Auersbrücker Fehde - Ankunft der Sindelsaumer

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10. Hesinde 1047, Bärenstieg

Es schneite, als die Rohalssteger und Sindelsaumer Aufgebote bei der winterlichen Belagerung des Bärenstieg ankamen. Die Anreise war äußerst beschwerlich gewesen. Schnee und eisige Winde hatten ihr Vorankommen erschwert, insbesondere der letzte Teil der Strecke durch den Borrewald war anstrengend gewesen, doch nun waren sie endlich am Ziel ihrer Reise angekommen. Holdana Borger, Korporalin in der Sindelsaumer Garde, hätte sich ein gemütlicheres Reiseziel vorstellen können. Nun standen sie außerhalb von ein paar steinern Häusern, die mit einer Palisade umgeben waren und wohl das Dorf Bärenstieg waren. Die Fenster waren oftmals nicht mehr als Schießscharten und die Türen befanden sich über dem normalen Bodenniveau. Hier war man offensichtlich auf Schwierigkeiten eingestellt. Nur dass das Dorf nun ein Heerlager war. Zwischen den Häusern waren zahlreiche Zelte aufgeschlagen worden und es herrschte ein geschäftiges Kommen und Gehen. Ein Trupp Ferdoker Gardistinnen ritt an ihnen vorbei, während eine Gruppe Sappeure eifrig Baumstämme beschlug.

Während die Adeligen und Hauptleute loszogen, um Rapport bei der Wehrmeisterin und dem Grafen Jallik zu machen, standen sich die Gemeinen die Beine in den Bauch. Holdana stampfte auf und ab, um sich warm zu halten. Es war wohl ein halbes Stundenglas vergangen, als der Schneefall endlich aufhörte und Holdana einen Blick auf die Burg Bärenstieg erhaschen konnte. Die Burg erhob sich auf einem steilen Felsen, der scheinbar nur über einen abschüssigen Stieg zu erreichen war, der von einem Torhaus bewacht wurde. Die Mauern und der Bergfried dahinter machten auf Holdana nicht den allerbesten Eindruck, aber bei dem Gedanken, das Tor oder sonst einen Teil der Burg angreifen zu müssen, wurde ihr ganz anders. Obwohl sie schon sechs Jahre bei der Garde war, war dies ihr erster richtiger Einsatz. Sonst hatte sie immer daheim Wachdienste versehen, während andere ins Feld gezogen waren.

Es verging noch etwas mehr Zeit, bis die Hauptleute endlich von ihrer Besprechung zurückkamen. Ihre alte Hauptfrau Wolfberta, die nun Bannerträgerin der Wehrmeisterin war, begleite Baron Halmar und die anderen. Nach einer herzlichen Begrüßung für die ehemalige Hauptfrau machten sie sich auf den Weg zu ihrem zukünftigen Heerlager. Es ging an einigen anderen Lagern vorbei. Zelte und hastig errichtete Holzhütten prägten das Bild. Teilweise wurden Geschütze aufgebaut. Im Umfeld der Lager war der Schnee zertrampelt und Gruppen von Soldaten waren damit beschäftigt, Gräben und Erdwälle aufzuwerfen, angesichts des gefrorenen Bodens eine schweißtreibende und anstrengende Arbeit, die dazu nur langsam voran kam.

