Glaube im Kosch — Teil VIII: Der Herr Praios

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Ausgabe Nummer 41 - Efferd 1029 BF

Auf dem Zwölfergang

Glaube im Kosch — Teil VIII: Der Herr Praios

In dieser Ausgabe begleiten wir Meister Born von Stedtler zu der wohl bekanntesten Station des Zwölfergangs: dem Greifenpass, auf dem man sicheren Fußes über die hoch aufragenden Koschberge gelangt.

Vom Firunszapfen hinab durch die majestätische Schönheit der Koschberge war der Weg zwar weit und anstrengend, doch der Blick ein ums andere Mal lohnenswert. Vorbei an hoch aufragenden Felsformationen und gewaltigen Schluchten erreichte ich schließlich den Weg zum Greifenpass. Es waren weniger Pilger, die den Weg säumten, sondern neben durchreisenden Händlern vor allem finster dreinblickende Wachen mit den Wappenröcken des Nordmärker Reichsregenten Jast vom Großen Fluss. Sie verlangten einen horrenden Zoll für jeden Durchreisenden, zunächst selbst von Pilgern wie mir. Erst als ich glaubhaft versichert hatte, dass ich nichts als mein schlichtes Gewand, den Pilgerstab und die durchgelaufenen Schuhe bei mir hatte, hatten sie ein Einsehen. So wurde es Abend, bis der Schein hunderter Greifenkerzen, die fein säuberlich in kleine Nischen an einer Felswand aufgestellt waren, meinen Weg erhellte. Nicht nur den Weg, ihr güldener Glanz fiel auch auf einen gewaltigen Felsen, dessen Form an die stolzen Züge eines Greifen erinnerten. Im flackernden Licht schien er gar zu leben, seine Augen zu glitzern… ein Blick, der mich in der nahen Herberge des Hüterklosters in Demut und Ehrfurcht ruhen ließ, fühlte ich mich doch geborgen im Schutz von Praios’ heiliger Stätte, fernab von Räubern und raubeinigem Gesindel wie den Nordmärker Wachen. Und ich wusste, nach dem schweren Weg durch die Berge, wie groß die Gabe des Fürsten der Götter war, der uns diesen Pass über das Koschgebirge offenbarte.

Aus der Historie

Die Lehre des Praios soll schon zu frühesten Zeiten Bosparanischer Besiedlung in unser Land gekommen sein. Wie es heißt, sei der legendäre Entdecker Sanin selbst ein frommer Anhänger des Allordnenden gewesen. Bis heute führt ein Pilgerzug vom heutigen Ferdoker Tempel hinauf zu jener Stelle, an der einige steinerne Säulen den Standort der ursprünglichen Greifen-Kathedrale markieren — zu der angeblich Sanin selbst den Grundstein gelegt haben soll.

Aus jenen frühen Tagen geben heute vor allem Legenden Zeugnis. So die Mär vom jungen Burschen Aldiran, der sich in den Koschbergen verlaufen hatte und fast verhungert wäre.

Doch ein rotgoldener Sonnenstrahl fiel auf einen greifenförmigen Felsen und wies ihm den Weg hinab ins Tal... so schildert man bis heute die Entdeckung des Greifenpasses.

Diese Geschichte ist eine der wenigen, welche die Dunklen Zeiten überdauerte. Viele Heiligtümer und Wissensschätze gingen damals mit dem Verfall der Frömmigkeit verloren. Erst während der Klugen Kaiser erholte sich der Glaube an Praios auch im Kosch durch das Wirken besonnener Geweihter, welche jedoch meist im Schatten der vom Vorbild des Fürsten Baduar geförderten Rondrakirche standen.

