Die Schlacht von Ilmenheide: Unterschied zwischen den Versionen

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„Basteysöldner vorwärts!“, brüllten wir nun, und unsere ganze Truppe warf sich auf die Verteidiger. Den meisten reichte es dort offenbar, denn erst begannen nur ein paar zu fliehen, dann mehr und schließlich der ganze Haufen.
„Basteysöldner vorwärts!“, brüllten wir nun, und unsere ganze Truppe warf sich auf die Verteidiger. Den meisten reichte es dort offenbar, denn erst begannen nur ein paar zu fliehen, dann mehr und schließlich der ganze Haufen.


Es war ein kurzer Kampf gewesen, und wir hatten ihn gewonnen – das dachte ich jedenfalls. Erst jetzt hörte ich den Hufschlag. Von der Seite her kam mehr als ein Dutzend Reiter angedonnert. Die Lanzen gesenkt und mit blinkenden Rüstungen, sahen sie aus wie [[Akteursnennung ist::Rondras Abgesandte auf [[wikav:Dere|Dere]]n.
Es war ein kurzer Kampf gewesen, und wir hatten ihn gewonnen – das dachte ich jedenfalls. Erst jetzt hörte ich den Hufschlag. Von der Seite her kam mehr als ein Dutzend Reiter angedonnert. Die Lanzen gesenkt und mit blinkenden Rüstungen, sahen sie aus wie [[Akteursnennung ist::Rondra]]s Abgesandte auf [[wikav:Dere|Dere]]n.


„Wir müssen hier weg!“, rief jemand – und das war auch mein erster Instinkt.
„Wir müssen hier weg!“, rief jemand – und das war auch mein erster Instinkt.

Version vom 7. Juli 2024, 19:59 Uhr


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Ausgabe Nummer 81 - Hesinde 1047 BF

2. Teil: Die Schlacht von Ilmenheide

ILMENHEIDE, 16. Travia BF. Die Ritterin Praiodane von Stielzbruk berichtet:

In aller Eile hatten wir uns über die letzten Tage auf der Burg Bärenstieg eingefunden. Obwohl mein Gatte Ungolf nur weitläufig mit dem Ritter Ardan verwandt ist, konnten wir es doch nicht zulassen, dass der Stammsitz unseres stolzen Hauses in die Hände der Auersbrücker fällt.

Wir wussten freilich nicht, wo der erste Schlag der Schurken sich ereignen würde, doch unsere Späher beobachteten das Heer der Auersbrücker genau, und diese zogen scheinbar alle nach Angenfurten, um den dortigen Turm zu belagern. Sollten sie dort ruhig festsitzen, wir würden hier nicht auf sie warten! Unsere Schar war klein, aber dafür kampferprobt. Darum zogen wir bald los. Wir, das waren der Ritter Ardan, seine Gattin Gidiane und ihre Zwillinge, die alle eher wie Waldläufer denn wie Ritter wirkten. Dazu kamen Ardans Bruder Geron und seine Knappin Bernhelmine von Salmingen sowie Gerons Tochter Morena. Den Abschluss bildeten Gidianes Nichte Ifirnia von Firntrutz, ihr Gatte Bolzer von Alrichsbaum sowie meine Wenigkeit, mein Gatte Ungolf und zehn Waffentreue aus Bärenstieg.

Es ging eine ganze Weile durch den Borrewald, bevor wir auf eine deutlich größere Schar Bewaffneter trafen. Angrich von Zweizwiebeln war uns mit seinem Sohn Eberwulf, der eiligst aus dem Ferdokschen heraufgekommen war, und einer etwa vierzig Köpfe großen Gruppe Kämpfer entgegen gezogen. Wir besprachen uns eine Weile. Da die Auersbrücker mit der Belagerung Angenfurtens beschäftigt waren, konnte man davon ausgehen, dass sie nicht genug Leute hatten, um auch noch unsere Burgen zu belagern. Wir würden ihnen daher in den Rücken fallen, für Unruhe sorgen und den Nachschub abschneiden. Wenn die übrigen Alttreuen aus dem Süden heraufgekommen waren, würden wir uns ihnen anschließen und die Auersbrücker gemeinsam in die Schranken weisen.

