Hinterhalt im Borrewald - Kampf in der Nacht

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Irgendwo im Borrewald, Firun 1047 BF

Es waren mittlerweile einige Stunden vergangen, seitdem der Hinterhalt auf den Wagenzug erfolgt war. Das notdürftige Lager war, so gut es ging, befestigt worden und Barthalm hatte einige Posten aufgestellt. Trotz des vorhergegangenen Angriffs war es Marbold Eschengrunder bereits langweilig geworden. Seiner Meinung nach war ein erneuter Angriff unwahrscheinlich. Heute Morgen hatten die Angreifer gute Chancen gehabt, aber nun eine veritable Wagenburg anzugreifen, war eine ganz andere Kiste. Als ein einsamer Reiter am Waldrand auftauchte, schrak er dennoch zusammen und gab sogleich Alarm. Innerhalb weniger Augenblicke waren etliche Armbrüste auf den Mann gerichtet, während andere Posten nach seinen Kameraden Ausschau hielten. „Das ist doch Enno.“, murmelte Barthalm von Rohenforsten „Der hat Nerven.“ „Was willst du hier Enno?“, rief Barthalm zu dem Reiter herüber: „Ihr habt zwei unserer Leute auf dem Gewissen und die Junkerin Yolande schwebt in Lebensgefahr.“ Enno hatte sein Pferd angehalten. „Wir haben das nicht gewollt. Ihr wart nicht unser Ziel.“ „An unser Wappen kannst du dich aber schon noch erinnern.“, erwiderte Barthalm erbost. „Es war wie gesagt nicht so geplant. Aber ich bin gekommen um euch zu warnen. Unsere Gruppe hat sich zerstritten und ein großer Teil plant euch heute Nacht erneut anzugreifen. Passt auf euch auf und Rondra mit euch.“, sprach der Vogelfreie und wendete sein Pferd. Die Schützen sahen zu Barthalm doch der schüttelte nur seinen Kopf. „Lasst ihn ziehen!“

Die nächsten Stunden vergingen unter großer Anspannung. Insgesamt befanden sich in der Wagenburg 15 Streiter und 4 Kutscher. Diese waren nun auch bewaffnet worden. Fässer mit Armbrustbolzen waren positioniert worden. Außerhalb des Lagers hatten die Sindelsaumer Schnüre mit kleinen Glöckchen gespannt. Die Idee war, dass sie klingeln würden, wenn einer der Angreifer im Dunkeln versehentlich dagegen laufen würde. Im Lager selbst war es fast vollkommen dunkel. Es sollte vermieden werden, dass die Verteidiger sich gegen das Licht abzeichnen würden. Während die Hälfte der Sindelsaumer Wache hielt hatte sich die andere Hälfte hingelegt um sich wenigstens etwas auszuruhen. Natürlich trugen sie dabei ihre vollen Rüstungen. Kaum einer von ihnen war tatsächlich eingeschlafen, als Arnulf, Barthalms Knappe die Hand hob. „Ich kann etwas hören.“, flüsterte er. Marbold, der am nächsten zu Arnulf positioniert war horchte in die Nacht hinein, doch er konnte beim besten Willen nichts hören. Angestrengt horchte er und dann hörte er es doch, leises Klirren und das Knirschen von Schnee. Während Arnulf weiterhin Wacht hielt, weckte Marbold eilig seine Kameraden auf. Die Sindelsaumer gingen, so leise es ging, in Stellung. Sieben Wagen hatten sie zusammengeschoben und die Zwischenräume mit Fässern, Säcken und Truhen zu Barrikaden ausgebaut. Die beiden Ritter Barthalm, Baerwin, des Rohenforster Knappe Arnulf und drei weitere Kämpfer verblieben in der Mitte. Sie waren die Reserve. An jedem Zwischenraum standen nur zwei Streiter. Mehr hatten sie nicht zur Verfügung und sie wussten ja schließlich nicht aus wie vielen Richtungen der Angriff erfolgen würde.

