Dohlenfelder Thronfolgestreit - Das Heerlager

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Texte der Hauptreihe:
K28. Sieg
K95. Kajax
K118. Rückzug!
K121. Im Kosch
K122. Frieden!
K123. Epilog
9. Ron 1033 BF
Das Heerlager
Der Aufmarsch


Kapitel 66

Ein Reiter
Autor: Reichskammerrichter, weitere



Nordmarken, 1033

Bereits am Abend des 9. Rondra war das größte Kontingent der Unterstützer Angronds eingetroffen, der Heerbann der Baronie Eisenhuett – zwölf Ritter und über 200 weitere Streiter, angeführt von Baron Garmwart von Quakenbrück. Auch aus anderen Teilen der Nordmarken waren schon am Abend Streiter eingetroffen, am Vormittag des 10. Rondra waren einige weitere angekommen. Allgemein herrschte am Mittag des heißen Sommertages große Zuversicht, alle waren ungeduldig in Erwartung der kommenden Ereignisse. Während die Trossleute und Gemeinen die Zelte aufbauten und die Pferde versorgten – glücklicherweise führte der kleine Bach im Tal trotz der Hitze reichlich Wasser – ruhten die meisten Adligen oder widmeten sich angenehmeren Betätigungen.
Im Zentrum des Feldlagers war in einem Zelt ein Feldaltar der Rondra errichtet worden, direkt daneben stand das große Rundzelt Angronds, das auch als Versammlungsort der Adligen und Offiziere diente.

Ritter Koromar ließ den Blick von der Anhöhe über die Zelte des Lagers schweifen, bis seine Augen auf dem Profil der neben ihm stehenden Baroness Derya ruhten. Blass sah sie aus, angespannt und mit den Gedanken anderswo, Ob ihr die möglichen Folgen des Aufeinandertreffens ihrer Brüder durch den Kopf gingen?
Vor dem Kampf an sich hegte der Ritter auf der Hirschenau keine Furcht. Anders als im albernischen Sumpf hoffte er darauf, dass hier in den Nordmarken beide Parteiungen die rondrianischen Regeln rittelrichen Streitens befolgen würden.
Doch egal wie jene ausginge, sollte es zu eine Schlacht kommen, der Sieg würde für die Seite, die obsiegte, ein bitterer werden. Einerlei. Einst hatte er der Baroness von Sturmfels Freundschaft und Treue gelobt. Er wollte nicht von ihrer Seite weichen und würde seinen Schild vor sie halten.
So lange kein Graf, Herzog oder Fürst in dem Bruderzwist ein Machtwort sprach, musste die Schlacht wohl ihren Gang nehmen. Wenn er nur lebendig und ohne verkrüppelnde Blessuren den Kampf überstände. Wenn er nur Elarion wiedersähe.

Es herrschte bereits einiges Treiben. Während man das Lager vorbereitet wurde, galt es die Ladung eines kleinen Flussschiffes zu löschen. Rasch sollte es gehen und so liefen Frauen und Männern unsicher über den schmalen Landgang von Bord. Sie waren auch das Flussfahren nicht sonderlich gewohnt und gerade Leute von den Landwehren kamen lieber auf eigenen Beinen an den Zielort.
„Baroschem! Wie die Zwerge im Eisenwals sagen“
Angrawos nahm einen Schluck aus seinem Trinkschlauch. Er hatte sich ein wenig Zeit zum Verschnaufen genehmigt und gönnte sich nun etwas verdünntes Zwergenbier. Er diente seinem Herrn schon einige Jahre als Weibel und mochte sich daher hier und da das eine heraus nehmen. Ohnehin war alles Nötige im Gange und er musste warten bis die Zeltstangen ausgeladen waren um Sorge zu tragen, dass die Zelte aufgeschlagen würden. In den kommenden Tagen wurden zudem noch einige weitere Boote und Streiter erwartet. So viele Wimpel, Banner, Wappenröcke und Streiter, wie sich hier versammeln sollten, hatte er seit dem letzten Heerzug gen Albernia nicht mehr gesehen. Aus dem Isenhag waren bereits einige da, aber auch aus dem Gratenfels hatte sich einige Verbündete eingefunden.

„Wir werden sehen, wo die Reise hingeht, nicht wahr“ sprach er laut aus. Er hatte zwar den Waffendienst gewählt und war seinem Baron treu, doch dem Kämpfen konnte er nicht viel abgewinnen, dem Krieg noch weniger. Nur Leid und Unbill entsprang diesem. Hier sollte es aber wohl für eine Gerechte Sache gehen und zudem hieß es, dass der Herr Hagen überrascht sein würde und beim Anblick so vieler Gegner sein Schwert würde fallen lassen. Angrwos glaubte zwar nicht daran, dass es derart einfach sein würde, doch darauf hoffen durfte man ja wohl. Es galt nun nur rasch alle Vorbereitungen abzuschließen und gen Dohlenfelde zu ziehen.

Der Weibel nahm noch den letzten Schluck aus seinem Becher.


Krachend und splitternd schlug das Fass gegen einen Pfosten am Steg.
Blutrot war die Flüssigkeit, die sich auf dem Steg ergoss und an der Böschung der kleine Bucht im Großen Fluss versank. Kurz vermochte das Aufschreien und Gebrüll den Lärm vieler Stimmen zu übertönen.
„Rotzen und Hagelschlag! Ich zieh gleich die Ohren lang, dass man Dich für den Esel hält der Du bist!“. Ein Fass Rotwein aus dem nördlichen Grangorien war von einem Knecht unvorsichtig heruntergerollt worden und wurde nun an der Tafel des Flussvaters gereicht, doch nicht mehr auf jener der adligen Gesellschaft, die sich hier mit ihren Getreuen, Streitern und Gefolge eingefunden hatte.
„Das wird noch hässlichen Ärger geben!“ ergänzte Angrawos und bereute es bereits sich die kurze Rast gegönnt zu haben.