Die Priesterkaiserzeit begann im Kosch daher ungleich bescheidener als anderswo. Seneschall Vinan V. konnte seine Führungsrolle in unserer Provinz behalten, indem er sich kurzerhand dem Götterfürsten weihen ließ. Als Sonnenvogt regierte er mit ruhiger Hand über das nach der Neuordnung verbliebene Land der Lichtei Greifenpass; der Norden, mit weiten Teilen Wengenholms und der Geistmark, war hingegen dem Greifenfurter Geweihten unterstellt, und im Ferdoker Land herrschten die dortigen Grafinquisitoren. Doch auch diese wirkten zunächst als umsichtige Ordner, brachten bis heute gute und nützliche Neuerungen: Lehensgrenzen wurden verzeichnet und festgelegt, Chroniken geordnet, Bevölkerungsregister angelegt1 – wobei auch niederen Familien in diesem Zuge ein Nachname verliehen wurde; auch der Rittersteig zwischen Nadoret und Fürstenhort wurde in jenen Jahren errichtet und der Baduarspass zwischen Fürstenhort und Angbar ausgebaut. Zwar wurde das Rondrakloster Leuwensteyn schon früh requiriert und zur Hauptresidenz der Lichtei ausgebaut — anders als in Nachbarprovinzen blieben aber die Lehren Rondras wie die Rittertugenden Baduars tief im Adel verwurzelt und wurden auch von den Vertretern der Priesterkaiser zunächst respektiert.

Erst die Ermordung des Lichtboten Kathay im Jahr 414 BF in besagter Abtei Leuwensteyn entfachte mit dem „Sommer von Feuer und Blut“ ein loderndes Inferno, das selbst die strengen Taten im Namen des Götterfürsten andernorts im Reich in den Schatten stellte. Was bisher an Milde geherrscht hatte, schwenkte nun in unnachgiebige Härte um, sah man doch die gemäßigten Verhältnisse im Kosch als Grund für das Attentat. Vor allem die Inquisitoren von Leuwensteyn, Trolleck und Ferdok, Heladora, Lumificius und Prankrecht, walteten unnachgiebig ihres Amtes. So wurden mit vereinter Kraft acht Geoden in ihrem uztrutzschen Steinkreis verbrannt — als ihre Geister hernach zaubernd umherspukten, pflanzte man das bis heute gepflegte, bannende Praiosblumenfeld. Auch das gesamte Dorf Rankhag im Nadoretschen wurde mitsamt der Bevölkerung niedergebrannt, als die Bürger die Zahlung des erhöhten Praioszehnts verweigerten — heute steht an dieser Stelle das Ort und Stift Prasunk.

In den späten Jahren mehrte sich der Widerstand der Koscher, insbesondere der Zwerge, gegen die gestrengen Priester. So heißt es etwa, dass der Bergrutsch, der den Baduarspass verschüttete, von Angroschimhand ausgelöst wurde, um diesen wichtigen Weg zwischen Angbar und dem Praioskloster Trolleck zu blockieren. Jedenfalls war die Erleichterung groß, als die Zeit der Priesterkaiser endlich vorüber war. Bald schon versuchten die ersten Barone ihre Grenzsteine zu verrücken, was Rohal in seiner Weisheit jedoch durch die Schaffung der Grenzgreven unterband. Was er nicht verhindern konnte (oder wollte), war jedoch die schleichende Abwendung der Koscher und des Adels von der Praioskirche — wenig verwunderlich nach den bitteren Erfahrungen der Priesterkaiserzeit.

Erst das Wirken gemäßigter Geweihter, wie Hamwiede Goldscheins (der „wandernden Segnerin“ zur Zeit Halmdahls), des Kunhags vom Pfade (langjähriger Beichtvater Holdwins) oder Wilburs von Zweizwiebeln-Sighelms Halm (bis ins Jahr 1016 BF Hochgeweihter Angbars), brachte durch das Vorleben gerechter und ehrlicher Lebensweise die Lehren wieder etwas näher an die Herzen der Koscher. Gerade unser Fürstenhaus, dessen Erneuerer Holdwin dank seines Beichtvaters Kunhag den Herren Praios hoch achtete, mühte sich dessen Licht zu erhalten, so dass der Götterfürst so manchen Geweihten aus seinen Reihen erwählte. Zuletzt sorgte die Sonnenkirche durch das zeitweilige Schisma zwischen den Lichtboten Jariel und Hilberian für Wirbel im Lande. Auch wenn letztlich wieder Ruhe einkehrte, blieb doch eine Reihe verschiedener Auffassungen innerhalb der Priesterschaft bestehen... und nach dem Ende der Garether Zentralmacht sieht so mancher seine Lehre als jene, welche der Kirche den Weg zu neuer Stärke weist.