Es war eine wolkenlose Nacht, man konnte also wenigstens ein wenig sehen. Angestrengt starrte Marbold in die Nacht hinaus. Seine Angbarer Mauerwehr hatte er bereits angelegt. Obwohl er die Angreifer erwartet hatte erschrak er doch, als sich wenige Schritt vor ihm eine Gestalt aus der Dunkelheit schälte. Routiniert drückte er die Armbrust ab. Der Angreifer hatte keine Chance. Der Bolzen traf ihn im Bauch und der Mann stürzte zu Boden. Innerhalb weniger Augenblicke hatte Marbold nachgeladen und schoss auf den stöhnenden Mann. „Der kommt so schnell nicht mehr hoch.“, knurrte Marbold. Etwas flog aus der Dunkelheit heran und schlug kurz vor der Barrikade auf den Boden auf. Flammen stoben auseinander. Ein Feuertopf! In schneller Reihenfolge folgten mehrere hintereinander, manche schlugen harmlos im Schnee ein, aber andere trafen die notdürftige Barrikade und setzten sie in Flammen. Eilig zog sich Marbold und sein Kamerad zurück. „Entweder wollen sie das abbruzeln und in ein paar Stunden da durch, oder es ist ein Ablenkungsmanöver.“, hörte Marbold Barthalm sagen. „Da sind welche auf dem Bierwagen.“, brüllte jemand. Tatsächlich. Drei Gestalten hatten den Wagen erstiegen. Neben Marbold ging einer der Kutscher zu Boden. Das waren Bogenschützen. Ein Pfeil traf Barthalm, glitt aber harmlos an seinem Helm ab. Marbold zielte kurz und schoss. Daneben! „So eine Scheiße.“, knurrte er während er nachlud. Es dauerte nur wenige Augenblicke, dann lag der nächste Bolzen auf und er schoss erneut. Der Bogenschütze hatte ebenfalls gerade einen neuen Pfeil auflegen wollen, doch stürzte er nun rücklings von dem Wagen herunter. Auch die anderen beiden Angreifer wurden von Bolzen getroffen und gingen zu Boden. In einem anderen Abschnitt erklangen nun laute Rufe und Kampfeslärm klang herüber. Barthalm wollte bereits zum geschehen hineilen, aber Baerwin hielt ihn zurück. „Ich mache das.“, beschied er den Rohenforster „Koordiniert ihr derweil eure Leute.

“Bruder zu mir, es gibt Arbeit für deine Axt!“ Arnulf blickte kurz auf und eilte dann mit großen Schritten seinem Bruder hinterher. Eiligst stürmten die Hartsteiger in Richtung des bedrängten Abschnitts. Als sie ankamen, konnten sie gerade erkennen, wie ein Mann sich mühte über die Barrikade zu kommen. Ein Armbrustbolzen streckte in seiner Schulter und anscheinend hing er irgendwo fest. Als er die beiden Brüder sah, versuchte er noch sich loszureißen, doch Arnulf war schneller. Mit einem Kriegsschrei versenkte er seine Langaxt im Oberkörper des Mannes. Blut spritze in hohem Bogen und mit einem gurgelnden Geräusch fiel dieser gefällt zu Boden. Erschrocken blickte Baerwin zu seinem Bruder, dessen Gesicht nun mit Blut bespritzt war. Er erblickte ein gefährliches Flackern in Arnulfs Augen, doch nun galt es nicht abgelenkt zu sein, denn bereits im nächsten Moment schossen zwei Pfeile heran. Einen konnte der junge Ritter mit seinem Schild abwehren, der andere ging knapp neben Arnulf daneben. Weitere Pfeile folgten, so dass sich Baerwin rasch schützend vor seinen Bruder stellte, da dieser kein Schild zur Verfügung hatte. Diese Zeit genügte einigen der Angreifer um über die Barrikade zu gelangen. „Wartet!“ rief Arnulf und deutete den Sindelsaumer Armbruster in ihrer Nähe an, erst zu schießen, wenn sie ein klares Ziel hatten. „Jetzt!“ und man hörte das metallische Klicken, als zweimal der Abzug gedrückt wurde. Die Rüstung eines der Angreifer und der Schild des Zweiten splitterten unter der Wucht der Treffer, so dass sie durch die Kraft des Aufpralls von den Füßen gerissen wurden. Drei weitere Kämpfer jedoch waren noch unverletzt und stürmten sogleich auf die Sindelsaumer Schützen zu, damit diese nicht mehr nachladen konnten.

In diesem Moment traten ihnen die beiden Hartsteiger entgegen. Baerwin war der Amboss der die Angriffe abwehrte, sein Bruder der Hammer der die Gegner mit seinen wuchtigen Schlägen zurück trieb. Dann sah sich Baerwin plötzlich einem flinken Angreifer mit Säbel und Schild gegenüber. Dessen Klinge ging tückisch auf ihn nieder, doch der Ritter blockte die Attacke zur Seite und dann gelang es ihm im Gegenzug mit dem Bart seiner Waffe den Schildrand des Mannes zu erwischen und zu fixieren. Wie es der junge Ritter einst gelernt hatte, rammte er dem Mann nun seinen Schild direkt in die offene Seite und brachte ihn dadurch zum Stolpern. Doch noch im Fallen stach der Säbel nach ihm und verletzte seinen Schildarm leicht. Da schlug Baerwin erneut zu und seine Axt fuhr direkt in den Hals des Stürzenden. Blut spritzte und erschrocken blickte er auf dieses Schlachtwerk. Dann schien sich der tödlich Verletzte noch bewegen zu wollen und Baerwin schlug panisch wieder auf ihn ein und erneut, bis auch die letzten Zuckungen beendet waren. Am liebsten hätte sich der Ritter gleich an Ort und Stelle übergeben, aber die Situation war noch nicht ganz unter Kontrolle.

