Neuigkeiten aus der Hauptstadt - Kosch-Kurier 81

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Ausgabe Nummer 81 - Hesinde 1047 BF

Neuigkeiten aus der Hauptstadt

Der Herbst hat vor allem Kummer und Krankheit über die Reichsstadt gebracht. Aber auch Gutes gibt es zu berichten …

Reichsvogt erkrankt

Nur wenige Monde nach seiner Ankündigung, diese Amtszeit werde seine letzte sein, machen Gerüchte über den Gesundheitszustand des Reichsvogts Bosper zu Stippwitz die Runde. Das 75-jährige Oberhaupt der Stadt war offenbar im Nebelmond schwer erkrankt und konnte wochenlang den Ratssitzungen nicht beiwohnen.

Bei seinem Geburtstag am 21. Hesinde war Seine Exzellenz zwar wieder auf den Beinen, doch der gewohnte Empfang in der Neuen Vogtei fiel aus. Gefeiert wurde nur im Kreise der Familie.

Den Forderungen von Seiten einiger Gegner im Rat, er möge sein Amt vorzeitig zur Verfügung stellen, erteilte der Reichsvogt indessen eine deutliche Absage.

Zu Tode gesoffen

Ein Wetttrinken in „Galoschs Steinerweicher“ mit dem gleichnamigen Schnaps endete für zwei Gesellen der Hutmacherzunft tödlich. Die beiden hatten sich buchstäblich zu Tode gesoffen. Galosch Sohn des Gindrum erklärte, ihn treffe keine Schuld, wenn die Großlinge ihre Grenzen nicht kennten und nichts vertrügen.

Der Vorfall löste eine lange Debatte im Rat der Zünfte aus, ob man den Ausschank zumindest von Schnaps und Branntwein beschränken sollte. Dem widersprachen nicht nur die Vertreter der Schankwirte heftig; auch die Schmiedezunft gab zu bedenken, ob man dann nach einer Messerstecherei die Herstellung von Schmiedewaren einzuschränken gedächte.

Die Diskussion blieb ohne Ergebnis; die hohen Herren und Damen zogen sich zu später Stunde in den Ratskeller zurück, wo sie bei Braten, Soße und Klößen so manches gutes Bier genossen.

Fieber fordert zahlreiche Tote

Im Boronsmond grassierte ein übles Fieber in der Ehernen, das etliche Todesopfer forderte – darunter nicht nur Kinder und Alte, wie es häufig vorkommt, sondern auch starke Männer und Frauen mittleren Alters.

Einen magischen oder gar dämonischen Ursprung der Krankheit konnten die schließlich zu Rate gezogenen Rohalswächter ausschließen; die Ärzte sind sich einig, dass es sich „lediglich“ um einen Ausbruch der Almadanischen Grippe handelt, wenn auch um einen besonders üblen.

Auch aus anderen Städten des Kosch wurden Fälle des Fiebers gemeldet – vor allem aus Orten, an denen sich viel fremdes Volk aufhält.

Brand im Geritterhaus

Unter noch ungeklärten Umständen kam es Ende Travia zu einem Brand im Geritterhaus, der glücklicherweise nach einigen Stunden gelöscht werden konnte. Dennoch sind mehrere Zimmer auf längere Zeit unbewohnbar.

Das Geritterhaus dient Adligen, die in der Ehernen weilen und weder auf der Thalessia zu Gast sind noch ein eigenes Stadthaus besitzen, in der Regel als standesgemäßes Quartier.

Noch mehr Maraskanfladen

Die „Tuzaker Taverne“ hat ihr Angebot an Maraskanfladen deutlich erweitert. Die pikant belegten, im Ofen gebackenen Teigstücke, die angeblich den „Weltendiskus“ symbolisieren, erfreuen sich seit Jahren großer Beliebtheit. Besonders begehrt ist derzeit eine Kreation mit Pilzen, an denen wahrlich kein Mangel besteht. Ob das Rezept echt maraskanisch ist, sei dahingestellt.

Die Tatsache, dass vor allem junge Leute die Fladen nicht mehr in der Taverne verspeisen, sondern „unterwegs aus der Hand essen“, hat bei vielen Angbarern für Stirnrunzeln und Kopfschütteln gesorgt, sieht man doch die Gefahr, dass durch solche Essgewohnheiten die Koscher Gemütlichkeit verloren gehen könnte.

Rajajin Mastaban, der Inhaber der „Tuzaker Stube“, pflegt solche Vorwürfe mit einem Achselzucken hinzunehmen.

Erfolg für die Roten Mimen

Mit donnerndem Applaus wurde das jüngste Stück der Roten Mimen bedacht, das im Travia-Mond im Neuen Theater zur Uraufführung kam. Das Lustspiel trägt den Titel „Der doppelte Alrich“ und handelt von einem jungen Burschen, der nach Jahren des Umherschweifens in die Heimat zurückkehrt, dort aber feststellen muss, dass ein anderer sich für ihn ausgegeben und seinen Platz eingenommen hat – sowohl in der väterlichen Handwerksstube als auch im Herzen der hübschen Vieska.

Die kecken Sprüche und derben Scherze kamen gut beim Publikum an, und Sätze wie „Du kannst ja gar nicht ich sein, weil ich schon ich bin“ sorgten für laute Lacher.

Getrübt wurde die Freude wieder einmal durch die Unzulänglichkeiten des Theaterbaus. Vor allem die Tatsache, dass die Bühne von manchen Plätzen aus kaum zu sehen ist, sorgte für Unmut bei den Besuchern.

Karolus Linneger