Koscher Eigenheiten

Die Koscher waren in ihrer Geschichte nie sonderlich fanatisch — weit entfernt von den Zuständen in anderen Provinzen. Während der Sonnengott im Volk eher traditionell als Gott der Obrigkeit distanziert betrachtet wird, geht seit der Priesterkaiserzeit selbst der hiesige Adel eher pragmatisch mit den Lehren Praios’ um. Man tut meist wenig mehr als seine Pflicht, wenn es gilt die Praioswend’ zu feiern oder an Kaiserinnengeburtstagen den Tempel zu besuchen. Das Herz der Koscher Edelleute schlägt eher für die schützende und ritterliche Mutter Rondra, den väterlichen Ingerimm oder die heimelige Travia als für die gestrengen Lehren des Herrn Praios. Ausnahmen, wie das traditionell dem Stift Prasunk verpflichtete Haus Nadoret oder den Baron von Metenar, der gar als Ritter des Bannstrahlordens und Reichsrichter in Elenvina weilt, mag man als Bestätigung dieser Regel sehen. Mit dem praiosfrommen Adel der Nordmarken oder Greifenfurts ist der Koscher jedenfalls kaum vergleichbar. So sind auch Prunk und offene Zurschaustellung der Macht unserer Herrschaft eher fremd, und ein geselliger Abend im gemütlichen Schloss gilt allemal als behaglicher denn ein gestrenger Auftritt als Richter unter der Gerichtseiche.

Auch die Praioskirche selbst zeigt sich im Kosch meist mehr als andernorts von ihrer bescheidenen Seite. Umso mehr, nachdem sie nach überstandenem Schisma und der Zerstörung der Garether Stadt des Lichts einiges an Einfluss verloren hat und ihren künftigen Weg erst noch finden muss. Freilich sind die Geweihten auch im Kosch respektable Hüter von Recht und Ordnung, doch meist lassen sie den Adel gewähren und wirken nur im Hintergrund oder wenn es im Namen ihres Gottes dringend erforderlich erscheint. Es soll auf dem Land gar einfache Geweihte geben, die sich im Wirtshaus zu den braven Bürgern gesellen und dort in gemütlicher Runde Legenden vom guten Wirken der Gerechtigkeit und Wahrheit erzählen...

Feiertage

Praiostag — Generell gilt er auch im Kosch als schönster Tag der Woche. Von den Geweihten wird es jedoch nicht gerne gesehen, dass man ihn häufig nicht nur zur Besinnung im Götterdienst, sondern auch ausgiebig zur Muße und Zerstreuung in abendlicher Wirthausrunde nutzt.

1. Praios — Sommersonnenwende. Man trägt zur Mitternacht die Feuer zusammen, welche während der Namenlosen Tage Schutz spendeten: Entzündung großer genau geschichteter Sonnwendstapel, in Wengenholm rollt man zur Praioswend’ Flammenräder ins Tal. Während des ersten Sonnenaufgangs im neuen Jahr Praiosmessen. Zur Mittagsstunde Jahressegen durch die Hochgeweihten von Angbar und Ferdok.

2. Praios — Fürstlich Gnaden. Fürst Blasius verteilt in Angbar Gaben an die Armen, stiftet den Lehrlingen und Gesellen Freibier und gibt den Kindern ein Festmahl. Bei der Großen Audienz können auch Bittsteller aus dem Volk ihre Anliegen vorbringen. Von Sonnenauf bis -untergang ist es jedermann erlaubt mit Armbrust, Speer und Beil in die fürstlichen Forste zu ziehen, um „nach seinem Bedarfe“ Holz zu schlagen und Wild zu jagen (ausgenommen freilich Wildschweine).

2. Praios — Praioshangeln. Alle zwölf Jahre (zuletzt 1023 BF) dürfen einige ausgewählte Rechtsbrecher versuchen, an einem langen Seil über die Schwertschlucht zwischen Koschgau und Bärenfang zu klettern. Wer es schafft, soll frei sein.

30. Praios — Ratstag. Die Damen und Herren der Stadträte von Angbar, Ferdok und kleineren Städten müssen sich vor der Bürgerschaft für die Taten des vergangenen Jahres rechtfertigen.

