Dohlenfelder Thronfolgestreit - Nach dem Hinterhalt in Hagens Heerlager

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Texte der Hauptreihe:
K28. Sieg
K95. Kajax
K118. Rückzug!
K121. Im Kosch
K122. Frieden!
K123. Epilog
Autor: Reichskammerrichter, Geron, weitere

Nordmarken, 1033

Es schien, als seien Hagen, seine getreue Gefolgsfrau Roana und die Rondrageweihte Leuengunde vor einer Ewigkeit aufgebrochen, und die im Lager zurückgebliebenen überlegten sich schon, ob nicht ein Stoßtrupp entsandt werden solle, die drei zu retten.
Ihre Hochgeboren Alvide von Eichental hatte sich, wie nicht wenige andere im Heer, eindeutig gegen Hagens Ritt zum Markt Dohlenfelde ausgesprochen, das Unternehmen sei zu gefährlich und könne alles aufs Spiel setzen, wofür man bisher gefochten habe. Man wisse nicht, was im Markt Dohlenfelde geschehen sei, was die Brände dort verursacht habe. Die Spähermeldungen, dass es dort einen Hinterhalt gegeben hätte und Angrond tot sei, müssten erst überprüft werden. Denn wer sollte einen Hinterhalt am höchsten Feiertag der Göttin Rondra gelegt haben?
Sicherlich, dem Eisensteiner traute Alvide solch einen feigen Anschlag durchaus zu – aber Baron Rajodan war genauso überrascht wie alle anderen im Heer, als er die dichten Rauchwolken im Norden aufsteigen sah. Waren die Feuer im Hauptort der Baronie am Ende nur eine List Angronds, um Hagen aus der Reserve zu locken?
Roklan hatte Alvide beigepflichtet. Die Ratio gebot, den Ritt nicht zu wagen. Viel zu gefährlich, hatte der junge Baron Galebquells eingeworfen. Gleich wer den Hinterhalt geplant und durchgeführt hatte – würden die Anhänger Angronds nicht Hagen verantwortlich machen und gleich zur Rechenschaft ziehen?
Doch es gelang Roklan nicht, seinen Schwager zu überzeugen. Stattdessen war noch Ansoalda von Leihenhof Hagen beigesprungen. Mutig und ehrenvoll hatte sie das Vorhaben genannt, ganz in Rondras Sinne. Hagen handele als wahrer Ritter. Doch auch ihr war die Furcht vor dem Drohenden im Gesicht gestanden. Wie auch immer, der junge dreifache Baron hatte sich über alle Bedenken seiner erfahrenen Koscher Heerführerin und seines Schwagers hinweggesetzt und war gen Norden geritten.
Sofort nachdem Hagen aufgebrochen war, hatte Roklan seine Magierin aufgesucht. Sie hatte sich gerade im Zelt der Galebqueller auf ihre Aufgaben vorbereitet. Nicht als Schlachtenmagierin würde sie fungieren, solch gewaltige Schadenszauberei beherrschte sie nicht – und sie hatte sich sofort geweigert, das Heilige Schwertfest durch direkt auf das Schlachtfeld gewirkte Magie zu entweihen. Doch der Bitte, ein Auge auf den Heerführer zu richten, war sie nachgekommen.
In der Gestalt einer Rauschwalbe war sie hinter Hagen und den beiden Dienerinnen Rondras hergeschossen, elegant über das Schlachtfeld geglitten und hatte die dohlenfelder Gesandtschaft nicht aus den Augen gelassen. Erst als Hagen wieder sicher auf dem Rückweg war, war auch sie umgedreht und direkt zurückgeflogen.
Roklan von Leihenhof war gerüstet und bereit – angetan mit Plattenharnisch, stählernen Arm- und Beinschienen würde er die Schlacht erwarten.
Unruhig starrte er immer noch in Richtung des Marktes Dohlenfelde. Der junge Baron, vor wenigen Jahren noch tapsig wie ein junges Reh, war in seinem Amt gereift. Sein Gesicht hatte die kindlichen Rundungen verloren, deutlich traten scharfe Wangenknochen hervor, die Nase war nicht mehr so rund und putzig wie ehedem.
Er spürte eine starke Hand auf seiner Schulter. Er drehte sich um und schaute in die schräggestellten Wolfsaugen seines Mentors und Freundes Koradin von Rothammer. Der Priester des Nandus war selbst leicht gerüstet in einen ledernen Harnisch, den er unter einem grünen Überwurf mit silbernen Borten trug. Das lange, hellblonde Haar wehte in der ruhigen Brise. Unbewusst strich sich der Geweihte eine widerspenstige Strähne aus dem scharfkantigen Gesicht.
„Nandus und Rondra werden uns führen, Euer Hochgeboren“, erklärte Koradin nachdrücklich – doch ohne zu viel Pathos.
Seine Hand verschwand von Roklans Schulter und der Baron erkannte, weshalb. Sein Großvater, Ulfried von Streitzig und Orgils Heim näherte sich mit kraftvollen Schritten. Der alte Baron wirkte wie ein Relikt aus vergangenen Zeiten, insbesondere, wenn er sich im Kriegsrat zwischen Hagen von Sturmfels, Ansoalda von Leihenhof, Alvide von Eichental und Roklan aufhielt.
Dann und wann fand man ihn versunken im Gebet und man vernahm leise gemurmelt den Namen „Bernhelm von Sturmfels.“ Wehmütig schien der Herrscher einer der reichsten Baronien der Nordmarken an den Kampfgefährten alter Tage zu gedenken. Doch von dieser Wehmut war in diesem Moment nichts zu spüren.
„Roklan!“ bellte er seinem Enkel schon von weitem entgegen. Der jüngere, aber nunmehr gleichrangige Galebqueller spurte wie dressiert.
„Sammeln wir unsere Truppen. Hagen ist wieder eingetroffen. Er sieht ziemlich mitgenommen aus.“
„Was ist geschehen!?“ entfuhr es Roklan, der seinem Großvater entgegen gelaufen war.
„Das wird er dir schon selbst erzählen“, kam es knapp über die Lippen Ulfrieds.
„Nur so viel: Es kam wohl zu einem Übergriff eines Haufens von Anhängern Angronds auf Hagen und Roana, nicht einmal Ihre Hochwürden Leuengunde blieb verschont. Es geht den dreien gut, ein uns bereits wohl bekannter Gefolgsmann Garmwarts von Quakenbrück – der Edle Darian von Lîfstein – hat sie sicher hierher zurück geleitet.“
Darian von Lîfstein – Roklan kannte ihn natürlich. Es war der Edle zu Schratzelroth gewesen, der im Rücken des bei Altengrund lagernden Heeres Hagens mit seinen horasischen Söldlingen und seinem Magier Burg Schwarzfels im Handstreich erobert hatte, und der schließlich im Duell dem Allwasservogt Gorfang Reto unterlegen war und die Burg wie vereinbart geräumt hatte. Roklan hatte den harten Zweikampf der beiden am Morgen des vergangenen Tages natürlich verfolgt.
„Jolenta! Hlûthard. Koradin!“
Bevor Roklan auf dem Absatz kehrt machte, um seinem Großvater zu folgen, befahl er noch seinen Offizieren, die galebqueller Truppen vorzubereiten, zu sammeln und gemeinsam mit jenen Orgils Heims abmarschbereit zu machen.
Dann folgte er dem davon eilenden Baron von Orgils Heim zum Feldherrnzelt Hagens.