Auersbrücker Fehde - Von der eigenen Mutter zu den Waffen gerufen
◅ | Dem Ruf des Fürsten zu folgen |
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Von der eigenen Mutter zu den Waffen gerufen | ▻ |
„Von der eigenen Mutter zu den Waffen gerufen.“ Halmar von Sindelsaum schüttelte den Kopf. „Und das bei den Temperaturen.“ Allein bei dem Gedanken, im Winter eine Burg mitten im winterlichen Borrewald zu belagern, fröstelte es Halmar bereits. Perainhild, Halmars Gattin, wirkte ebenfalls wenig begeistert. „Einem fürstlichen Befehl werden wir uns aber kaum widersetzen können, es sei denn, du willst ein Wehrgeld zahlen.“
Halmar winkte ab. „Pah, abgesehen davon, dass es ungemütlich wird, ist da nichts zu befürchten, dafür ist mir das Geld zu schade. Wie viele Leute wird der Bärenstieger schon auf seiner Burg haben? Zehn? Zwanzig? Vielleicht dreißig? Sicher nicht mehr als das. Das Belagerungsheer wird viele hundert stark sein.“
„Also frierst du dir lieber einen ab, als Geld auszugeben und einen gemütlichen Winter hier im Dachsbau mit deiner Familie zu verbringen.“
„Genau.“ Halmar war der sarkastische Unterton seiner Frau gänzlich entgangen. „Damals in der Wildermark und in Tobrien war es auch oft ungemütlich, aber geschadet hat es mir auch nicht.“
Perainhild konnte nicht mehr an sich halten. „Jetzt kommst du wieder mit den alten Schoten. Du magst es gut überstanden haben, aber dort sind viele Leute ums Leben gekommen. Und jetzt frierst du lieber ein paar Wochen, als deinen Stolz runterzuschlucken und das Wehrgeld zu berappen.“
Halmar musste kurz schlucken. Sie hatte ja völlig Recht, aber er konnte nicht hintan stehen. „Wenn der Fürst ruft, folgen wir ohne Wenn und Aber.“
Perainhild verdrehte die Augen. „Und wen nimmst du mit? Die Entensteg und Ungolf und Praiodane sind ja schon da, die hat der Fürst wegen ihrer Teilnahme an der Fehde gleich als erstes einberufen.“
Halmar überlegt kurz. „Den Gutteil der Garde, die Hälfte der Barabeiner, ganz sicher Larona und Barthalm. Thalian und Eichbart auch. Boronar und Rondralieb ebenso. Yolande kann hierbleiben, die geht mir sonst nur wieder auf den Zeiger. Ansonsten brauchen wir noch einen Wundscher, da fragen wir Geron aus Barabein, als Koch kommt Murgrim bestimmt gerne mit und eine Schmiedin wäre noch gut, vielleicht Travine Lindgrün.“
„Barthalm ist 68 und Thalian 64; ist das nicht etwas viel, in ihrem Alter und mitten im Winter in einem zugigen Feldlager zu sitzen?“, warf Perainhild ein. „Die werden hier nicht zurückbleiben wollen“, erwiderte Halmar.
Perainhild funkelte ihn an. Sie brauchte nichts weiter zu sagen, Halmar wusste auch so, was sie dachte. „Yolande nimmst du aber brav mit. Die ist eine der wenigen von deinen Vasallen, die eine ordentliche Ritterin ist und nicht schon über sechzig ist.“
Halmar wusste, dass sie Recht hatte, startete aber einen letzten Versuch, um die Mitnahme seiner Schwester abzuwehren, mit ihrer Trunkenheit ging sie ihm allzu oft auf die Nerven. „Drum sollte sie besser hierbleiben, was wenn die Orks einfallen und hier ist nur die zweite Wahl vor Ort, da bleibt sie besser hier und steht dir zur Seite.“
„Hast du mich gerade zweite Wahl genannt?“, fauchte Perainhild. „Du nimmst sie mit. Das Risiko, mich hier ohne dich und deine Schwester vor imaginären Orks zu verteidigen, gehe ich ein.“
Halmar zog den Kopf ein. Er wusste, wann es besser war, den Kopf einzuziehen und klein beizugeben.
So wurde der Aufbruch für den 1. Hesinde festgelegt. Am 2. Hesinde würde man sich mit den Rohalsstegern vereinigen und dann gemeinsam gen Norden ziehen.