Herbonia
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Beschreibung
„Elfenvolk im Koscherland? Unvorstellbar! …und doch, wenn es einen Winkel dieser Provinz gibt, bei dem man es für möglich halten mag, dann sind dies die liebreizenden Hügel von Herbonia…“
(aus „Von Weg und Steg“, Beilunk, 37 v.H.)
Geschichte
Kaum vorstellbar, dass dieses Land einst fast völlig von altem, knorrigem und düsternem Wald bewachsen war. Die wenigen Siedler des Wurzel- oder Wurtzthales, wie man es einst nannte, in Kargel und an der Tarnelfurt mühten sich redlich die wilde Baronie urbar zu machen – doch wo auch immer ein Stück gerodet wurde, wuchs es schon bald wie von Geisterhand wieder neu.
Erst viele Jahrhunderte später entdeckte Selissa, eine Jungfer aus einer Waldbauernkate, den Grund für diese Erscheinung. Im Walde lebte eine bis dahin unerkannte Elfensippe und wollte nichts anderes als ihre Heimat schützen. Dem Bauernmädchen gelang es in ihrer Unschuld eine Freundin der Elfen zu werden und die Alben zeigten ihr gar verborgene Stellen an denen heilkräftige Kräuter wuchsen. Sie wurde eine weise und weithin gerühmte Kräuterfrau, zeigte den braven Siedlern wie man diese Pflanzen selbst zog und schon bald kannte man das einstige Wurtzthal als Wirtztal, Tal der Gewürze. Nun war dies jedoch die Zeit der Priesterkaiser, und als der Sommer von Feuer und Blut über die Lande fuhr, war Selissa eine der ersten die verraten und als Hexe verbrannt wurde. Die Elfen aber sahen dies und zogen sich für lange Zeit wieder in den dunklen Wald zurück.
Es begab sich im Jahre 444 vor Hal (549 BF), dass – so heißt es in der Sage – ein Funke aus den Essen von Hammerschlag den sommertrockenen Forst entflammte. Sechs mal sechs Tage soll das Feuer gewütet und sich unaufhaltsam nach Norden gefressen haben – nahezu den gesamten Elfenwald verschlingend. Der junge Baron Halmar von Wirtztal aber war ein kluger, rahjafrommer und warmherziger Mann und entsann sich der Elfen, die den Gewürzgärtnern neuen Wohlstand gebracht hatten. So zog er selbst mit einigen Getreuen aus um der heimatlos gewordenen Sippe in ihrer Not Nahrung und Ausrüstung zu bringen. Dabei verliebte er sich in die Elfenmaid Sinalandra und nahm sie gar zur Frau. Der Elfensippe wurde in weiten Teilen des Kernlandes ein Siedlungsrecht mit weitgehender Eigenständigkeit zugesichert. In den anderen niedergebrannten Gebieten jedoch schufen Halmar und Sinalandra den Menschen eine blühende neue Heimat – im Süden ließen sich Schäfer in der neu entstandenen Heide nieder und im Norden wuchsen die Dörfer durch die Weberei und den Tuchhandel. In seiner Bewunderung vor dem alten Bosparan nannte der belesene Baron sein Lehen und sein uraltes Adelsgeschlecht fortan Herbonia (…was Wirtztal sehr frei übersetzt), nahm die Rose Rahjas zum Baroniewappen und ließ Tarnelfurt mit helaistischen Bauten schmücken, während seine Frau mit ihrer Zauberkraft einen wunderbaren Rosengarten schuf und den Siedlern half die bis heute harmonische Landschaft im Norden zu schaffen.
Als Sinalandra nach vielen Jahren unerwartet durch die Hand eines abgewiesenen Nebenbuhlers starb ließ der mittlerweile greise Baron in Püscheln ihr zu ehren einen bezaubernden Rahjatempel errichten, denn der fromme Mann hielt die Elfen für Geschöpfe der schönen Göttin. Kurz darauf hauchte er, angeblich auf dem Stufen des neugeweihten Tempelbaus, sein Leben aus und hinterließ ein Adelsgeschlecht, dem noch immer die besondere Gunst der Göttin der Freuden nachgesagt wird, sowie eine Baronie, welche bis heute als vielleicht schönste der gesamten Grafschaft Ferdok gepriesen wird.
