Dohlenfelder Thronfolgestreit - Und Schwarzfels brannte

Aus KoschWiki
Version vom 30. April 2021, 17:11 Uhr von Replacer (D | B) (Textersetzung - „Drift“ durch „Ortsnennung ist::Drift“)
Zur Navigation springen Zur Suche springen


 Wappen Mittelreich.svg 
 Wappen Herzogtum Nordmarken.svg
 
Texte der Hauptreihe:
K28. Sieg
K95. Kajax
K118. Rückzug!
K121. Im Kosch
K122. Frieden!
K123. Epilog
1033 BF
Und Schwarzfels brannte
Galebqueller Verluste


Kapitel 120

Im Kosch


Nordmarken, 1033


Halmdahl von Sindelsaum hatte sich mit den beiden Soldrittern Ferk von Alrichsbaum und Alara von Semmelstock aufgemacht. Er trieb den Trupp keineswegs zur Eile an. Ganz im Gegenteil. Immer wieder ließ er anhalten und man lauschte nach verdächtigen Geräuschen, oder verräterischen Lichtquellen. Seinen Leuten hatte er befohlen die Laternen zu dämpfen und so möglichst wenig Licht zu verursachen.
Halmdahls Vorsicht zahlte sich schließlich aus. Hufschlag war zu vernehmen, dann waren schon zwei Laternen zu sehen, die fünf Reiter erhellten. Es musste also ein feindlicher Spähtrupp sein. Rasch blendeten die Reiter Halmdahls ihre Laternen ganz ab und verbargen sich zu beiden Seiten des Weges. Armbrüste wurden gespannt und Schwerter gezogen. Fünf Reiter waren nun deutlich zu erkennen. Die verräterischen Laternen erhellten die Szenerie und enthüllten das verhasste Wappen der Stadt Twergenhausen. So hatten sich die Städter also wie die Aasgeier an Hagens Heer geheftet.
Zorn und Hass über den schnöden Verrat der Städtischen wallte in Halmdahl auf. Hätte das Pack, wie ursprünglich vereinbart, auf Hagens Seite gekämpft, so wäre die Schlacht sicherlich anders ausgegangen.
„VORWÄRTS“ brüllte Halmdahl.
Armbrüste wurden abgeschossen und zwei der Twergenhäuser Reiter stürzten sogleich zu Boden. Die Laternen hatten das Zielen zu einem Kinderspiel gemacht. Dann brachen Halmdahls Reiter aus dem Unterholz heraus. Die Überraschung war vollkommen. Die Pferde der Twergenhäuser scheuten, und sie hatten kaum ihre Waffen gezogen, da lagen sie schon in ihrem Blut auf dem Boden. Es waren offensichtlich keine kampferfahrenen Streiter gewesen, sondern brave Stadtbürger fern ihrer schützenden Mauern.
Rasch wurden die Toten all ihrer Habseligkeiten entledigt. Halmdahl bereute, nicht ein paar Schritt Seil mitgebracht zu haben. Gerne hätte er das Gesindel am nächsten Baum aufgeknüpft. Dies blieb ihm leider verwehrt, aber so reihten sie die fünf unvorsichtigen Späher säuberlich am Wegesrand auf. Eine Mahnung an weitere Verfolger. Die erbeuteten Pferde aber nahmen die Reiter Halmdahls ebenso mit, wie die Habseligkeiten der Twergenhäuser. Nur die Wämser mit den städtischen Wappen ließen sie den Gefallenen.
Trotz des Erfolges setzte Halmdahl seinen Weg vorsichtig fort. Wer wusste schon ob nicht noch mehr Späher, oder gar ein größerer Trupp auf der Pirsch waren.
Doch der Ritt verlief ereignislos und schon bald konnte Halmdahl die Lichter der Burg Schwarzfels ausmachen. Die Zugbrücke war nach wie vor hochgezogen und Bewaffnete patrouillierten auf den Mauern der Burg. Das Frondorf Valpingen lag derweil dunkel und verlassen vor den Reitern. Die Bewohner hatten sich sicherlich hinter die schützenden Mauern der Burg geflüchtet.
„Wir haben noch ein wenig Zeit bis zur Morgendämmerung“, stellte Ferk von Alrichsbaum nüchtern fest.
„Das Dorf da gehört jetzt den Benbukkelsäcken aus Twergenhausen“, ergänzte Alara.
„Hätten wir nicht wegen des feigen Packs unser Lager beim Dohlenhorst verlassen müssen, wären wir jetzt vermutlich Sieger und nicht Besiegte“, setzte Ferk seine Gedanken fort.
„Die Feiglinge haben eine ordentliche Abreibung für ihren Verrat verdient. Die Späher waren ein Anfang, aber wir müssen ein Zeichen setzen“, konstatierte Alara.
Halmdahl nickte. Er hatte ganz ähnliche Gedanken gehabt. Er richtete sich in den Steigbügeln auf und rief.
„Das Dorf dort drüben gehört den Verrätern aus Twergenhausen. Setzt ihnen den Roten Hahn aufs Dach und dann geht’s zurück zum Heer.“
Halmdahls Spießgesellen johlten, und so preschten die Reiter ins Dorf. Rasch waren Fackeln entfacht und die Häuser des Dorfes gingen in Flammen auf. Alarmhörner ertönten auf der Burg Schwarzfels und Bewaffnete sammelten sich auf den Mauern, aber die Zugbrücke blieb hochgezogen. In der Dunkelheit konnte die Garnison schließlich nicht wissen, wie viele Angreifer im Frondorf wüteten.
Als auch der letzte Schuppen in lichterlohen Flammen stand, gab Halmdahl das Signal zum Aufbruch. Auf dem Rückweg zu Hagens Heer warteten die Reiter immer wieder auf mögliche Verfolger, aber weder die Twergenhäuser, noch die Truppen Angronds waren ihnen auf den Fersen. Hagens Heer würden also eine wohlverdiente Nacht der Ruhe gegönnt sein.
Das brennende Frondorf Valpingen aber erhellte den Nachthimmel und war im Darlintal wohl weit und breit auszumachen. Halmdahl musste sich nur eine gute Erklärung für Alvide einfallen lassen. Weder Hagen noch Alvide selbst lagen in Fehde mit der Stadt Twergenhausen – und doch hatten Halmdahl und seine Reiter einige der Städter erschlagen und ein ganzes Dorf in Brand gesteckt.

