Zwist im Hause Salmingen

Aus KoschWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen


Kk-titelbalken-heroldzwerg.jpg

Ausgabe Nummer 81 - Hesinde 1047 BF

Von edelsten Geschlechtern: Zwist im Hause Salmingen

Machtspiele um Baruns Pappel

SALMINGEN, Boron 1047 BF. Streit und Zwietracht haben Einzug gehalten im altehrwürdigen Haus derer von Salmingen. Nicht nur aus der koscher Baronie Dunkelforst erreichen uns düstere Nachrichten, sondern auch aus Baruns Pappel im fernen Tobrien

Wie in der letzten Ausgabe des KOSCH-KURIER berichtet, war der Baronsreif des tobrischen Lehens Baruns Pappel gemäß dem Willen ihres Vaters, Baron Hagens von Salmingen-Sturmfels, an die gerade erst dreizehn Götterläufe alte Bernhelmine von Salmingen gegangen. Diese blieb jedoch vorerst mit ihrem Knappenvater Geron von Bärenstieg im Kosch, und so machte sich ihre Mutter Ansoalda von Leihenhof auf den weiten Weg ins Tobrische, um dort die Amtsgeschäfte für ihre Tochter zu führen.

Doch welch bitteres Leid musste Ansoalda dort erfahren! Nachdem erst ihr Gatte allen weltlichen Verpflichtungen entsagt hatte – was für sie faktisch den Verlust von Titel und Würde einer Baronin von Dunkelforst und Baruns Pappel bedeutete, denn diese waren nun auf ihre Kinder übergegangen – erreichte sie, kaum am Dogul angekommen, fürchterliche Kunde aus dem Kosch: Ihre Tochter Bernhelmine hatte, zusammen mit vielen anderen tapferen Adeligen, im Kampf mit der Sendschaft Auersbrück den Heldentod gefunden (siehe Seite 5 dieser Ausgabe).

Während Ansoalda um ihre Tochter trauerte, intrigierte die Burghauptfrau zu Baruns Pappel, Vieska von Salmingen, um den nun Nächsten in der Erbfolge, Bernhelmines Bruder Rotgar, seiner legitimen Ansprüche zu berauben: Vieska, einer Bastardlinie der Salminger entstammend, hatte mehrere Jahre in Hagens Kompanie Herzogin Efferdane gedient und durch ihre Tapferkeit im Felde das Vertrauen des Barons erlangt. Zum Dank für ihre Verdienste hatte Hagen Vieska nach der Befreiung von Baruns Pappel 1039 BF zur dortigen Burghauptfrau ernannt.

Kaum war die Nachricht vom Tode Bernhelmines in Tobrien eingetroffen, da eilte Vieska nach Ebelried an den Hof des jungen Grafen und tobrischen Erbprinzen Jarlak Kunibald Geldor von Ehrenstein. Es war der Ritterin ein Leichtes, den unerfahrenen Grafen davon zu überzeugen, die strategisch wichtige Baronie Baruns Pappel ihr, einer gestandenen Reckin und hochdekorierten Veteranin vieler Schlachten, die Land und Leute kennt, anzuvertrauen – und nicht etwa einem Knaben wie Rotgar.

Allerdings stellte Vieska nicht nur sich selbst ins bestmögliche Licht, sondern sie wies auch darauf hin, dass Rotgar gerade einmal zehn Götterläufe zähle und – was im schwer gebeutelten Tobrien durchaus ein Argument ist – magiebegabt sei, obendrein noch der Großneffe der berüchtigten Charissia von Salmingen. Außerdem weile Rotgar zur Ausbildung an der weißmagischen Schule zu Kuslik, also am anderen Ende des Kontinents, und sei nach Abschluss seiner Ausbildung vielleicht in der Lage, auf Bosparano zu parlieren, aber mit Sicherheit weder fähig noch willens, eine tobrische Baronie zu führen – sofern er sein Leben nicht lieber in einem schmucken Stadthaus im Horasreich genießen wolle, anstatt das schwere und entbehrungsreiche Dasein auf einer zugigen tobrischen Burg auf sich zu nehmen. Vieskas Argumente überzeugten – und die Bastardin wurde von Graf Jarlak an Ort und Stelle zur Baronin von Baruns Pappel erhoben.

Vieska kehrte eilends von Ebelried nach Baruns Pappel zurück und konfrontierte Ansoalda mit der gesiegelten Urkunde. Ansoalda war erbost, warf der ehemaligen Burghauptfrau schändlichen Verrat an Rotgar und auch Hagen sowie an der Lehensordnung im Allgemeinen vor, ja sie drohte sogar mit einer Klage vor dem Reichsgericht. Doch Vieska war nicht sonderlich beeindruckt und ließ Ansoalda mitsamt ihrem kleinen Gefolge von ihrer Garde – die meisten davon Veteranen der ehemaligen Koscher Kompanie Herzogin Efferdane – aus der Burg werfen, die nun die ihre war. Eine Fremde in Baruns Pappel und ohne Freunde und Unterstützer im Herzogtum Tobrien, war Ansoalda gezwungen, sich auf den tausend Meilen langen, beschwerlichen Rückweg in den Kosch zu machen.

Als die nun ganz in schwarz gekleidete Edeldame viele Wochen später im dieses Jahr ungewöhnlich früh eingeschneiten Salmingen eintraf, sollte es ihr kaum besser ergehen: Der trauernden und über das ihr widerfahrene Unrecht erbosten Ansoalda wurde von ihrer Schwiegermutter ein ausgesprochen kühler, irritierend formeller Empfang bereitet. Manch einer sprach gar von einem lautstarken Streit zwischen den beiden machtbewussten Damen im Grafensaal der Burg, bei dem auch die Hohe Lehrmeisterin des Salminger Hesindetempels, Sephira Birninger, eine Freundin Frylindes, anwesend war.

Rasch waren auch in Dunkelforst die Machtverhältnisse geklärt: Frylinde hatte das Sagen, die eingeheiratete Hinterkoscherin Ansoalda war dort nicht mehr willkommen. Keine zwei Stunden nach ihrer Ankunft in Dunkelforst wurde sie von Hauptfrau Hesindiane von der Steckenklamm zum Burgtor geleitet. Begleitet von nur einer einzigen Hofdame, aber voller Würde und ohne auch nur einen Blick zurückzuwerfen, durchschritt Ansoalda das Tor der mächtigen, tausend Jahre alten Burganlage, die ihr und ihren Kindern so lange eine liebe Heimat gewesen war.

Gerüchten zufolge begab sich die derart Verstoßene zu ihrer Schwester nach Sindelsaum. Von dort reiste sie angeblich nur wenige Tage später in einem standesgemäßen Vierspänner gen Kuslik weiter, um ihren Sohn Rotgar, der in der Halle der Metamorphosen studiert, zu besuchen.

Garubold Topfler, Herdbrand Brauer