Die anderen beiden Angreiferinnen waren derweil voll auf beschäftigt, sich Arnulfs Langaxt, sowie den Nahkampfwaffen der beiden Schützen zu erwehren und hielten sich Rücken an Rücken stehend die Sindelsaumer vom Leib. “IM NAMEN DER LEUIN!” Der Schrei ließ die beiden Köpfe herumreißen. Der Moment der Unachtsamkeit reichte. Erst traf ein Bolzen eine Angreiferin ins Bein, dann stießen gleich drei Hellebarden von der zusätzlichen Verstärkung zu. Die verbliebene Frau stand nun mit dem Rücken zur Barrikade und versuchte sich verzweifelt, all der Angreifer zu wehren. „Ich ergebe mich.“, rief sie schließlich und warf ihr Schwert und Schild zu Boden. „Wir schießen sie trotzdem besser weg.“, verkündete Marog, der zwergische Geschützmeister, aber der blutende Baerwin winkte ab. „Besser wir fesseln sie und fragen sie aus. Vielleicht hat sie ja was Spannendes zu sagen.“ So geschah es, ein weiterer Angreifer war ebenfalls noch am Leben und wurde trotz seiner Verletzungen an ein Rad gefesselt. Die Anderen waren entweder tot oder kurz davor. Der Angriff schien nun fürs Erste vorüber zu sein. Fünf der Angreifer waren tot, zwei gefangen. Die Sindelsaumer hatten bisher nur zwei Verwundete zu beklagen.

Marbold stürzte einen Humpen Bier herunter um den schlimmsten Durst zu stillen. Es roch derweil verführerisch nach Speck. In manchen der Säcke auf der brennenden Barrikade war scheinbar Speck gewesen, der briet nun scheinbar vor sich hin, wobei sich auch andere, weniger schöne Gerüche mit rein mischten. Gemeinsam mit Barthalm und Baerwin fragte Marbold die Gefangene aus. Sie berichtete eingeschüchtert, dass sie von einem Alrik von Wengenholm in Alt-Albumin angeworben worden war, um diesen Transport zu überfallen. Dieser hatte sie dann mit Alphak von Steinklos und seiner kleinen Truppe zusammengeführt. Ritter Alphak hatte den Hinterhalt abbrechen lassen, bevor er richtig begonnen hatte, da er meinte, dass dies nicht das richtige Ziel war, Alrik hatte die Mehrzahl der Leute aber dazu bewegt einen erneuten Angriff zu wagen, da er berichtete, dass der Transport die Soldzahlungen für das fürstliche Heer beinhaltete. Verwirrt blickten sich die drei Verteidiger an, denn nichts lag weiter von der Wahrheit entfernt.

Es gelang den Sindelsaumern derweil den Großteil des Brandes zu löschen, indem sie Schnee auf die brennende Barrikade schaufelten. Die folgende Zeit über blieb es tatsächlich ruhig. Der nächste Angriff begann anders als der Letzte. „Für Bärenstieg“ erschallte er plötzlich aus der Nacht und ein geballter Pfeilhagel ging auf eine der Barrikaden nieder. Mehr und mehr Pfeile prasselten auf das Hindernis, erneut schlugen Brandtöpfe auf, doch statt die Barrikaden überklettern zu wollen, versuchten die Angreifer diesmal diese mithilfe von langen Stangen auseinander zu ziehen. Was auch mehr und mehr gelang, die Barrikade bestand schließlich nur aus Fässern und Kisten. Die Sindelsaumer schossen immer wieder auf die Angreifer, mussten angesichts des koordinierten Pfeilhagels aber hauptsächlich die Köpfe einziehen. Erneut erklang „Für den Bärenstieg.“, und nun begann der Sturmangriff bei dem die ersten Angreifer rasch die reduzierte Barrikade überwanden. „Auf sie!“, rief Baerwin und die Sindelsaumer warfen sich gegen die Angreifer, dennoch wurden sie Schritt für Schritt von der Übermacht zurückgedrängt. Marbold war sich nicht sicher wie viel Zeit vergangen war. Die ersten Angreifer hatten ihr Leben im Bolzenhagel ausgehaucht, aber es drängten immer mehr nach und ihre Überzahl zwang sie, sich immer weiter zurück zu ziehen. Die Angreifer kontrollierten nun einen Durchgang und dort standen sicher zwei Dutzend von ihnen, während von den Sindelsaumern kein Dutzend mehr auf den Beinen war.

Barthalm spürte, wie ihn trotz der Müdigkeit ein heiliger Zorn ergriff. Er klappte sein Visier hoch und blickte in die Runde. „Wenn wir hier und heute sterben müssen, so soll es ein Tod sein, auf den unsere Vorfahren stolz sein können. Wir sind Koscher. Unsere Ahnen haben bereits mit Baduar in der Dämonenschlacht gestanden und wir werden uns hier sicher nicht vor einer Bande Räuber verstecken.“, er klappte sein Visier herunter und griff seine lange Bartaxt zweihändig. „Ahrrum!“ machte es dröhnend durch die schwarze Nacht. War da ein Hornstoß, gerieten die Angreifer etwa in Unordnung? Barthalm nahm es nur am Rande war. „FÜR RONDRA UND BADUAR!“, brüllte er und stürmte nach vorne. „BADUAR!“, erklang es hinter ihm und die Sindelsaumer griffen mit letzten Kräften an.