Unser erstes Ziel war der Ort Ilmenheide. Die Dörfler flohen, sobald sie uns sahen, und wir begannen damit, die Vorräte auf Wagen zu laden. Was der Feind nicht essen konnte, würde uns nutzen. Wir waren noch immer damit zugange, als Bolzer von Alrichsbaum ins Dorf gesprengt kam und rief: „Da kommt ein Auersbrücker Haufen!“ Rasch sammelten wir uns und berieten uns. Die andere Gruppe war nur fünfzig Fußkämpfer stark, während wir sechzig waren, davon alleine zehn Ritter zu Pferde. Rasch hatten wir einen Plan gefasst, und während wir Reiter davonsprengten, trieben Ritter Angrich und sein Sohn die Fußsoldaten an, um eine notdürftige Barrikade zu errichten.

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ILMENHEIDE, 16. Travia BF. Der Söldner Ettel Bösanger berichtet:

Uns war zugetragen worden, dass die Zweizwiebler und Bärenstieger nicht auf ihren Burgen hocken bleiben würden. Wir waren bisher in Auersbrück in Reserve geblieben, rückten nun aber aus, um in Ilmenheide Quartier zu beziehen. Wir waren eine bunt gemischte Truppe aus Söldnern des Basteybundes, sowie Rübfolder, Bilchtrutzer und auch einige Auersbrücker Waffentreue. Angeführt wurden wir vom Auersbrücker Sendrich Bardo Hangklos. Noch bevor wir Ilmenheide jedoch erreichen konnten, kamen uns bereits die ersten verängstigten Flüchtlinge aus dem Dorf entgegen. Sie wirkten unbeschadet, aber auch bis aufs äußerste verstört.

„Dem Raubritterpack zeigen wir’s!“, rief Storko und trieb uns zu größter Eile an. Als wir aus dem Borrewald traten, war sofort zu erkennen, dass die Angreifer dabei waren, eine notdürftige Barrikade aufzuwerfen. Wir schlossen unsere Visiere und rückten langsam, aber beständig vor. Von hinter der Barrikade aus flogen uns Bolzen und Pfeile entgegen und etliche der Unseren gingen zu Boden. Die Sendschaftler schossen schon zurück, doch wir Söldner warteten noch, hinter mir war Bolzer mit seiner Armbrust und noch so manch anderer. „Schießt die zwei Anführer weg!“, rief unser Waibel Ludalf. Wir in der ersten Reihe knieten nieder, und eine Feuerlanze unseres Soldmagiers Blathisbald zischte über uns hinweg. Ich habe das nun ein paar Mal erlebt, aber an die Hitze und Intensität kann man sich kaum gewöhnen. Hinter der notdürftigen Barrikade waren zwei offensichtliche Anführer gewesen. Der Jüngere von ihnen stand nun lichterloh in Flammen. Der Ältere wollte ihm zu Hilfe eilen, aber ihn trafen gleich drei Bolzen.

„Feuertöpfe!“, gellte der Befehl, und von hinten wurde ein Dutzend Feuertöpfe auf und über die Barrikade geworfen. Die waren zwar nicht stark genug, um sie abzufackeln, aber sie sorgten bei wenig erfahrenen Kämpfern schnell für Panik.

„Basteysöldner vorwärts!“, brüllten wir nun, und unsere ganze Truppe warf sich auf die Verteidiger. Den meisten reichte es dort offenbar, denn erst begannen nur ein paar zu fliehen, dann mehr und schließlich der ganze Haufen.

Es war ein kurzer Kampf gewesen, und wir hatten ihn gewonnen – das dachte ich jedenfalls. Erst jetzt hörte ich den Hufschlag. Von der Seite her kam mehr als ein Dutzend Reiter angedonnert. Die Lanzen gesenkt und mit blinkenden Rüstungen, sahen sie aus wie Rondras Abgesandte auf Deren.

„Wir müssen hier weg!“, rief jemand – und das war auch mein erster Instinkt.

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ILMENHEIDE, 16. Travia BF. Die Ritterin Praiodane von Stielzbruk berichtet:

Es hatte zu lange gedauert. Die verdammten Wehrtreuen waren schon geflohen, aber als ich das erkannte, war es schon zu spät. Wir hatten bereits mit dem Anritt begonnen. Eng beieinander donnerten wir in die Seite der Auersbrücker. Meine Lanze fand ein Ziel und durchbohrte einen feindlichen Kämpfer. Sofort ließ ich die Waffe fallen und zog mein Schwert. Mein Pferd prallte gegen einen Körper und wirbelte ihn durch die Luft. Wie besessen hackte ich um mich.