Als sie zu ihrem zukünftigen Lager kamen, fanden sie bereits zwei Hütten vor. Ein Banner der Sappeure hatte hier bis jetzt Wacht gehalten. War das etwa das Banner, in dem ihr Bruder Jonor Dienst tat? Sie hatte ihn schon lange nicht mehr gesehen - tatsächlich, dort drüben packte er gerade seine Sachen zusammen. Während sich die beiden Geschwister in die Arme fielen, zeigte Hauptmann Ingram Dickrüb dem Sindelsaumer Baron das kleine Lager. Bald darauf zogen die Sappeure ab. Jonor versprach, später noch einmal vorbeizukommen, doch jetzt ertönten erst einmal Befehle durch das Lager, welches die nächsten Tage und Wochen ihr Zuhause sein sollte. Es wurden sofort Trupps eingeteilt, um das Lager aufzustellen. Die Kutschen wurden zusammengezogen, Zelte aufgebaut und Äxte ausgeteilt. Der Großteil der Sindelsaumer wurde sofort zum Bäumefällen in den nahen Borrewald geschickt. Es gab bereits etliche Stellen, an der andere Kontingente etliche Bäume gefällt hatten, doch der Borrewald war gewaltig und wenn es an einem nicht mangelte, dann waren das Bäume.

Sie arbeiteten, bis der Sonnenuntergang begann. Zahlreiche Bäume waren bereits gefällt worden und doch würde es etliche Tage dauern, bis die ersten zusätzlichen Hütten standen. Glücklicherweise hatten die Sappeure bereits zwei errichtet, allerdings war das Sindelsaumer Kontingent größer und hatte zahlreiche Pferde und Zugochsen dabei, es würde also eng werden.

Holdana und ihre Kameraden stolperten mehr ins Lager zurück, als dass sie tatsächlich gingen. Ritter Barthalm, der sich beim Holzhacken trotz seines Alters nicht geschont hatte, schickte die ganze Gruppe in eine Hütte, aus der schon ganz ausgezeichnete Düfte hervorkamen. Murgrim Siebenrüb und seine Gehilfen hatten einen ganz vorzüglichen Eintopf gezaubert, dazu dann noch einen Krug Hügelbräu und die Strapazen waren fast vergessen.

Die Nacht schlief Holdana dicht gedrängt mit zahlreichen Kameraden in einer der Hütten. Immerhin warm war es, durch die vielen Körper auf dem engen Raum, dazu brannte ein knackendes Feuer, nur umdrehen konnte man sich kaum, ohne seine Nebenleute anzustoßen.

Als Holdana am nächsten Morgen erwachte, schmerzten sämtliche Muskeln in ihrem Körper, doch nach einem reichlichen Frühstück ging es nach draußen. Die Sindelsaumer versammelten sich um ihren Baron. Holdana stand etwas weiter zurück und musste sich anstrengen, um ihn hören zu können. „Wir müssen zwei weitere Hütten bauen, dazu Unterstände für die Pferde und Zugochsen. Ebenso müssen wir einen Auslauf für die Tiere aufbauen, damit sie sich bewegen können, um warm zu bleiben. Das hat erst einmal Priorität.“

So ging es wieder zum Holzhacken und Bäumeschleppen. Immerhin fast alle Sindelsaumer waren dabei, selbst der Baron, und so kamen sie gut voran. Es dauerte nur wenige Tage, bis die Unterstände und Abzäunungen für die Tiere standen. Einige Tage später standen dann ihre notdürftigen Hütten. Die Wände und Dächer bestanden aus unbehauenen Baumstämmen. Die kleinen Zwischenräume, die es hier und da gab, hatten sie mit Erde gefüllt. Schon nach dem zweiten Tag hatte sich ohnehin eine dicke Schneeschicht auf dem Dach gebildet. Der Boden der Hütte bestand aus Tannenzweigen, die in die Erde gestampft worden waren. Alle paar Tage holten sie frische Zweige, damit der Boden nicht allzu matschig wurde. Sehr heimelig war es nicht, mit den winzigen Fenstern, die fast die ganze Zeit zu waren, und dem Rauch des Feuers, aber dafür war es warm und es gab auch immer reichlich zu essen und zu trinken. Die Sindelsaumer hatten selbst vieles mitgebracht und alle paar Tage kamen Versorgungszüge beim Heerlager an. Die Vorräte wurden dann an die verschiedenen Kontingente aufgeteilt. Immerhin musste man sich bei diesen Temperaturen um Vorratshaltung keine Sorgen machen.