sage dem Landweibel, er möge die Abstimmung in zwei Stunden wiederholen. Alle, die in den Kampf ziehen, brauchen mir dieses Jahr keine Pacht zahlen, so sie Ackerland von mir pachten. Sag ihnen das alles.“ Dann blickte Brumil wieder aus dem Fenster und murmelte: „Vor sechs Jahren glaubten die Nadoreter, sie können hier in Drift genauso schalten und walten, wie sie es nun in Wengenholm vorhaben. Es ist ihnen hier nicht gelungen und dort soll es auch so sein …“
Wenige Tage später war ein Brief am Tor des nadoreter Praiostempels angenagelt, in dem folgende, derbe Worte standen:
Neralda, Du nadoreter Hundsfott. Zwist und Hader sähst Du im Lande und machst dich gemein mit üblen Raubrittern, welche die Sendschaften Auersbrück und Rondrasdank bedrängen.
Wir sagen Dir: wer Wind säht, wird Sturm ernten. Wir, der Drifter Bauernhaufen, werden es nicht erdulden, dass deine Kettenhunde Wengenholm plündern. Denn deine Soldaten sind wacker, das ist allseits bekannt, und besonders wenn es ums Plündern geht!
Doch wir sind ehrlich und treu, den Göttern und dem Fürsten.
Daher erklären wir dir die Fehde, ziehen sogleich dort hinauf, und knüpfen jeden deiner Mordbrenner an den Galgen.
Dann kommen wir zu Dir und verfahren auf gleiche Weise.
Du bist ein Feigling und kannst nicht mal mit deinem nackten Arsch einen Igel töten. Was der Namenlose scheißt, frisst Du, Du Galgenvogel.
Sprich deine Gebete und bitte die Götter um Vergebung, denn nun sind deine Tage gezählt.
Jetzt müssen wir Schluss machen. Küss unseren Hintern!
Gezeichnet, der Drifter Haufen.