30. Praios — Tag von Brig-Lo. Gemeinsamer Götterdienst von Geweihten des Praios, Rondras, Efferds und Ingerimms in Angbar und Ferdok im Gedenken an die Zweite Dämonenschlacht.

17. Rondra — Geburtstag Kaiser Retos. Wenngleich längst kein offizieller Feiertag mehr, treffen sich so manche Koscher nach wie vor zu abendlichen Runden um die „guten alten Zeiten“ zu begießen, in denen „das Mittelreich noch das Mittelreich und Kaiser noch wahre Kaiser“ waren.

23. BoronGeburtstag Kaiser Hals. Wird wohl nach der Krönung Rohajas zunehmend an Bedeutung verlieren.

26. RahjaGeburtstag Kaiserin Rohajas. In diesem Jahr erstmals ein neuer Feiertag, den sich ein rechter Koscher sicher nicht entgehen lässt. Schon jetzt sind in Angbar die Festlichkeiten in Planung.

30. Rahja — Jahresscheid. Bei einem Götterdienst am letzten Sonnenuntergang vor den Namenlosen Tagen werden Lichter entzündet, deren Schein das Wirken des Namenlosen verbannen soll.

Wichtige regionale Heilige

Aldiran von Wergen, der Entdecker des Greifenpasses und spätere Erbauer der Wergenburg, gilt zwar nicht als offizieller Heiliger; doch so mancher in Wengenholm erzählt seine Legende in ähnlichem Licht.

Ebenfalls als bedeutsam gilt Kunhag vom Pfade, der Beichtvater des Fürsten Holdwin. So manche Entscheidung führt man auf den klugen Rat des besonnenen Ratgebers zurück. Seine Nachfahren bekleiden bis heute das Amt des fürstlichen Hofpraioten.

Heilige Artefakte

Eher als abschreckendes Beispiel denn als Heiligtum mögen die in großen Gläsern eingelegten Stücke der hingerichteten Hexe gelten, die einen Anschlag auf den Priesterkaiser Kathay verübt hatte. Sie sind heute auf mehrere Tempel verteilt — von Gareth über Angbar bis nach Prasunk, wo noch weitere schauerliche Zeugnisse der Priesterkaiserzeit aufbewahrt werden, unter anderem eine Galerie von Zungen lästerlicher Redner.

Heilige Orte

Neben dem Greifenpass mit dem Greifenstein sei die Praiosschlucht in den Metenarer Koschbergen genannt, die einst als Stätte für Praiosurteile genutzt wurde — zuletzt um den Herrn Graphiel als rechtmäßigen Sohn und Erben von Baron Myros von Metenar zu legitimieren. Ungleich bekannter ist die Schwertschlucht zwischen den Baronien Bärenfang und Koschgau, die noch bis heute Stätte des Praioshangelns (siehe Feiertage) geblieben ist. Pikanterweise ist die Schwertschlucht eigentlich ein Heiligtum der Rondra, das dennoch als Ort dieses praiosgefälligen Brauches dient. Auch die Ruine des alten Ferdoker Tempels gilt als heilige Stätte, stand hier doch das älteste Heiligtum zu Ehren des Götterfürsten in der Provinz. Erwähnung sollte auch das Praiosblumenfeld in der Baronie Uztrutz finden, in dessen Mitte noch immer ein verwunschener Geodenkreis liegt. Es ist die traditionelle Aufgabe des Barons von Uztrutz auf dieses Feld aufzupassen, damit es nicht verkommt und der alte Fluch wieder ausbricht.

Wichtige Tempel

Den Haupttempel der Provinz findet man in Angbar, der Reichsstadt und Fürstenresidenz. Der hiesige Lichthüter gilt auch als höchster Geweihter des Kosch — eine Ehre, die einst die Kathedrale Ferdoks innehatte. Nachdem jedoch der Große Fluss 162 BF seinen Lauf geändert hatte und die alte Stadt aufgegeben wurde, verlor Ferdok dieses Privileg an Angbar. Der neue Tempel erscheint daher auch ungleich bescheidener als der alte, von dem nurmehr Ruinen künden (in denen angeblich noch Schätze aus vergangenen Tagen liegen sollen).

