Dohlenfelder Thronfolgestreit - Hagens Rückkehr
Baronie Dohlenfelde, am Mittag des 8. Rondra 1033 BF
Zwei Altengrunder Bauern saßen zur Brotzeit unter einem reichlich Schatten spendenden Kirschbaum nahe ihrem heimatlichen Weiler, die Früchte waren bereits im Praiosmond abgeerntet worden. Burg Dohlenhorst war von hier aus recht gut zu erkennen, vor allem aber das große Söldnerlager der Koscher zwischen Altengrund und der Baronsburg beherrschte das Panorama.
„Baron Angrond hat sich immer regelmäßig bei uns im Ort blicken lassen, er speiste gerne im ‚Fetten Ochsen’. Wann hast Du zum letzten Mal Baron Hagen gesehen? Dass er in Altengrund war, war das überhaupt schon dieses Jahr? Anfang Praios irgendwann? Warst Du nicht vor einigen Tagen auf der Burg oben?“
„Ja, der Burgvogt hatte mich einbestellt, wegen dieser lächerlichen Zehntfrage, Du weißt, das gleiche wie im letzten Jahr.“
Der andere Bauer nickte verständig, bevor sein Freund fortfuhr: „Ich traute meinen Augen auf der Burg ja kaum: Keiner im dohlenfeldschen Rock ist dort zu sehen, dafür überall Koscher und Erzweilerer! Der Kosch, ich weiß, da kommt Hagens Mutter her – aber die Erzweilerer? Als ob gerade die Leut’ aus dem Junkergut oben im Eisenwald hier unten was verloren hätten...“
„Da hast Du Recht. Ich ärgere mich aber noch mehr über die Landwehrleute aus Erzweiler, die seit Monaten bei uns im Ort herumlungern, als hätten die bei sich zuhause nichts zu tun. Sind das noch Bauern und Handwerker, oder schon Söldner? Wann haben die zum letzten Mal was geschafft? Einer von denen hat vor Langeweile sogar meiner Tochter nachgestellt! Wenn ich den Mistkerl in die Finger bekomme! Fehlt wirklich nur noch, dass das Erzweilerer schwarz-goldene Banner über unserer Burg Dohlenhorst weht! Praios bewahre!“ Er machte eine kurze Pause, um Luft zu holen: „Aber hast Du Hagen auf der Burg gesehen? Bei Phex, ich würde wetten, der junge Herr ist gar nicht mehr hier in Dohlenfelde, sondern im Kosch oder gar in Tobrien oder Albernia, und wenn es nach mir geht, soll er dort auch bleiben! Der schert sich doch einen Dreck um uns anständige Dohlenfelder!“
„Halt Dich lieber zurück mit dem Schwingen solcher Reden! Du weiß, dass die Erzweilerer Landwehrleute den Roderich vom Wegshof halb tot geschlagen haben, nachdem er so was Ähnliches gesagt hat. Ein Auge und ein paar Zähne hat er auf jeden Fall verloren, und ob er je wieder richtig laufen können wird, daran zweifelt sogar der Perainegeweihte. Wie auch immer, auf der Burg habe ich Hagen tatsächlich nicht gesehen, aber die Wette hättest Du dennoch verloren. Denn Baron Hagen hat vorgestern in der Abenddämmerung einen Ausritt unternommen. Er mit seiner hübschen Gattin und ein paar Koscher Söldneroffizieren, wie es aussah. Ich besserte auf der Weide noch einen Zaun aus, als die Herrschaften keine fünfzig Schritt entfernt vorbei ritten.“
„Dann ist ja gut, dass wir nicht gewettet haben. Vielleicht lässt sich Hagen mal am Schwertfest bei uns in Altengrund blicken.“