Dohlenfelder Thronfolgestreit - Koscher Späher
28. Praios 1033 BF, spätnachmittags, auf der Via Ferra zwischen Dohlenfelde und Mühlenheim:
Die berittenen Koscher Späher überquerten vorsichtig die Pappelbrücke, hinter der das Dorf Mühlenheim lag, in dem nur stolze Freie lebten. In dem Ort lebten gut 250 Menschen und ein knappes Dutzend Angroschim, die Häuser waren um den schmucken Perainetempel gruppiert, am Darlin lag die große Mühle, eine der produktivsten im Isenhag. Vorsichtig ritten zwei Späher in den Ort, ein Bauer auf dem Dorfplatz lief sofort los, um den Dorfschulzen zu holen. Zuvor fanden sich noch die Perainegeweihten sowie ein Akoluth des Ordens vom Bannstrahl Praios’, der als "Dorfschulmeister" vorgestellt wurde, bei den Reitern ein. Diese winkten schließlich ihren Kameraden, die auch in den Ort ritten. Der Dorfschulze kam schließlich vom Acker, auf dem er gearbeitet hatte, die Heugabel noch in der Hand.
Er lud den Anführer der Reiter auf ein Bier ein, die Geweihte und der Akoluth begleiteten ihn. In einem längeren, freundlichen Gespräch erklärte der Schulze dem Söldner, dass man seine Profession nicht schätze, jedoch respektiere, dass Baron Hagen ihn angeheuert hätte. Man wisse jedoch nichts von den Horasiern, die in die Baronie eingedrungen seien. Sie hätten sich nicht vorgestellt, aber gutes Gold für Vorräte geboten. Und ja, man habe ihnen Getreide und eingelegtes Obst verkauft, das sie mit nach Schwarzfels nahmen - zum doppelten Preis auf dem Wochenmarkt in Dohlenfelde! Schließlich sei man freier Reichsbürger und würde handeln, mit wem man wolle, dies sei ein verbrieftes Recht, und Baron Hagen hätte es auch nicht eingeschränkt. Darüber hinaus: Ob die Burg Schwarzfels nun den Städtern gehöre oder anderen Fremden, das mache wenig Unterschied. Aber die Twergenhäuser hätten nicht so gut gezahlt. Der Bannstrahler verbat sich schließlich zu wissen, wo sich der Magier aufhielt - definitiv nicht in Mühlenheim. Details zu den Söldnern wusste man wenige, aber es kristallisierte sich heraus, dass es Horasier waren, mit Schuss- und Seitenwaffen ausgerüstet.
Zuletzt bat der Dorfschulze darum, Mühlenheim nicht in den Streit der beiden Brüder, dem Sturmfelser und dem Salmingen-Sturmfelser, einzubeziehen. Und auch nicht in den Streit zwischen der Stadt und dem Adel. Es lebten nur brave Reichsbürger in Mühlenheim, die sich ihrer Haut zu wehren wüssten. Und nein, dies sei nicht als Drohung gemeint - machte die Perainegeweihte deutlich.
Irgendwann war dem Söldnerführer klar, nicht mehr weiterzukommen. Er dankte seinen drei Gesprächspartnern, versicherte sich noch einmal dass die beiden flüchtigen Horasier in Richtung zum Markt Dohlenfelde geritten seien, über die Via Ferra. Dann ließ er seine Leute aufsitzen und gen Dohlenfelde weiterreiten.
Nach einem längeren Ritt durch die fruchtbaren, sanften Hügeln zwischen Mühlenheim und Dohlenfelde, konnte man schließlich den Markt Dohlenfelde vor sich erahnen - als zwei Dutzend Reiter mitten auf der Via Ferra langsam auf die Koscher Söldner zuritten. Sofort gab der Kommandeur des Spähtrupps den Befehl zu halten, unmittelbar danach entschied er sich zum Rückzug vor der kleinen Übermacht, deren Bewaffnung man zudem nicht sehen konnte. Man hatte ausdrücklich befohlen, Konfrontationen aus dem Weg zu gehen.
Im leichten Galopp ritten die Koscher die Via Ferra wieder in Richtung Twergenhausen - die Verfolger hielten den Abstand, machten wenig Anstalten, näher zu kommen. Sie waren sich ihrer Sache offenbar recht sicher. Als man sich im Spähtrupp klar wurde, dass man in einen Hinterhalt geraten sein könnte, war es bereits zu spät: Von rechts und links vorne kamen zwei weitere Trupps Reiter, vom Darlin schätzungsweise knapp 20, von der anderen Seite halb so viele. Und jetzt kamen die Verfolger auch merklich näher. Selbst im gestreckten Galopp würde man sich zumindest den beiden entgegenkommenden Reitertrupps stellen müssen, die immerhin die eineinhalbfache Stärke hatten. Ein Hornsignal der verfolgenden Reiter erschall, es galt offenbar den beiden den Koschern entgegenkommenden Detachements.
Für ein Selbstmordkommando war man von den Sindelsaumern nicht bezahlt worden - außerdem galt immer noch, dass, wer tot war, seinen Sold nicht mehr ausgeben konnte. So entschied sich der Anführer der Koscher Söldner mit der Übermacht zu verhandeln. Die gut fünfzig gegnerischen Reiter zogen einen immer engeren Kreis um die Koscher, die ihre Armbrüste schussbereit machen - und gleiches bei den Horasiern beobachteten. Sollten die Gespräche scheitern, könnte das hier noch sehr hässlich und blutig werden. Aber wen sein Gegenüber nur halb so professionell wie er selbst sein würde, käme man hier zumindest lebendig heraus.
Einer der Horasier - es waren jedoch auch paar mittelreichische Reiter dabei, die nicht zu den Söldnern zu gehören schienen - rief laut den Koschern entgegen, mit ganz deutlich zu hörendem Horathi-Akzent: "Mein Name ist Dartan di Salsavûr, Condottiere dieser Eskadron. Tut nichts Unüberlegtes, und Euch wird viel Dolore erspart bleiben. Ich fordere, mit Eurem Capitan zu sprechen - subito!"