Bedeutsam wurde seit ihrer Gründung in den letzten Jahren des Kirchenschismas die junge Abtei Findelstin am Angbarer See. Als Ort der Besinnung und Klausur errichtet, findet man hier ein Sammelsurium jener Geweihter, die sich während des Kirchenstreits besonders eifrig für eine der Seiten engagiert haben. Wie es heißt, sollen sie hier nach dem Willen des Wahrers der Ordnung Mittellande, Pagol Greifax, in der Stille des Klosters ihre Demut wiederfinden. Nachdem die Kirche nach Gareths Fall nun neue Wege sucht, mögen die einstigen „Rebellen“ schon bald eine Gelegenheit für ihre Rehabitilation sehen.

Einen der prunkvollsten Tempel findet man im Stift Prasunk. Seine Pracht übersteigt jene des älteren Brudertempels in der unweit gelegenen Stadt Nadoret deutlich. Es ist unschwer zu erkennen, dass er in der Priesterkaiserzeit entstand — und so manche güldene Statue soll mit dem Vermögen verbrannter Ketzer bezahlt worden sein. In der Mahnerkapelle jedenfalls sind blutige Zeugnisse der Priesterkaiserzeit ausgestellt, und auch im Ort, der auf den Ruinen des Ketzerdorfes Rankhag errichtet wurde, sollen die Opfer der Priesterkaiser noch immer umgehen.

Vor allem von Pilgern und Durchreisenden ist das unscheinbare Hüterkloser am Greifenpass besucht. Lediglich von regionaler Bedeutung sind die Häuser und Burgkapellen, wie man sie etwa in Drift oder Moorbrück findet.

So manche Tempel haben auch die Blütezeit während der Priesterkaiser nicht überdauert und dienen heute anderen Zwecken, so das Kloster Leuwensteyn, das einst Zentrale der priesterkaiserlichen Lichtei Greifenpass war, heute jedoch ironischerweise als Hort der hesindianischen Draconiter dient. Auch die Feste Trolleck, als Inquisitorenburg errichtet, sah einst viele Geächtete in ihren Kerkern sterben — heute ist sie bezeichnenderweise einem Boronkloster als Wacht und Schutz bestimmt.

Bedeutende Geweihte

„So wie der Custos Luminis von Angbar der Kopf der Koscher Praioskirche ist, so sei der Abt von Findelstin ihr Geist, die Custos Luminis von Ferdok ihr Herz und die Inquisitoren von Angbar und Ferdok ihre Hände. Der Greifenpass aber ist ihr größter Schatz.“

Derian Palagion von Solfurt, Gesandter Hilberians während einer Wanderpredigt 1025 BF

Tarjok Boquoi, Lichthüter von Angbar (geb. um 970 BF im Außerkosch)

Im Bragahner und Drifter Land erzählt man sich sie Mär, dass im Jahr 1000 BF ein Praiosgeweihter wie aus dem Nichts erschien und auf den Marktplätzen die Lehren des Herren Praios predigte. Bis heute wagte es niemand ihn über seine Herkunft zu fragen, denn er ist ein gestrenger Mann mit gerechtem Jähzorn. Schon damals erkannte er 1010 BF Mirka Ceronis-Hadelai, den damaligen Baron von Drift, als untätigen und nichtsnutzigen Abenteurer, was ihn nach einem Fingerzeit Praios’ dazu veranlasste die würdelosen Zustände in der Baronie in Angbar vorzutragen. Der Fürst war dankbar über diese Meldung, liegt ihm doch nichts mehr am Herzen als das Wohl seiner Koscher. Kurzerhand unterstellte er die Baronie dem Herren Tarjok selbst.

Nach dem Tod des Angbarer Hochgeweihten Wilbur von Zweizwiebeln-Sighelms Halm im Jahr 1016 BF fiel die Wahl der Nachfolge recht rasch und eindeutig auf den geschliffenen Redner — ein Amt, das er seither mit Bedacht und angemessener Strenge ausführt. Die Führung der fernen Baronie gab er nun jedoch ab, da „es nicht Praios’ Wille sein könne, dass man sich so schlecht um ein Lehen kümmere“. Neuer Baron ist seit 1028 BF Narmur von Karma, der den Angbarer Praetor schon seit Jahren würdig und ebenso streng als Vogt vertrat.