Eine Feuerlanze zischte von irgendwo her. So schnell, wie ich auf die Feinde getroffen war, war ich auch schon durch sie hindurchgeritten. Ich versuchte mir rasch einen Überblick zu verschaffen. Obwohl wir deutlich in der Unterzahl waren, hatten wir sie überrascht und ihre Formation zerschlagen. Etliche unserer Gegner lagen in ihrem Blut, ein paar liefen schon weg, doch die meisten der Überlebenden versuchten unserer habhaft zu werden. Etliche der Kämpfer schwangen Hellebarden. Mein Herz zog sich zusammen, als ich sah, wie Bernhelmine, die gerade einmal dreizehn Jahre alte Knappin Gerons, von einer Hellebarde am Kopf getroffen wurde und wie ein nasser Sack aus dem Sattel stürzte.

Ich musste mich von dem Anblick losreißen und ritt erneut an. Hiebe nach links und rechts austeilend, erwischte ich so manchen der Feinde und war kurz darauf auf der anderen Seite wieder durch ihren Haufen hindurch.

„Wir müssen hier weg!“, rief ich über das Getümmel. Die Überzahl war einfach zu groß. Wir wendeten unsere Pferde. Bolzen knallten; Gidiane, Ardans Gattin, stürzte aus dem Sattel. Ardan ritt neben mir und sein Schrei hatte mehr von einem waidwunden Tier als von einem tapferen Ritter. Er wollte sein Pferd wenden, aber ich verpasste dem Tier einen kräftigen Klaps mit der flachen Seite meines Schwertes. Wenn wir hier nicht bald wegkamen, würden wir alle sterben. Unsere Schar war arg zusammengeschrumpft, als wir uns etwas später im Borrewald sammelten. Die beiden Zweizwiebler waren tot und ihre Leute hatten sich aus dem Staub gemacht. Rondra hatte die Knappin Bernhelmine und Ardans Gattin Gidiane ebenso zu sich gerufen wie Bolzer von Alrichsbaum. Geron hatte es herausgeschafft, aber in seinem Rücken steckten gleich drei Bolzen und er hustete Blut. Er starb nur wenige Momente nachdem wir ihn aus dem Sattel gehoben hatten. Unsere Schar war niedergeschlagen und verzweifelt. Der Tod so vieler unserer Mitstreiter, vor allem der jungen Knappin, versetzte uns in Zorn und Verzweiflung. Insbesondere Ardan brütete nur noch düster vor sich hin.

Wir verbanden unsere Wunden. Die Gespräche drehten sich im Kreis, als Grimbald, einer der Bärenstieger Zwillinge, eine Gruppe von etwa zwanzig Reitern in unser notdürftiges Lager führte. Mir stockte ein wenig der Atem, als ihre Anführer sich als Ferk von Alrichsbaum, Eberhelm von Treublatt und Alphak von Steinklos vorstellten – allesamt vogelfreie Raubritter. Mit steinernem Gesicht hörten sie unseren Bericht an. Ferk musste sich abwenden, als er vom Tod seines Sohnes hörte.

Eberhelm kniete sich neben Ardan nieder. „Diese Hunde schrecken vor nichts zurück. Sie haben sogar ein Kind auf dem Gewissen. Wir mögen vogelfreie Ritter sein, aber bei meiner Ehre, wir werden Euch beistehen. Wir werden mit Euch diesen Haufen niedermachen und unseren Gefallenen ein würdiges Begräbnis verschaffen.“

Ardan nickte. Ich schluckte. Ich wusste, was dies bedeutete. Wir hatten nun die Wahl, mit den Vogelfreien in den Kampf zu ziehen und dabei vermutlich selbst vogelfrei zu werden, oder aber uns wie geprügelte Hunde vom Platz zu verziehen. Ardan trat zu mir hin. „Ich muss dich bitten, nicht mit uns zu reiten.“ Tränen rannen über sein Gesicht „Ich muss den Tod meiner Gattin rächen. Dafür bin ich bereit, alles zu verlieren, du aber hast kleine Kinder daheim. Denke nun an sie, reite heim und berichte, was hier vorgefallen ist. Kinder wurden von diesen Monstern hingemetzelt, und wir werden sie dafür büßen lassen.“

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ILMENHEIDE, 16. Travia BF. Der Söldner Ettel Bösanger berichtet:

Kaum war der Kampf vorbei, da erkannte unser Hauptmann Burgolf von Alrichsbaum, dass sein Neffe Bolzer unter den Toten war. Lange Zeit zum Trauern gab er uns aber nicht. Alle, die reiten konnten und Pferde hatten, machten sich in aller Hast nach Zweizwiebeln auf. Die Zweizwiebler hatten soeben ihre Anführer verloren und waren hauptsächlich zu Fuß unterwegs. Darum ging es rasch los, und wir überholten den Haufen tatsächlich. Es war schon lange dunkel, als wir in Zweizwiebeln ankamen. Ich schlich mich gemeinsam mit drei Kameraden an, wir erkletterten mithilfe eines Wurfhakens schnell die Burgmauer und überwältigten die beiden Wachposten. Dann öffneten wir das Tor.

