Auersbrücker Fehde - Ein Treffen, zwei Hils

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Wasserburg Eichstein, Praios 1047 BF

Die Pferde hatten Mühe, auf den regennassen Planken der Brücke nicht auszurutschen. Es regnete seit Tagen in Strömen, das Wasser in der Gracht und dem Burgsee stand hoch. Die langen Reitermäntel der eben Eintreffenden troffen vor Wasser. Die Gardisten hatten sich unter ein Dach geflüchtet und nickten nur kurz, als sie die Reiter erkannten, um dann das Tor zu öffnen.

“Warum nochmal treffen wir uns hier auf der Burg statt in Rohalssteg oder in Angbar?” wollte Pergrin wissen, nachdem sie angekommen waren und die Pferde an den Stallmeister abgegeben hatten. “Ist doch schön, mal wieder hier auf der Burg... sagen wir, ich fühle mich wohler, unser Thema hier zu besprechen, hier ist es ruhiger. Komm, wir gehen in die Auslucht.” Damit ging Baduar vor und suchte gemeinsam mit seinem Bruder sein Arbeitszimmer auf.

“Euer Hochgeboren, schön Euch zu sehen. Ein Hils für Euch und Euren Bruder? Oder doch lieber einen heißen Kräutertee?” fragte Vitus, während er den beiden Eichsteinern die Umhänge abnahm und an den Hausdiener weitergab. Kurz tauschten sich der Baron und der Haushofmeister aus, dann setzten sie ihren Weg in die Auslucht fort.

“Nun?” fragte Pergrin, nachdem sie es sich bequem gemacht hatten. “Die Auersbrücker Fehde - ich nehme mal fest an, du hast schon davon gehört. Ich hätte gern deine Meinung dazu. Und optimalerweise kannst du mir auch einen Einblick geben, wie der Graf und der Fürst die Vorgänge im Wengenholmschen sehen?”

“Hm.” Pergrin hielt einen Augenblick inne und sortierte seine Gedanken. Baduar wartete und genoß das frische Hils, das Vitus ihnen gebracht hatte. “Der Fürst ist nicht sehr froh darüber, dass sich seine lieben Untertanen im Wengenholmschen an die Gurgel gehen. Aber eine Handhabe, etwas gegen die Fehde zu unternehmen, hat er bisher auch nicht. Nach der Ochsenbluter Urkunde ist die Fehde wieder erlaubt und hier im Kosch halten sich die meisten auch an den Fürstenfrieden. Trotzdem sähe der Fürst die Fehde natürlich möglichst schnell beendet. Voltan und der Graf haben bisher keine dedizierte Position zu der Sache. Wie stehst du denn dazu?”

“Ich kann aktuell nur aufgrund der bisherigen Berichte einen Entschluss treffen, wir sind hier einfach zu weit weg, um die Hintergründe besser zu beurteilen. Natürlich stellen beide Seiten ihre Wahrnehmung der Dinge als die Richtige dar. Gegen Dania von Angenfurten, die Praios’ gerechte Ordnung für verletzt hält, wurde Anklage erhoben. Und Gerüchten zufolge soll sie sich mit ihren teils sehr überzogenen Zolleinnahmen über ihre praiosgefälligen Pflichten hinweggesetzt oder diese zumindest deutlich großzügig interpretiert haben - und du weißt, was unsere Schwester dazu zu sagen hätte. Ganz davon abgesehen, dass durch diesen unsäglichen Fehdeaufruf der Alttreuen die Sache nicht einfacher wird. Den Nadoretern auch noch Kämpfer hinterher werfen? Ich denke nicht. Andererseits mögen diese Sendschaften sich selbst verwalten und sind als solche anerkannt und damit Teil der praiosgefälligen Ordnung - aber gibt es keinen anderen Weg, als gleich zu einer Fehde aufzurufen? Man hat doch schon Klage eingereicht gegen die Zölle, soweit ich gehört habe. Ist einer der beiden Sendriche überhaupt von Stand? Und dann noch am 01. Travia - das macht doch keiner mit Anstand! Das gehört sich doch nicht!”

Baduar nahm erneut einen Schluck von seinem Hils, musterte dann seinen Bruder erneut, mit leicht schräggeneigtem Kopf.

Dieser reagierte direkt: “Nein, lieber Bruder. Nein. An was immer du denken magst, ich habe andere Verpflichtungen, als ins Wengenholmsche zu reisen und den Streithähnen dabei zuzusehen, wie sie sich wegen einem Brücken- oder Furtzoll die Köpfe einschlagen.”

“Einen Versuch war es wert - tatsächlich kam mir für einen Augenblick der Gedanke, ob man nicht eventuell vermitteln könnte, einen Unterhändler schicken. Wir könnten Alma fragen. Vielleicht kann die Praioskirche in diesem Streit eingreifen. Was meinst du?”

“Hm.”, Pergrin grübelte kurz. “Ja, das wäre vielleicht ein Ansatz. Wir können ihr ja einen gemeinsamen Brief schreiben, ich kann den auf dem Rückweg mitnehmen, muss eh wieder Richtung Angbar.”