Alvide von Eichental war überrascht und erleichtert zugleich über Halmdahls Bericht. Erleichtert, weil das Heer eine Pause vergönnt war und überrascht, weil Halmdahl berichtete, von Twergenhauser Spähern angegriffen worden zu sein. Bei einem weiteren Scharmützel sei gar das Bauerndorf bei der Burg Schwarzfels in Flammen aufgegangen.
Alvide wusste nicht, was sie davon halten sollte. Halmdahl war schon immer ein harter Hund gewesen, und so schloss sie insgeheim nicht ganz aus, dass ihr Vetter eine private Racheaktion unternommen hatte. Da die städtischen Späher aber alle bei Boron waren, konnte niemand wirklich nachvollziehen, ob die Städter nicht vielleicht doch die Feindseligkeiten eröffnet hatten. Letztlich hatten die Twergenhauser einen kleinen Denkzettel verdient, beschloss Alvide, doch könnte sich das noch rächen. Die Twergenhäuser waren nicht gerade für ihre Nachgiebigkeit bekannt, aber das sollte Angronds Problem sein.
Am nächsten Morgen marschierte Hagens Heer weiter. Doch diesmal musste man nicht in niederhöllischer Hast verfallen. Zwar befand man sich nun auf dem Gebiet der feindlichen Baronie Liepenstein, aber das Heer zählte noch immer mehrere hundert Köpfe und musste so keine Angriffe der feindlichen Baronie fürchten.
Alvide hatte dem Impuls wiederstanden, zurück zum Schlachtfeld zu reiten um das Schicksal ihres Halbbruders Hagens zu erforschen. Es war nun ihre Aufgabe, das bunt gemischte Heer beieinander zu halten und weitere Übergriffe zu verhindern. Nur einen Herold mit der Parlamentärsflagge hatte sie entsandt, um Angrond mitzuteilen, dass sie, Alvide, in einigen Tagen erscheinen würde, um über Bedingungen zu verhandeln. Die Fehde war für Hagens Partei verloren und weiteres Blutvergießen nutzlos.

Während des Marsches – Flucht mochte Roklan es nicht nennen – gen Osten waren sie durch das Junkergut Finsterklamm gekommen, über die Via Ferra durch die Baronie Liepenstein. Finsterklamm gehörte zum Fundus des Hauses Leihenhof, Junker war der verschollene Riobhan – für den derzeit Ansoaldas Zwillingsschwester Alissa mit ihrem Ehemann Wolfgram von Tandosch herrschte.
Auf Anweisung Roklans hatten sich beide neutral verhalten, soweit es möglich war. Den Durchmarsch von Söldnern für Angronds Heer hatten sie nicht verhindern können, aber Roklan war sich sicher, dass sie das ihnen mögliche für die Sache Hagens hatten unternehmen können.
Roklan, Ansoalda und Alvide beschlossen einmütig, dass sie auch dieses Mal die Neutralität des Gutes Finsterklamm nicht in Frage stellen würden. Eine heimliche Depesche wurde zwar auf die Burg Glauburg geschickt, mehr geschah jedoch nicht. Es fehlte noch, einen zweiten Brandherd zu entfachen, war es doch für die junge Alissa ohnehin schwierig gewesen, Finsterklamm für die Familie zu halten.
Die nächsten Tage verliefen ereignislos, und das Heer nahm wieder ein wenig mehr Ordnung an. Das Heer durchquerte die Pfalzgrafschaft Albengau und danach die Grenze in den Kosch. Alvide und viele ihrer Kämpfer atmeten erleichtert auf, als sie wieder heimischen Boden unter den Füßen fanden. Von der Baronie Lûr aus ging es dann nach Drift und dort, am Ufer des Großen Flusses, schlug das Heer sein Lager auf.
Die Städter waren über den Anblick eines solchen Heeres mehr als erstaunt. Schließlich kam es nicht alle Tage vor, dass ein geschlagenes Heer vor den eigenen Mauern erschien, aber als die Truppen die Disziplin hoch hielten und für ihre Ausgaben bezahlten, bauten sich die Befürchtungen schnell ab und so mancher findiger Drifter nutze die Gelegenheit für ein gutes Geschäft.
Manche Truppenkontingente zogen sogleich weiter und wartete erst gar nicht den Ausgang der kommenden Verhandlungen in Dohlenfelde ab. Die Fehde war für Hagen verloren, womöglich war der junge Baron gefallen – was nutze es also, vor Drift abzuwarten? Nach den Schrecken der Schlacht dürstete es vielen Streitern nach der Heimat.
Alvide von Eichental aber machte sich mit kleiner Eskorte und in Begleitung von Roklan von Leihenhof gen Dohlenfelde auf, um über Bedingungen für einen Friedensvertrag zu verhandeln. Ulfried von Orgils Heim und Streitzig und Ansoalda von Leihenhof aber blieben zurück, um die Reste von Hagens Heer beieinander zu halten.