Bevor Alarm gegeben werden konnte, waren unsere Kameraden im Hof. Der Kampf war vorbei, ehe er so richtig angefangen hatte. Wir machten reiche Beute und steckten die Burg in Flammen. Das alles hatte weniger als eine Stunde gedauert. Trotz der Dunkelheit machten wir uns wieder auf den Weg, denn wir wollten hier nicht eingeschlossen werden. Unsere Sorge war aber unbegründet. Als wir abzogen, war der Zweizwiebler Haufen noch immer nicht zurückgekehrt; besiegt und mit etlichen Verwundeten brauchten sie scheinbar endlos lange für die Strecke. Mir sollte es jedenfalls recht sein.

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ILMENHEIDE, 16. Travia BF. Der Söldnerwaibel Ludalf Finsterdorn berichtet:

Der Kampf war hart gewesen, aber wir hatten die Alttreuen letztlich vom Feld gefegt. Sie hatten viele ihrer Leute tot zurückgelassen. Insbesondere die Zweizwiebler waren nach dem Gefecht vermutlich als Fehdepartei erledigt, hatten sie doch ihre Anführer verloren. Blieben also nur noch der Bärenstieger und seine Parteigänger. Vor dem kleinen Waldritter war uns nicht bang, so dachten wir jedenfalls und ließen so manchen Krug kreisen, um unseren Erfolg zu feiern. Wir ließen trotzdem nicht alle Vorsicht fahren und stellten einige Posten auf.

Ich war in einen tiefen Schlaf gefallen, als mich Kampfeslärm und wilde Rufe weckten. Wir wurden angegriffen. Hatten diese Verrückten heute nicht schon genug geblutet? Ich warf mir mein Kettenhemd über und setzte den Helm auf, griff mein Schwert und eilte nach draußen. Zwei Häuser standen lichterloh in Flammen und erhellten die gespenstische Szenerie. Aus einem stürzten gerade einige unserer Leute, doch sie hatten keine Chance. Die Flammen erhellten den Platz und machten die armen Seelen zu perfekten Zielen für die Schützen, die ich in der Dunkelheit gar nicht ausmachen konnte. Ich wurde nach vorne gestoßen. Der Auersbrücker Sendrich, unser Auftraggeber, führte unsere kleine Schar in den Kampf. Die nächsten Augenblicke waren ein wildes Gefecht, wie ich es so in meiner Söldnerkarriere noch nie erlebt hatte. Beide Seiten kämpften entschlossen, doch unsere Angreifer schienen von einem blinden Zorn beseelt. Ich bekam einen Axtschlag ins Bein und ging zu Boden. Ein Reiter donnerte herbei und verpasste dem Sendrich Bardo einen Hieb gegen den Kopf, den dieser unmöglich überleben konnte.

Kurz darauf stellte sich eine Pause ein. Ich versuchte meine Beinwunde mit einem Stück Stoff wenigstens notdürftig zu verbinden, als ein Hornstoß durch die Nacht hallte. „Es ist genug“, brüllte unser Anführer Burgolf. „Wenn ihr hier seid, um eure Toten zurückzuholen, dann könnt ihr sie gerne haben, heute Nacht ist aber genug Koscher Blut geflossen.

„Burgolf?“, kam es fragend aus der Nacht, und kurz darauf stand Ferk von Alrichsbaum, der verfemte Ritter und Bruder unseres Anführers, vor ihm. In der einen Hand trug er noch die Axt, mit der er gerade eben den Sendrich Bardo erschlagen hatte. Die beiden Brüder gaben einander schweigend die Hand.

Der Kampfeswille war nun aus allen gewichen. Die Bärenstieger mit ihren vogelfreien Verbündeten beluden einen Wagen mit den Toten des gestrigen Tages und machten sich von dannen. Wir leckten derweil unsere Wunden.