Dohlenfelder Thronfolgestreit - In Gefangenschaft
Balinor senkte seinen Schild mit dem Wappen Hagens darauf und deutete auf einen kleinen Wappenschild, der auf seinem Überwurf auf der Höhe seines Herzens aufgenäht war. „Verzeiht mir meine Unfreundlichkeit Wohlgeboren, mir hat die Vehemenz eures Streiches wohl für einen Moment die Etikette aus dem Kopf getrieben. Mein Wappen seht ihr hier, wenngleich es euch wohl nicht bekannt sein dürfte. Ich hätte wirklich darauf achten müssen, dass es zu sehen ist, anstatt es durch Schild und Pferdehals zu verdecken.
Mein Angebot von vorhin war durchaus nicht als Affront gemeint. Ich hatte das horasische Wort „Capitan“ als Wort für den Oberbefehlshaber unser gesamten Einheit aufgefasst und euch daher angeboten euch zu einem Treffen mit ihrer Hochgeboren zu geleiten. Ihr werdet es wohl als Aufforderung euch in Geiselhaft zu begeben aufgefasst haben, was tatsächlich nicht meine Absicht war.
Ich hoffe, ihr könnt einem alternden Ritter aus dem Kosch nachsehen, dass er besser mit den Worten der Zwerge umgehen kann, als mit denen des Lieblichen Feldes. Ich beherrsche gar mehr orkisch als horasisch, was daran liegen mag, dass diese Strolche mir mehr als einmal ans Leder wollten.“ Balinor wirkte aufrichtig und er war es auch. Als er auf die Schwarzpelze zu sprechen kam schienen seinen Gedanken kurz zu einer fernen Zeit zu schweifen. Balinor war tatsächlich nicht mehr der Jüngste. Man mochte ihn auf über vierzig Lenzen schätzen und seine gesamte Haltung drückte die Übung und Erfahrung eines altgedienten Ritters aus.
Mit einer Geste auf seine Leute fuhr er fort. „Hier habt ihr nur noch brave Söldner, die ebenso wie ihr in diesem Krieg stehen, wenngleich das Schicksal sie auf die andere Seite geführt hat. Lasst sie ziehen, so wie ihr es angeboten habt und lasst an ihnen nicht eure verständliche Wut aus.“ Kurz gab er einen Befehl woraufhin sich die Reiter daran machten sich ihres Rüstzeuges und ihrer Waffen zu entledigen. Es war ein bunt gemischter Haufen Söldner. Dort standen Jünglinge, die soeben ihren ersten Feind von Angesicht zu Angesicht gegenüber standen und dort waren ebenso Veteranen vieler Schlachten, die die Jünglinge durch ihre Taten und Blicke zu beruhigen suchten. Als Dartan einen Blick auf die Pferde warf sah er auch warum Balinor so schnell den Rückzug angetreten hatte und damit in die Falle gegangen war. Bei den Tieren handelte es sich in der Mehrzahl zwar um ordentliche Reittiere, doch wirkte es fast so, als ob sie für eine echte Schlacht nicht geeignet wären. Wenn dies ein Spähtrupp war, dann der eines Heeres das nicht gerade überreich mit guten Pferden ausgerüstet war, was nicht gerade überraschte, wenn man bedachte, dass der Kosch als arme Bergprovinz galt. In horasischen Militärkreisen hätte man wohl von berittener Infanterie gesprochen, doch von solchen Dingen wusste Balinor nichts.
Kurz straffte Balinor sich. „Ich bin nun euer Gefangener. Mein Name ist, wie ihr bereits wisst Balinor von den Silberfällen. Mein Bruder Traldar ist Burgsass in der Burg unseres Geschlechts, doch mögt ihr euch mit Lösegelforderungen besser an meinen Brotherrn den Baron von Sindelsaum wenden, doch dieser wird mit euch sicherlich in Kontakt treten, sobald er von dieser Situation erfährt. Ich bitte euch jedoch mein Schwert behalten zu dürfen. Ich erhielt es zu meinem Ritterschlag und führte es in so manchem Gefecht. Selbst bei der furchtbaren Schlacht vor den Mauern Gareths gegen die Schwarzpelze hat es mir gegen die Untoten gute Dienste geleistet und so habe ich es immer mit Stolz geführt und werde es nun auch nicht gegen euch führen und auch nicht dazu gebrauchen zu fliehen, wie ich überhaupt auf gar keinen Fall versuchen werde aus eurer Gefangenschaft zu entkommen, egal auf welche Weise. Das schwöre ich bei Ingerimm, der der Herr unter dem Berg ist. Wenn ihr es denn wünscht, so stehe ich euch zur Satisfaktion natürlich zur Verfügung.“
Dartan mochte sich wundern, dass der Ritter auf Ingerimm schwur, doch die Koscher waren eben ein wenig eigen und hielten auf den Herrn Ingerimm meist mehr als auf den gestrengen Praios.
Der Condottiere hatte dem alternden Ritter schweigend gelauscht und seine Miene war wieder etwas entspannter und freundlicher geworden.
Während Dartan sprach, schaute er Balinor in die Augen.
„Ihr dürft euer Schwert behalten ebenso wie euer Ross, Wohlgeboren.“
Leise hatte der schwarz bemäntelte Krieger, während des Gesprächs, seine Rechte, in der er ein Schwert hielt unter dem Umhang hervor gleiten lassen. Um kurz darauf, die Klinge seiner Waffe in der Scheide verschwinden zu lassen.
Wenn jemand den Mann beobachtet hatte, konnte er unter dem Umhang eine ungewöhnliche und seltene Rüstung sehen, handelte es sich dabei doch um eine Rüstung, wie sie nur von Elfen hergestellt wurde.