Ubriel Gelsach, Abt von Findelstin (geb. 951 BF im Garetischen)

Unter Laien wie Geweihten gilt der alte, weißhaarige Abt als unbestrittene Autorität. Ein Blick, eine Geste des ruhigen Mannes lässt so manchen Ketzer schneller verstummen als laute Ordnungsrufe oder rohe Gewalt. Dazu kommt eine umfassende Bildung, speziell in Kirchenlehren, die noch aus seiner Zeit in der Stadt des Lichts herrührt. Dabei ging es ihm nie um Einfluss oder hohe Ämter, sondern um die Erforschung von Praios’ Lehre und Willen. Selbst Hochwürden Tarjok Boquoi soll mehr als einmal Findelstin aufgesucht und den Abt um Rat in geistlichen Dingen gebeten haben. So ist es nicht verwunderlich, dass die Kirche ihn damit beauftragt hat, jene Geweihten in seine Obhut zu nehmen, die sich in der Vergangenheit als allzu aufsässig und ehrgeizig erwiesen haben. Unter seinen Schützlingen befinden sich derzeit Perjin von Nadoret ä.H., der Sohn des answinistischen Barons Dajin, Gerdin Berwangk, der angeblich seinen Tempel wegen ungezügelter Fleischeslust verlassen musste und Ailacon Havorod, der angeblich aus falschem Ehrgeiz lästerliche Schriften verbreitete.

Francala vom See-Salmingen, Lichthüterin von Ferdok (geb. 988 BF in Dunkelforst)

Wohlbeleibt und gemütlich, wie so manches ihrer Schäfchen — so gilt die Tempelvorsteherin der Grafenstadt als typische Vertreterin einer volksnahen Praiotin. In der Tat versucht sie die Lehren des Götterfürsten eher durch das Erzählen blumiger Legenden und als gute Ratgeberin und Richterin zu verbreiten denn durch Strenge und Ehrfurcht. Das bedeutet aber durchaus nicht, dass sie — wenn es nötig wäre — nicht auch den gerechten Zorn ihres Gottes zu vermitteln verstünde. Selbst den Grafen Growin soll sie in dessen Frühzeit als Reichsrichter in die Labyrinthe der Reichsgesetze eingeführt haben — und ihm noch heute gerne zur Seite stehen. Ihre Leidenschaft für gutes Essen mag das Maß übersteigen, das einer Praiotin gewöhnlich geziemt. Doch predigt sie gerne: „Der Herr Praios hätte uns die Sonne nicht geschenkt, wenn wir das Leben nicht in ihren wärmenden Strahlen genießen sollten.“

Weitere Geweihte

Ungleich gestrengere Herren sind die Inquisitoren der Praioskirche, deren Aufgabe noch immer das Aufspüren und Abwenden finsterer, dunkelmagischer oder ketzerischer Umtriebe ist. Vor allem Berman Silberling, seines Zeichens Inquisitor von Ferdok und Provinzhöchster des Bannstrahlordens, hager und mit legendärem Blick aus silberblauen Augen, ist für seinen strengen und erbarmungslosen Einsatz für Recht und Ordnung bekannt. Erst kürzlich ließ er eine Gruppe herumstreunender „Abenteurer“ festsetzen und entwaffnen. Wie gut er daran tat, zeigt sich daran, dass diese Waffen teils gar mit unheiligen Flüchen bezaubert waren und nun in Koschgau verwahrt werden müssen. Bei diesem Werk steht ihm vor allem die Ferdoker Lichthüterin im Weg, die den Ehrgeiz und Eifer des Inquisitorius immer wieder bremst. Es heißt, er suche mittlerweile nach Gründen, um Hochwürden Francala als Tempelvorsteherin abberufen zu lassen.

Sein Angbarer Bruder im Amte, Inquisitorius Ucurian Bregelsaumer, gilt dagegen als ausgesprochen gutmütig und milde in seinen Urteilen. Es heißt, er widme sich meist ausgiebiger dem Bier und der Astronomie, als vermeintlichen Ketzern nachzujagen.

