Dohlenfelder Thronfolgestreit - Bedeutende Worte eines Ritters: Unterschied zwischen den Versionen

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Markt Dohlenfelde, 10. Rondra 1033 BF<br/>
Markt Dohlenfelde, 10. Rondra 1033 BF<br/>

Aktuelle Version vom 2. April 2022, 14:11 Uhr


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Texte der Hauptreihe:
K28. Sieg
K95. Kajax
K118. Rückzug!
K121. Im Kosch
K122. Frieden!
K123. Epilog
10. Ron 1033 BF
Bedeutende Worte eines Ritters
Mit Praios Hilfe


Kapitel 75

Voltans Reise



Nordmarken, 1033

Markt Dohlenfelde, 10. Rondra 1033 BF
Die einzelne Söldner hatten bei Gesprächen mit den Bewohnern des Marktes durchblicken, dass Darian zu alle Bewohnern Dohlenfeldes reden wollte und er deshalb am späten Nachmittag auf dem Marktplatz kommen würde. Der Dorfschulze war schon vorher informiert worden und gefragt, ob dies in Ordnung sei.

Am Nachmittag hatten sich viele der Marktbewohner auf dem Platz eingefunden und wartete auf das Erscheinen des Edlen zu Schrazelroth. Dieser ritt alleine auf den Platz, angetan mit dem Wappenrock seiner Familie und gut gerüstet, allerdings ohne bedrohend zu wirken, hingen doch Schild und Helm am Sattel. Von den Söldnern war kein einziger zu sehen, sicherten sie doch den Ort in Richtung Twergenhausen und Erzweiler ab.

