Dohlenfelder Thronfolgestreit - Was bisher geschah

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Texte der Hauptreihe:
K28. Sieg
K95. Kajax
K118. Rückzug!
K121. Im Kosch
K122. Frieden!
K123. Epilog
Bor 1032 BF
Was bisher geschah
Burg Schwarzenfels


Kapitel 25

Das Tor wankt

Nordmarken, 1032

Was bisher geschah…

Nachdem das Heer Baron Hagens von Salmingen-Sturmfels und seiner Verbündeten am frühen Morgen des 27. Boron 1032 BF auf Schiffen des Barons zu Tandosch und der Herzogenstadt selbst in Twergenhausen eingetroffen war, schloss sich ihm dort die Twergenhäuser Stadtwehr an. In zwei Heersäulen, jeweils etwa zweihundert Kämpfer stark, marschierten die Truppen nun auf die beiden wichtigsten Burgen der Baronie:
Das Gros der Adelstruppen gen Burg Dohlenhorst am Großen Fluss, die Stadtwehr gen Burg Schwarzfels an der Via Ferra.
Die Kernlande der Baronie am Darlin wurden so gut wie ohne Widerstand besetzt, im Hauptort der Baronie stießen Hagen-treue Truppen aus dem dohlenfeldschen Junkergut Erzweiler, Gardisten und Landwehr, unter Führung des Ritters zu Maringen zu den Twergenhäusern.
Burg Schwarzfels fiel dann überraschend schnell: Ritter Ardor von und zu Schwarzfels öffnete dem anrückenden Heer unter Führung der Baronin Praiodara von Wolfsstein, des Ritters Rondrian von und zu Maringen sowie des Twergenhäuser Patriziers Throndwig Gliependiek am späten Nachmittag die Burgtore, da er offenbar mit der Sache Hagens sympathisierte.
Angrond von Sturmfels, der Baron zu Dohlenfelde, hatte Burg Dohlenhorst und sein Lehen schon am Vormittag des 27. Boron, und ohne dass Hagen oder seine Verbündeten davon wussten, in eiliger Flucht verlassen, nachdem er von der überraschenden Ankunft des vielfach überlegenen Heeres seines Halbbruders in Twergenhausen erfahren hatte. Der Baron Dohlenfeldes war mit seiner Gattin Isida von Quakenbrück, seinen Kindern und kleinem Gefolge durch die Vogteien Nilsitz, den oberirdischen Teil des Bergkönigreiches Eisenwald, geritten.
Als die Nachricht von der Flucht Angronds im Feldlager vor Burg Dohlenhorst am Morgen des 28. Boron die Runden machte, beschlossen die Angreifer, die Belagerung wie geplant fortzuführen, denn die Burg konnte man nicht in den Händen von Angronds Gefolgschaft belassen.
Der Koschbaron Erlan von und zu Sindelsaum machte sich eilig an die Verfolgung Angronds und Isidas, die einen ganzen Tag Vorsprung hatten. Die Verfolger konnten auf ihrem wilden Ritt einige Stunden wettmachen, aber letztlich waren die Mühen vergebens: Am efferdwärtigen Ende der Opferschlucht hatte die Baronsfamilie ein Flussschiff bestiegen und unter Zurücklassung ihrer teils edlen Rösser die Flucht auf dem Großen Fluss fortgesetzt, immer weiter stromabwärts.
Mittlerweile scheint es sicher, dass Angrond in der Heimat seiner Gattin, der Baronie Eisenhuett, ein vorläufig sicheres Exil gefunden hat.
Am 28. Boron – die Stadtwehr Twergenhausens hatte Burg Schwarzfels besetzt, wie es in einem geheimen Abkommen dem Magistrat der Stadt als Lohn für die Unterstützung Hagens im Thronfolgestreit versprochen worden war – rückten die vor Schwarzfels stehenden Adelstruppen, also vor allem die Wolfssteiner und Erzweilerer, ab. Sie reihten sich noch am Abend bei den Belagerern vor Burg Dohlenhorst ein.
Auch Ritter Ardor von und zu Schwarzfels schloss sich den Truppen an und bot Baron Hagen – nicht ohne gegen die Inbesitznahme seiner Burg durch die Stadt Twergenhausen zu protestieren – sein Schwert und seine Dienste an.
Auch Wilgunde von Nadelfels, Ritterin zu Freyen, eine gute Bekannte der Baronin zu Wolfsstein, hatte sich Baron Hagen unterworfen.
Ritter Markward von und zu Darlinstein war bereits am ersten Tag des Angriffs in die Gefangenschaft von Hagens Truppen geraten.
Somit war nur ein Vasall Angronds flüchtig: Einzig Gilia von Siobháran, Ritterin zu Perainshof und unter Angrond Jagdmeisterin der Baronie Dohlenfelde, die Baron Hagen als einzige der Vasallen Angronds formell die Fehde erklärt hatte, war flüchtig. Womöglich versuchte sie, zu ihrem Lehnsherrn in Eisenhuett zu gelangen.
Vor Burg Dohlenhorst, auf dem zum Tor führenden Pfad, waren bereits am ersten Tag der Belagerung provisorische Geschützstellungen ausgehoben worden, von denen aus das Torhaus der Burg mit den zwei Sindelsaumer Rotzen sturmreif geschossen werden sollte. Doch stellte sich dies aufgrund der massiven erzzwergischen Bauweise Dohlenhorsts als langwieriges Unterfangen heraus, zumal sich die auf den Geschützturm der Burg verschossenen Feuertöpfe schon bald als nutzlos erwiesen, sollte gerade dieser Turm doch sogar einem feurigen Drachenangriff standhalten. Dazu kam noch der fast ununterbrochene Nieselregen dieses Boronmondes.
Der Plan war, die Burg zu stürmen, sobald das Torhaus eingestürzt und der Turm nicht mehr gefechtsbereit wären. Zum raschen und massiven Sturmangriff drängten vor allem und lautstark Fiona von Tandosch, die Tochter des Barons zu Tandosch, sowie Rajodan von Keyserring auf Eisenstein, Baron zu Eisenstein.
Erstere hatte extra nach Waffenträgern aus ihrer Heimatbaronie geschickt, die mehrere Tage später auch eintrafen. Es war ein raues, disziplinloses Kriegsvolk, dass da unter dem al’anfanischen Korbanner eingetroffen war. Brutale, die Ritterehre nicht achtende Söldlinge, die ihr blutiges Handwerk bisher für den jeweils Höchstbietenden oder als Piraten auf eigene Rechnung ausgeübt hatten.
Der Beschuss Dohlenhorsts zog sich Tag um Tag. Die anfängliche Hoffnung, Geschütze aus Twergenhausen – die Stadt verfügte über viele Stück Artillerie verschiedenster Bauart – vor Burg Dohlenhorst in Stellung zu bringen, um damit die Dauer des Beschusses bis zum Einsturz des Torhauses deutlich zu verkürzen, scheiterte am ständig zu eskalieren drohenden Streit um Burg Schwarzfels:
Ritter Ardor wollte seine Rechte auf die Burg, die seine Familie seit Jahrhunderten als Lehen der Barone zu Dohlenfelde innehatte, nicht vollends aufgeben – der Magistrat der Herzogenstadt jedoch pochte auf die unbedingte Umsetzung des Vertrages, und war sogar dabei, den Widerstand Ardors als Begründung zu verwenden, seine Forderungen auszuweiten.
Baron Hagen und insbesondere dessen Mutter Frylinde von Salmingen, die an mehreren Magistratssitzungen in Twergenhausen teilnahm, waren bemüht, die Stadt im Bündnis gegen Angrond zu halten.