Geographie
Dass Herbonia seit Halmars Tagen jedoch wieder in einen tiefen Schlummer versunken zu sein scheint, merkt der heutige Reisende schon, wenn er bald nach Salmingen die kleine Brücke über der Ilsar quert und die verwilderten Straßen der Baronie erreicht. Die Landschaft ist herrlich, bunte Wiesen wohin das Auge reicht, doch eine nennenswerte Ortschaft erreicht man vor Tarnelfurt selbst nicht. Selbst dieser Hauptort der Baronie wirkt wie ein größeres Dorf. An den einst stolzen Säulen des Travia- und des verwaisten Tsatempels nagt der Zahn der Zeit. Selbst die junge Baronin Alvide von Herbonia wohnt nicht in einem angemessenen Schloss, sondern einem größeren Haus mitten in der Stadt. Wie man mir im einzigen anständigen Gasthaus „Zur Rose“ (der „Gelbe Hund“ hingegen scheint das Ungeziefer anzuziehen wie sein Namensgeber) erzählte, sei daran ihr Vater, der einstige Baron Cashon nicht unschuldig. In seinem Eifer es seinem Vorfahren Halmar gleich zu tun, wollte er wenige Meilen nordwestlich ein derart kühnes Schloss errichten, dass er sich bis zum Hals verschuldete. Das nie fertig gestellte Prunkstück Herboniana gehört nun einem Zinsleiher. Sogar im altehrwürdigen Familiensitz inmitten des weithin gerühmten Rosengartens, dem kleinen Rosenschloss zu Tarnelfurt, lebt mittlerweile ein Gläubiger: Ritter Elwart vom Hochfeld aus dem Schetzeneckschen. Es gilt als offenes Geheimnis, dass der umtriebige Elwart die Baronin schon seit Jahren zu einer Heirat mit seinem Sohn Kungert zwingen will, damit die Baronie endgültig in seine Hände fällt. Diese lebt derweil im einstigen Zunfthaus der Tuchmacher und gilt als Spielball ihrer Gläubiger und des Niederadels.
Die Tuchmacher selbst haben sich unterdessen gemeinsam mit den Schneidern ein durchaus stattliches neues Haus errichtet, denn diese Handwerke sind die ergiebigsten der Baronie. Es heißt, selbst die Uniformen der Lanzerinnen seien aus den hiesigen Stoffen. Unweit des neuen Domizils spannt sich seit wenigen Jahren eine hölzerne Brücke über die einstige Furt. Planungen die Stadt nun in Tarnelbrück umzubenennen lehnen die braven Bürger aber beharrlich ab.
Jenseits der Brücke findet sich das kleine, kaum 200 Einwohner zählende Dorf Püscheln. Die hiesigen Bauern leben hauptsächlich von Hasenzucht und dem Anbau von allerlei Kräutern, die dann vor allem nach Ferdok verkauft werden. Bemerkenswert ist an diesem hübschen Flecken ansonsten nur noch der Perainetempel und der überwucherte Pavillon auf dem Elbenhügel am Ortsrand – welcher einst als Grabstätte des Baronshauses und der Göttin Rahja als Tempel diente und schon ob seiner schönen Aussicht noch immer ein beliebtes Ausflugsziel ist. Der Statue der liegenden Sinalandra inmitten des Tempelrundes sagt man besondere Zauberkräfte nach.
Im Norden der Baronie liegt das vergessene Kargel. Als einst noch eine Brücke über den Fluss Rakula führte, lebten hier noch gut 400 Menschen. Seit dem Einsturz des Überganges im Jahr 899 BF aber, verliert der Ort mehr und mehr an Bedeutung. Heute wohnen hier kaum über 60 Seelen, das letzte Gasthaus hat schon vor Jahren geschlossen und der gesamte Ostteil steht leer und verfällt. Es heißt ein Fluch liege über dem Dorf, so dass es wohl schon eines Wunders bedarf um auch diese letzten Bewohner noch lange zu halten und Kargel vor dem Aussterben zu retten.
An diesen nördlichen, und von Menschen dominierten Teil schließen sich in der Mitte der Baronie die „Verborgenen Auen“ an, welche nach altem Recht dem Elfenvolk vorbehalten bleiben. Obschon kaum ein Wanderer diese je zu Gesicht bekam, sollen hier noch immer jene Sippen des Auvolkes leben – tief verborgen in den verträumten Laubwäldern und sanften Hügeln. Die meisten Herbonier selbst haben ihre geheimisvollen Nachbarn nie gesehen und hegen eifrigen Aberglauben gegenüber diesem Volk, wie es wohl auch die meisten anderen Koscher tun. Unter anderem raubten Elfen einem die Ehemänner und -frauen, wenn man sie nicht in Ruhe lasse. Daher werden bisweilen reisende Abenteurer angeheuert, die dann anstatt der Tarnelfurter Tuchmacher in die Auen gehen sollen um den kostbaren Elfenbausch einzutauschen. Nicht selten kehrten derartige Gruppen erfolglos zurück oder mussten den Auelfen als Gegenleistung ungewöhnliche Wünsche erfüllen.
