Dohlenfelder Thronfolgestreit - Des Treublatts Ränke: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 24. Dezember 2019, 13:35 Uhr
Roban von Treublatt blickte sein Gegenüber aufmerksam an und lauschte dessen Ausführungen
zu der Situation in Dohlenfelde. „Lasst mich noch einmal zusammenfassen.
Hagen sitzt in Dohlenfelde fest im Sattel, aber Angrond sammelt seine Verbündeten.
Ihr.“ Dabei blickte er Erlan von Sindelsaum an. „habt Angrond ein Turnier angeboten.
Sollte Angrond siegen würdet ihr euch aus dem Thronfolgekrieg zurückziehen, wenn er
verlieren würde, würde nichts passieren und obwohl er nur gewinnen konnte hat
Angrond abgelehnt. Das wird seinen Schwiegervater Garmwart von Quackenbrück
nicht erfreuen und ohne diesen ist Angrond verloren. Ein Feldzug steht also bevor und
Angronds Verbündeten sind weitaus in der Überzahl, zudem verfügt das Haus
Salmingen nicht über ausreichend Finanzmittel um im ausreichenden Maße Truppen
zu werben.“
Erlan nickte. „Ja so sieht es aus. Wenn Hagen keine große Unterstützung erhält wird er
vermutlich gegen den Angriff Angronds unterliegen und all unsere Bemühungen sind
umsonst. Ich muss euch sicher nicht sagen, was das zu bedeuten hat. Wenn es uns
jetzt aber gelänge Hagen aus der Patsche zu helfen wäre er uns auf ewig verbunden
und uns stets ein treuer Verbündete.“ Roban nickte ebenfalls. Er hatte diese Gedanken
natürlich längst gehabt und seine Entscheidung stand fest. „Sindelsaum ihr seid ein gut
informierter Mann. Ihr habt vermutlich bereits vernommen, dass ich über gewisse Kontakte zu Söldnerkreisen verfüge. Nun dies entspricht der Wahrheit und ich bin bereit
diese Kontakte spielen zu lassen, um die erforderlichen Truppen aufzutreiben. Das
sind gute Leute, die in den vergangenen Jahren auf so manchem Schlachtfeld mit dabei
waren. Ein Banner werde ich auch selbst besolden. Alles Weitere liegt bei euch.“
Erlan lächelte erfreut. Das war es was er hören wollte. „Sehr gut. Ein weiteres Banner
wird das Haus Sindelsaum finanzieren und ein drittes wird über einen Kredit der
Salmingens bei den Stippwitzens besoldet werden. Ein viertes könnte wohl die Baronie
Galebquell aufstellen. Roklan von Leihenhof ist ein fähiger Baron und er weiß was auf
dem Spiel steht.“
Erlan hatte sich auf das Gespräch gut vorbereitet, dass musste Roban ihm lassen. Der
Bursche war ja noch nicht allzu lange Baron und doch war er schon gut im Geschäft.
„Nun einen Hacken hat die ganze Sache. Gut unterrichtete Quellen berichten, dass
Graf Jallik sich mit dem Gedanken trägt einen Feldzug gegen die Auswüchse in seiner
Grafschaft zu unternehmen. Der Fürst wird ihn dabei sicherlich unterstützen und ihr
werdet diesem Heerzug folgen müssen, wenn ihr eure Nominierung als Säckelmeister
absichern wollt.“
Nun war es an Erlan verblüfft zu sein. Roban wurde seinem Ruf wirklich gerecht. Er
war bestens informiert und zog die richtigen Schlüsse. „Nun ja. Dies mag wohl stimmen
und meine Anwesenheit ist im Kosch tatsächlich erforderlich. Meine Gattin Alvide ist
zwar bei den Fürstlichen Schlachtreitern, aber ein Ersatzmann kann sie gut vertreten,
wenn es tatsächlich zu einem Feldzug kommen sollte. Als Heerführerin ist sie ohnehin
besser geeignet.“ Kurz grübelte Erlan, dann hellte sich sein Gesicht auf.
„Der Feldzug hat allerdings noch einen Vorteil. Hagen wird der Aufforderung kaum
wiederstehen können sich zu beteiligen und wird gen Wengenholm ziehen. Das bringt
gleich zwei Vorteile. Zum einen haben wir den Heißsporn in Dohlenfelde aus dem Weg
und zum anderen setzt sich Angrond in ein massives politisches Abseits, wenn er
Dohlenfelde in Hagens Abwesenheit angreift. Unsere Aufgabe ist eigentlich nur sicherzustellen,
dass er nicht zu früh von Hagens Aufbruch erfährt und damit ins offene Messer
läuft. Viele seiner Verbündeten werden einen Angriff auf die Ländereien Hagens
ablehnen, wenn dieser auf einem Feldzug des Grafen Jallik weilt. Angrond hat aber
eigentlich keine Wahl. Wenn er diesen Sommer keine Entscheidung erzwingt muss er
aufgeben. Ein Heer kann er nur einmal aufbieten. Unseren Truppen kommt also die
Aufgabe zu ihm zumindest lang genug Paroli zu bieten, bis sich sein Heer auflöst.“
Roban nickte anerkennend. Der Baron war ganz und gar nicht auf den Kopf gefallen
und heckte gerade eine veritable Intrige aus. Roban gefielen die Ausführungen des
Sindelsaumers. Für Roban bot der Plan viele Möglichkeiten und kaum Risiken. Bei
überschaubarem Risiko machte er das Haus Salmingen politisch von sich abhängig
und auch der Sindelsaumer würde ihm fortan einen Gefallen schulden.
