Auersbrücker Fehde - Marschbefehl aus Koschim
◅ | Vergebliche Überzeugungsarbeit |
|
Sippe Isnagraw bricht auf | ▻ |
Marschbefehl aus Koschim
Abermals stand Borin, der Untergebene des Bergvogtes von Ârxozim, etwas verloren im Arbeitszimmer seines Herren in der Zitadelle von Âthykril und wappnete sich für ein Donnerwetter, das sicher nicht ihm gelten, aber höchstwahrscheinlich ihn treffen würde. Eine eilige Botschaft aus Koschim, der Hauptstadt Dumron Okoschs, gesiegelt mit den Runen des Rogmarog, war eingetroffen, das konnte nichts Gutes bedeuten.
Mit gemischten Gefühlen sah Borin zu, wie der Sohn des Thorgrimm das Siegel brach, das Pergament aus dem Umschlag holte und entfaltete. Er wartete schon darauf, dass sich Tharnax' Augenbrauen zusammenziehen würden, doch dann trat beim Lesen des Briefes eher ein überraschter, aber nicht wütender Gesichtsausdruck auf die Miene des Bergvogtes.
Weitere Momente vergingen und nichts geschah. Nichts wurde nach ihm geworfen und seine Ohren nicht mit unflätigen Schimpftiraden beleidigt. Ganz im Gegenteil, als Tharnax das Schreiben auf den Tisch vor sich warf, um sich auf seinem Stuhl hinter dem Schreibtisch zurückzulehnen, wirkte er amüsiert.
“Meister?”, sprach Borin vorsichtig in die entstehende Stille. “Besteht Handlungsbedarf?”
“Wie? Ach so, ja. Ich war in Gedanken”, gestand der Bergvogt. “Der Rogmarog entsendet mich zur Heeresfolge. Der Fürst ruft zu den Waffen.”
“Wie bitte?” Borin war irritiert. “Da draußen wird bald Winter sein. Er kann doch nicht.”
“Oh doch, er kann”, untergebracht ihn der Einäugige. “Es ist eine Demonstration seiner Macht”, entgegnete Tharnax anerkennend. “Der Jungspund von knapp über fünf Dekaden hat Eier. Ich wette, das haben ihm nicht viele zugetraut. Das hätte sein alter Herr auch so gemacht, denke ich.” Er lachte auf. “Wir ziehen zu einer Belagerung im Winter.”
“Aber wozu?”, fragte Borin und schüttelte den Kopf.
“Um all die hirnlosen Fehdenteilnehmer zu bestrafen. Er will ihre Ärsche frieren sehen. Sie sollen lange Wintertage in der Kälte darüber nachdenken, ob sie so einen Ogermist noch einmal verzapfen. Sie sollen niemals wieder glauben, er würde das tolerieren, weil es möglicherweise zu weit weg von seinem Thronsaal ist.”
Der Bedienstete zuckte mit den Schultern. “Aber was hat Koschim damit zu tun?”
“Nichts”, gestand Tharnax frei heraus. “Wir haben uns neutral verhalten und das war auch kein Fehler. Aber wenn wir nun ebenfalls dem Ruf des Fürsten folgen, wird das den Goblinhirnen nur verdeutlichen, wie weitreichend die Macht des Fürsten ist, und eben das will er. Selbst Dumron Okosch, als Bergfreiheit Koschim Teil des Raulschen Reiches, ist dem Fürsten zur Heeresfolge verpflichtet.”
“Aber warum Ârxozim?”, fragte Borin nach. “Der Rogmarog hat eigene Krieger.”
“Die hat er.” Tharnax nickte. “Aber ich bin unbequem, eigenwillig und mache manchmal einfach, was ich will. Also schickt er die Hämmer von Ârxozim.” Der Bergvogt lachte abermals. “Wie sich die Dinge gleichen. Ich nehme an, er will mich daran erinnern, wer mein Herr ist.” Tharnax zuckte mit den Schultern. “Soll er, es ist sein gutes Recht.
Wir ziehen ins Tal. Lass eine Botschaft nach Braschtôkril schicken. Ich will 24 Krieger, Veteranen, die transportable Blide, zwei leichte Torsionsgeschütze und 12 Mann für deren Transport, Zusammenbau und Bedienung in 12 Stunden bereit haben. Lastkarren und Ponys, aber sie sollen auch die Kufen mitnehmen, falls wir sie brauchen. Anschleifen und in Öltuch einwickeln. Zusätzliche Sehnen für die Armbrüste. Sappeursausrüstung, auch große Schaufeln, falls wir uns in den Schnee graben müssen. Zwei große Manschaftszelte. Wir werden die Taue mit unserer Körperwärme beweglich halten müssen in der Nacht. Wintermäntel und -zeug und ausreichend Proviant für einen Mond. Wir werden unterwegs auffrischen. Und schick auch Thorix eine Nachricht. Er soll wissen, dass wir ausziehen.”
“Jawohl Meister”, bestätigte Borin.
“Ich freu mich schon darauf, vor den Alttreuen Vollpfosten in den Schnee zu pissen und ihnen meinen haarigen Arsch zu zeigen. Klein, gedrungen, und mit Feuer in den Adern. Angrosch sei Dank, wir vertragen die Kälte besser als die Gigrim.”