Südlich davon prägt die Hollerheide die Baronie – eine weite, sanft gewellte Graslandebene, die den Weitgereisten bald an die friedlichen Tage im fernen Tobrien erinnern mag. Tatsächlich haben sich in den letzten Jahren zu den verstreuten Hirtenhöfen auch manch neue Siedler aus dem besetzten Osten des Reiches gesellt, züchten hier wieder ihre Schafe um die Wolle hinunter nach Tarnelfurt zu verkaufen. Gelegentlicher Treffpunkt ist der am Wegesrand zwischen Tarnelfurt und Hammerschlag gelegene Gasthof „Zur glücklichen Schnucke“. Geführt von der stämmigen Beilunkerin Alma Bemmelkopp, einem scharfzüngigen Mütterchen, das großen Wert auf gute Laune bei ihren Gästen legt, weil sie „dat eiwije Gejammer nich mehr heiren kann.“
In der Tat scheinen sich die vertriebenen Hirten (es soll sich gar ein landloser und verarmter Baron unter ihnen befinden) aus dem Osten hier mehr als andernorts mit ihrem Schicksal versöhnt zu haben, zumal die Umgebung ihrer Heimat ähnelt und sie in relativer Freiheit ein ganz annehmbares Auskommen haben. Einzig der Gedanke, dass auf der Molchinsel, einem kleinen Eiland inmitten der Ilsar, dem Grenzflüsschen zwischen Dunkelforst und Herbonia, ein finsterer Druide hausen soll, behagt den meisten Schafzüchtern hier gar nicht.
Drei unterschiedliche Landschaften, das nördliche „Rosenland“ der Menschen, das wilde Elfengebiet der „Verborgenen Auen“ und die südliche Hollerheide mit ihren Schäfern, welche dieses Fleckchen Kosch zu einem der zweifellos untypischsten der Provinz machen. Fernab von Bergen, Bier und Zwergen. Kein Wunder, dass die Angroschim vom benachbarten Hammerschlag zu ihren neugierigen Kindern sagen: „Wer die Welt sehen will, braucht nur mal nach Herbonia“.
Siedlungen
- Tarnelfurt - Hauptort
- Borgers Hof und weitere Hirtenhöfe tobrischer Flüchtlinge
- Püscheln
- Kargel - fast verlassenes Dorf an der Rakula
Burgen und Schlösser
- Rosenschloss bei Tarnelfurt
Gewässer
- Rakula
- Tarnel
- Ilsar - Grenzflüsschen zu Dunkelforst
Wälder
- Dunkelwald - von Auelfen bewohnter Ausläufer des uralten Waldes
- Püschelwald - lichter Forst nördlich von Tarnelfurt
Sonstige Orte
- Hollerheide - gutes Weideland für die Schafe der tobrischen Flüchtlinge
- Molchinsel - verruchte Moorinsel inmitten des Flüsschens Ilsar
- Rosenland - fruchtbare Ebene entlang der Rakula
Unterlehen
- Herboniana - unvollendetes Prachtschloss bei Tarnelfurt
- Edlengut Rosenschloss: Junker Elwart vom Hochfeld
- Edlengut Tarnelfurt: Edle Alane von Tarnelfurt
Persönlichkeiten
- Baronin Alvide von Herbonia - verschuldete junge Baronin
- Junker Elwart vom Hochfeld - umtriebiger Junker, mit Blick auf den Baronstitel
Umgebung
- Westen
- Dunkelforst, Moorbrück
- Norden
- Garetien
- Osten
- Stanniz, Königreich Garetien (Baronien Gräflich Luring, Gräflich Rubreth und Zagbar)
- Süden
- Hammerschlag
Quellen
Offizielles
Inoffizielles
- ausführliche Beschreibung im Kosch-Kurier Nr. 35
- zusätzlich Erwähnungen in Nr. 36 (Hollerheide etc.), Nr. 37 (Tarnelfurt), Nr. 43 (Tarnelfurt)
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