Der Baron setzte derweil seine Überlegungen fort. „Der Tandoscher könnte von seinen
Leuten den Großen Fluss patroulieren lassen und die feindlichen Verbände bereits auf
dem Seeweg aufmischen. Den Eisensteiner sollten wir hingegen aus Dohlenfelde fernhalten.
Ansoalda von Leihenhof, die ja an und für sich Oberbefehlshaberin der Truppen
ist wird Wachs in Alvides Händen sein, aber Rajodan könnte ihr den Führungsanspruch
streitig machen.“
Roban nickte zustimmend. „Ihr habt Recht wir können es nicht gebrauchen, dass irgendein
Hinterkoscher das Ruder übernimmt und uns den Ruhm streitig macht. Eisenstein
liegt doch neben Eisenhuett, oder?“ Erlan nickte, woraufhin Roban fortfuhr
„Nun dann bittet Rajodan doch darum Truppen auszuheben. Diese Truppen stehen
dann in Eisenstein und bedrohen Eisenhuett. Da sich Angrond dort aufhält und
Garmwart sein wichtigster Verbündeter ist wird sich das Heer wohl dort sammeln.
Wenn aber der Eisensteiner starke Verbände in seiner Baronie sammelt muss
Garmwart Truppen zurücklassen, um seine Ländereien nicht zu entblößen. Rajodan
steht ja in einem schlimmen Ruf, aber er wird die Fehde sicherlich nicht ausweiten.
Dafür ist er zu schlau, denn das würde ihn beim Herzog in ein schlechtes Licht rücken.
Garmwart kann sich dessen aber nicht sicher sein und so muss er Truppen vom Heer
abziehen. Truppen die Angrond dann in Dohlenfelde fehlen werden. Auf diese Art
schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe. Der Eisensteiner bleibt aus Dohlenfelde
fern und macht sich gleichzeitig nützlich.“
Erlan schmunzelte. „Der Plan ist ausgezeichnet Treublatt. Solange wir es schaffen Hagens
Abreise geheim zu halten und es uns gelingt Angrond einen Sieg zu verwehren
haben wir eigentlich schon gewonnen.“
Roban machte eine zustimmende Geste. „Ich werde noch eine Hand voll meiner Leute
nach Twergenhausen schicken, damit sie ein Auge auf die Städter haben. Darüber
hinaus werde ich eine Gruppe erfahrener Kämpfer entsenden, die sich außerhalb von
Dohlenfelde aufhalten werden und dann aus dem verborgenen zuschlagen können. Sie
sind darin geübt bei Nacht und aus dem Hinterhalt zu operieren. Je nach Situation
können sie dort unten sehr nützlich werden, doch nun kommen wir zu dem Preis meiner
Unterstützung.
Erstens mein Name bleibt geheim. Außer euch selbst darf nur Frylinde von Salmingen
von meiner Unterstützung erfahren. Weder eure Frau, noch Hagen, oder sonst jemand
darf erfahren, dass ich hierbei meine Hände im Spiel hatte.
Zweitens gegenseitige politische, wie auch militärische Unterstützung werdet ihr mir
natürlich gewährend, soweit dies notwendig werden sollte.
Drittens das Handelshaus Beutelstein hintergeht euch. Ihr verfügt über Anteile an dem Unternehmen
und erhaltet sicherlich gute Gewinne daraus. Nun die Werte Dame Gunelde
handelt überhaupt nicht mit Andergast, sondern mit den Finsterzwergen. Das muss
zum Wohle des Kosch natürlich ein Ende finden. Beweise kann ich euch liefern und ihr
könnt sie auch gerne überprüfen. Ihr solltet das Handelshaus beschlagnahmen und in
eine Barönliche Handelscompagnie umwandeln. An dieser Handelscompagnie werde
ich als stiller Teilhaber beteiligt sein.“
Erlan schluckte schwer. Die ersten beiden Punkte hatte er erwartet, aber der dritte
überraschte ihn. Gunelde Beutelstein handelte mit den Finsterzwergen. Er würde das
überprüfen müssen. Wenn es stimmen sollte würde er so vorgehen wie Roban es ihm
empfohlen hatte. Die Dame würde in den Fürstlichen Strafsteinbruch wandern und ihr
Handelshaus würde er beschlagnahmen lassen. Das hatte Growin Sohn des Gorbosch kürzlich mit
dem Handelshaus Neisbeck ja auch gemacht. „Abgemacht.“ Sagte er und reichte Roban die Hand zum
Handschlag. Roban ergriff die seine und drückte sie fest.
Beide wussten, dass es keine schönen Konsequenzen haben würde, wenn sich einer
von ihnen nicht an die Abmachung halten würde.
Die Kutsche hielt an und Erlan stieg aus. Sie tauschten für alle Hörbar ein paar Floskeln
aus. Angeblich hatte die gemeinsame Ausfahrt dazu gedient Erlan über den
Gesundheitszustand des Fürsten zu unterrichten. Nach einem letzten Gruß fuhr die
Kutsche los und Erlan sattelte auf und ritt mit seinem Gefolge gen Heimat.
Roban rieb sich derweil die Hände. Nicht nur, dass er an politischem Einfluss gewinnen
würde, nein er würde auch finanziell dazu gewinnen. Es lohnte sich wirklich gut informiert
zu sein. Erlan würde seine Beweise freilich überprüfen, aber es war nicht erfunden,
dass Gunelde mit den Finsterzwergen Handel trieb.