Ruhigen Blickes schaute der Lîfsteiner in die Gesichter der Dohlenfeldener
„Bewohner Dohlenfeldes, ich bin Darian von Lîfstein, Edler von Schrazelroth und Ritter von Eibensee. Ich richte mein Wort an euch, da ich eure Hilfe brauche, nein, nicht nur ich, sondern der wahre Erbe Bernhelms von Sturmfels, Angrond von Sturmfels!“
Wieder blickte er in die Runde, die ihm zu Füßen stand.
„Regierte euch Angrond nicht gerecht und nahm sich eurer Sorgen an? Sorgte er nicht dafür, dass es euch gut ging, dass in Dohlenfelde Frieden herrschte und ihr in Ruhe eure Kinder aufwachsen sehen könnt.“
Darian war jetzt mit seinem Streitross in der Mitte des Marktplatzes angekommen und war bald von einer kleineren Menschenmenge umringt. „Was brachte euch Hagen von Sturmfels-Salmingen? Er überzog eure Heimat mit Krieg und brachte Ritter und Söldner aus dem Kosch mit. Er nennt sich „ von Salmingen“ und ist Oberhaupt eines Koscher Adelshauses, ja hat doch gar eine Baronie dort, in der er öfters weilte als hier in eurer Heimat. Sagt mir wie kann ein Baron gut und gerecht über seine Lande herrschen, wenn er nicht da ist und auf seine Untertanen achtgibt?“
Der Edle von Schrazelroth ließ die Frage wirken, bevor er sie selbst beantwortete.
„Gar nicht! Wie kann er auch über etwas herrschen, dass ihm nicht gehört. Bernhelm übergab, als er starb, seinem ältesten Sohn die Herrschaft über seine Baronie und Angrond beherrschte die Baronie mit guter, manchmal strenger, aber immer gerechter Hand. Nie forderte er übermäßige Abgaben von euch, nie waren seine Urteile ungerecht. Dies alles nahm euch Hagen von Salmingen als er eure Heimat mit Mord und Tod überzog. Er nahm euch euren gerechten Baron, ja tötete fast dessen Frau und dessen Kinder, seine eigenen Neffen, kleine Kinder um sein Ziel zu erreichen. Wollt ihr von einem solchen Mann beherrscht werden, der noch nicht einmal vor dem Töten von Kindern halt macht?“
Wieder schaute der Lîfsteiner in die Runde, die etwas größer geworden war.
„Nicht dass das schon schlimm genug wäre, nein, erbrachte auch mordende koscher Söldner mit in eure Heimat, die nun bei Altengrund lagern. Was aber passiert, wenn sie hier herkommen? Seid ihr dann noch sicher hier, sind es eure Kinder?“
Er erhob die Stimme.
„Nein, die Koscher werden sich nehmen, was sie wollen und das mit Billigung Hagens von Salmingen! Wie könnt ihr so einem folgen, der seine Pflicht als Lehnsherr vernachlässigt. Die Pflicht seine Untertanen, euch zu beschützen und vor solchen Mordbrennern zu bewahren. Ich sage, genug ist genug! Es ist Zeit, dass ihr“, dieses Wort betone er besonders, „dem Koscher Baron zeigt, dass er nicht länger euer Herr ist, dass er nicht länger über diese Baronie herrscht.“
Darian machte eine rhetorische Pause um seine Worte wirken zulassen.
„Zeigt ihm, dass ihr euren Baron wieder wollt, den ältesten Sohn und einzig wahren Erbe Bernhelms, Boron sei seiner Seele gnädig.
Angrond von Sturmfels hat stets gut behandelt und wird es auch wieder tun, sollte er wieder über seine Baronie, eure Heimat, herrschen können. Habe nicht auch ich, der ihm verbunden ist, euch doch gut behandelt? Die Söldner, die ich anführe, waren euch gegenüber freundlich und benahmen sich anständig, ein paar halfen euch sogar. Ich kaufte euch Korn zu einem guten Preis ab und nahm es mir nicht einfach, wie dass die Koscher Söldner tun würden. Ich gab euch mein Wort als Ritter darauf, dass ich eure Heimat, dass ich euch, schütze. Dieses Wort werde ich halten, das schwöre ich euch bei meinem Blut!“
Um seine Worte zu verdeutlichen zog Darian, mit der Rechten, seinen Dolch, schloss seine Linke um die Klinge. Dann zog er den Dolch schnell herunter, so dass er sich in die Hand schnitt.
Danach steckte er den Dolch wieder weg und hielt kurz die Hand hoch, so dass alle das Blut sehen konnten. Er senkte die Hand wieder und ließ ein wenig Blut auf den Boden tropfen, bevor er Stoffstreifen, der an seinem Gürtel hing nahm und die Wunde verband. Dabei schaute er in die Runde um die Reaktion in den Gesichtern zu erkennen.
„Ich bin bereit mein Blut für euch, für eure Heimat“, er deutete auf den Boden, wo seine Blutstropfen versickerten, „ zugeben. Aber seid auch ihr bereit?“
Fragend schaute er in die Runde. „Ich sehe hier Frauen und Männern, denen ihr Mut ins Gesicht geschrieben steht. Ich sehe Frauen und Männer, die ebenfalls ihr Blut für ihre Heimat und Familie geben würden.“
Der Rappenhengst Darians schnaubte kräftig und nickte kur mit dem Kopf, als ob er seinem Reiter Recht geben wollte.
„Jetzt ist es an der Zeit, dass ihr das auch zeigt! Zeigt dem Koscher Baron, aus was für Holz wir Nordmärker, geschnitzt sind! Zeigt ihm, dass ihr euch nicht länger seinem Koscher Wort beugt! Zeigt das ihr hinter Angrond von Sturmfels steht, der eure Heimat gerecht regierte!“
Ein weiterer Blick in die Gesichter der Anwesenden Bewohner Dohlenfeldes.
„Ich weiß, ihr denkt, ‚Schöne Worte, aber was sollen wir tun, wenn die anderen besser bewaffnet und ausgebildet sind.‘ Was die Ausrüstung angeht, so kann ich dem aushelfen!“
Bei diesen Worten tauchte ein Wagen an der Ecke eines Hauses auf und fuhr mitten auf den Marktplatz. Der Wagen, der von einem Knecht aus dem Tross der Söldner gefahren wurde, war voll beladen mit Waffen und Rüstungen. Darian hatte dafür die Waffenkammer der Burg Schwarzfels ausräumen lassen und auch die Ausrüstung der Söldner, genauso wie die der twergenhausener Spießbürger und sogar einige aus den Beständen der horasischen Söldner dazugegeben.
„Jeder, der mir folgt und dem wahren Herrn von Dohlenfelde wieder seinen Platz einzunehmen werde ich ausrüsten. Nun sagt ich euch, ‚Waffen und Rüstung, aber unser Gegner ist immer noch besser ausgebildet.‘ Ich sage euch, das ist egal! Die Koscher Söldner kämpfen für Gold, ihr aber kämpft für eure Heimat! Deswegen seid ihr, sind wir, diesem Abschaum auch überlegen! Egal ob sie nun besser ausgebildet sind, als ihr. Sie kämpfen nur durch ihre Ausbildung gut, ihr aber werdet durch euren Mut und durch eure Treue zu eurer Heimat gut kämpfen, besser als die Koscher Söldner, die euer Land verheeren und ausbeuten!“
Der Edle von Schrazelroth schaute nach diesen bedeutenden Worten lange in die Runde und versuchte in ein jedes Gesicht zu schauen.
„Was sagt ihr, Bewohner von Dohlenfelde? Werdet ihr mir folgen und Angrond von Sturmfels zu dem Thron verhelfen, der ihm zusteht?“
Nun war der eigentlich kniffelige Punkt gekommen, was würden die Dohlenfeldener zu seinen Worten sagen, wie würden sie reagieren. Würden sie ihm und den Söldnern folgen? Äußerlich wirkte Darian entschlossen, aber innerlich nagte der Zweifel an ihm, dass die Menschen ihm eventuell auch nicht folgen würden und er sie falsch eingeschätzt hatte.