Ulabeth vom Pfade versieht, wie schon ihre Vorfahren seit den Zeiten Holdwins, ihr Amt als Hofgeweihte des Fürsten. Dabei hat sie sich mittlerweile damit abgefunden, dass der Fürst das Land meist mit ruhigerer Hand führt, als es ihr bisweilen lieb erscheint. Vor allem durch das Erzählen von Geschichten aus alter Zeit gelingt es der ernsten Frau mit den harten Gesichtszügen dennoch immer wieder Seine Durchlaucht zum Nachdenken zu bringen. Neben ihrem Geschichtswissen ist es vor allem ihre gründliche Kenntnis der Koscher Gesetze, die sie zu den einflussreicheren Personen am Fürstenhof werden ließ. Und doch wird sie eher geachtet als geliebt, gilt sie doch als überaus grimmig, und so mancher Page glaubt, sie habe noch nie in ihrem Leben gelacht.

Angbart Lichtträger, der Geweihte von Nadoret, gilt weithin als Kunstkenner und -sammler. Unter seinem Vorsitz hatte der alte, kleine Tempel im Schatten der Baronsburg einiges an Glanz gewonnen. Kürzlich ist er jedoch vor einer Pilgerfahrt gen Cyklopäa einer Bande Scharlatane aufgesessen, die sich als Maler erstklassiger Fresken rühmten. Als er nach einigen Monden zurückkehrte, war seine Kapelle mit schändlichem Geschmiere verschandelt und die Unholde mitsamt der Anzahlung bereits jenseits von Kosch und Amboss.

Auch vor der Zukunft muss dem Kosch nicht bang sein, findet man in den Reihen der jungen Geweihten doch hoffnungsvolle Talente: So Grimma von Treublatt, die bereits in jungen Jahren zur Äbtissin von Prasunk ernannt wurde — ein Geschick, das sie wohl nicht zuletzt ihrem wohl von ihrem Vater Vogt Roban ererbten klugen Ehrgeiz zu verdanken hat. Es heißt jedoch, dass auch der berüchtigte Jähzorn des Vaters im Blut der Tochter wallt.

Ebenfalls in Prasunk lernt Jerodian Haldan von Nadoret ä.H., Sohn des in Findelstin weilenden Perjin. Auch ihm werden große Fähigkeiten nachgesagt und er wird gar als künftiger Abt von Prasunk (immerhin das Hauskloster des Hauses Nadoret) gesehen, auch wenn seine Talente unter der harten Hand Grimmas noch nicht zur vollen Entfaltung gelangt sind — ist er derzeit doch vor allem mit dem Ordnen, Säubern und Katalogisieren der priesterkaiserlichen Schätze beschäftigt.

Auch aus den Landen jenseits des Kosch stammende Geweihte sind in unserer Provinz immer wieder tätig. So hat etwa der Inquisitorius von Hartsteen, Celesto Custodias, in den vergangenen Jahren, insbesondere im Umkreis des praiotischen Barons Graphiel von Metenar, für strenge Ordnung in den metenarschen Landen gesorgt. Mittlerweile halten sich beide die meiste Zeit in der Fremde auf. Der Baron (selbst ein Ritter des Bannstrahlordens) hat seinen Verpflichtungen als Reichs-Kammerrichter in Elenvina zu folgen und soll gar eine wichtige Stellung innerhalb des Ordens in der praiosgefälligen Stadt übernommen haben. Die Metenarer sollen darüber gar nicht so unglücklich sein. Auch aus dem fürstlichen Haus Eberstamm vernehmen immer wieder Mitglieder den Ruf des Praios — so zuletzt Raulbrin vom Eberstamm, der im Garethischen weilt oder Gurvan von Eberstamm-Ehrenstein, als Nachfolger seiner erst im letzten Jahr im Kampf gegen die Galottacken gefallenen Mutter Efferdane nominell Baron von Bergthann im Darpatischen. Derzeit trotzt er in der Wildermark dem Chaos.

Born von Stedtler, Ratsschreiber zu Angbar

In der nächsten Ausgabe:

Mutter TRAvia, Beschützerin von Heim, Herd und Familie

Irdischer Hinweis: Dieser Artikel bildete die Grundlage für den Wiki-Artikel Praios.