Ein unsteter Hochgeweihter

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Ausgabe Nummer 82 - Phex 1047 BF

Ein unsteter Hochgeweihter

Was plant Schwertbruder Hagen von Salmingen-Sturmfels?

WENGENHOLM, Phex 1047 BF. Der KOSCH-KURIER berichtete darüber, dass der ehemalige Baron von Dunkelforst und Baruns Pappel im Rondra 1047 BF von der Meisterin des Bundes der Senne Mittellande zum Schwertbruder des Orkenwehrtempel zu Wengenholm bestallt wurde.

Im seither vergangenen Vierteljahr hat sich Hagen die Anerkennung ebenso der Tempelbesatzung wie auch der Bevölkerung verdient; dazu ist er ein häufiger Gast an der Tafel des Grafen Jallik von Wengenholm. Dabei hatte sich insbesondere in der Geweihtenschaft des Orkenwehrtempels anfangs durchaus Unmut geregt, hatte doch Seine Gnaden Lucardus von Hirschingen jahrelang auf eine Beförderung zum Tempelvorsteher hingearbeitet, nur um dann einen eineinhalb Jahrzehnte jüngeren und zudem kurz zuvor geweihten Hochadligen „vor die Nase gesetzt“ zu bekommen.

Der bislang schwerste Gang seiner erst kurzen Amtszeit stand Hagen bevor, als er ins nur einen guten Tagesritt entfernte Auersbrück aufbrach, wo einige Monde zuvor noch eine blutige Fehde gewütet hatte. Dort verhandelte er mit Sendrin Daria Hangklos und dem Traviageweihten Halmbart Garnelstrunk und überführte schließlich den Leichnam seiner Tochter Bernhelmine, die an der Seite zahlreicher tapferer Koscher Adliger im Kampf mit der Sendschaft den Heldentod gefunden hatte, zu seinem Tempel. Einen Mond später zelebrierte er eine große Trauerfeier für Bernhelmine, zu der zahlreiche Verwandte aus dem Kosch und Hinterkosch anreisten, darunter aus Dunkelforst Hagens Mutter Frylinde von Salmingen, nicht jedoch seine Ehefrau, Ansoalda von Leihenhof, oder sein Sohn Rotgar. Die sterblichen Überreste Bernhelmines wurden gemäß rondrianischem Ritus verbrannt, die Asche anschließend in einer Urne nach Dunkelforst überführt und in der Familiengruft unter Burg Salmingen beigesetzt.

In den nächsten Wochen sah das Dorf Wengenholm dann eine Reihe unerwarteter Besuche: Zur allgemeinen Überraschung begrüßte Seine Hochwürden mehrere Adlige und Geweihte aus dem Kosch und dem Außerkosch, dazu Gelehrte und sogar einen Magus. Gemein hatten diese Fremden, dass sie entweder in den vergangenen eineinhalb Jahren in die Khôm gereist waren oder aber am Rat von Gesandten der beiden Kaiserreiche im südalmadanischen Omlad teilgenommen hatten, zu dem Tulameth saba Malkillah von Gareth – Tochter des Kalifen der vom zwölfgöttlichen Glauben Abgefallenen und Schwägerin von Kaiserin und Königin Rohaja – im Herbst 1046 BF geladen hatte.

Während der winterlichen Symposien blieb der Orkenwehrtempel verschlossen, doch wurde kein Hehl daraus gemacht, dass sich der neue Hochgeweihte, die übrige Tempelgeweihtenschaft – Lucardus und Bardobert von Hirschingen und Leudane vom Hochfeld – sowie Hagens getreuer Waffenmeister Korbrandt von Bösenbursch in allen Details von den unbekannten Schrecknissen und fürchterlichen Bedrohungen der zwölfgöttergläubigen Lande berichten ließen, die seit vielen Monden in der Khôm dräuen sollen, von den unheimlichen Wesenheiten, die dort, in den Landen der Ungläubigen, angeblich nach der Vernichtung allen Lebens trachten. Hagen erinnerte daran, dass sein Großvater Sigismund von Sturmfels dereinst das Schwert Hlûtharhilf ergriff, um an der Seite von Kaiser und König Reto die verfluchte Insel Maraskan für den Zwölfgötterglauben zurückzugewinnen; und dass sein Vater Bernhelm das Schwert Hlûtharhilf führte, um für Kaiser und König Hal den großen Aufstand der maraskanischen Ketzer niederzuschlagen. Und dass er, Hagen, mit demselben Schwert Hlûtharhilf gegen die Dämonenknechte im Osten zog.

Eine gewisse Unruhe herrscht seither gleichermaßen bei der Tempelbesatzung, am Grafenhofe und im Dorf Wengenholm: Hagen von Salmingen-Sturmfels hatte dereinst seinen Ritterschlag vor der Zeit aufgrund seiner großen Tapferkeit bei der Belagerung der Burg Tannwacht erhalten – und fast sein gesamtes Leben auf Feldzügen, in Heerlagern und auf Turnieren verbracht.

Was hat der unstete Herr ehemals dreier Baronien nun vor, so fragt man sich? Plant er etwa, seinen neuen Tempel schon nach wenigen Monden wieder zu verlassen, um in der Wüste Khôm gegen die dortigen Schrecknisse und womöglich auch die Ungläubigen zu streiten? Plant der Schwertbruder gar, die Besatzung des Orkenwehrtempels auf diese rondragefällige Queste mitzunehmen, so wie er dereinst die nicht unumstrittene Entscheidung fällte, die von ihm befehligte Koscher Kompanie „Herzogin Efferdane“ in seine tobrische Baronie Baruns Pappel zu führen, um diese von Haffax’ Schergen zu befreien? Zutrauen würde es ihm jeder, der ihn kennt.

Herdbrand Brauer