Des Ebers Stamm am Scheideweg Teil 9: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 2. April 2022, 13:10 Uhr
Etwas früher, auf Burg Sighelms Halm, 1031:
"Finsterer und finsterer werden die Zeiten", seufzte die Baronin, als der Eilbote vom Erlenschloss die Stube verlassen hatte.
"Die Götter stellen uns auf harte Proben."
Der Baron von Geistmark ging derweil vor dem Kamin auf und ab, die Hände verschränkt hinter dem Rücken.
"Der Erbprinz entführt, bei Rondra!"
Ein bitteres Lächeln huschte über sein Gesicht.
"Ha, mit entführten Prinzen kenne ich mich aus ..."
Finster waren auch jene Zeiten gewesen, in denen seine Gedanken nun weilten – an der Heerschau des Reichsbehüters im Tobrischen, als Schergen des Dämonenmeisters keinen Geringeren als Prinz Selindian Hal in ihre Klauen zu bekommen versuchten. Immerhin, die Koscher Barone, die der Reichsbehüter seinem Sohn als Leibwache zur Seite gestellt hatte, wussten das Unglück damals zu verhindern...
"Ich werde nicht zulassen, dass Ilmas T... dass dem Erbprinzen ein Leid zugefügt wird", murmelte der Baron, den Blick nun starr ins Kaminfeuer gerichtet. Seine Gattin trat hinter ihn, legte ihm die Hände auf die Schultern.
"Du weißt, du brauchst mir nichts vorzumachen, Kordan", flüsterte sie. "Du sorgst dich mehr um Prinzessin Nadyana als den Prinzen."
Sie drehte ihn zu sich herum, blickte ihm fest ins Gesicht.
"Bei Rondra, lass uns gemeinsam nachdenken, was zu tun ist!"
Der Baron straffte sich.
"Ich lasse die Landwehr einberufen, um die Straßen an den Grenzen zu kontrollieren, in Rondrasdank, Wengerich und Hannos Hof. Mit einer Kutsche werden sie kaum quer durch die Harschenheide oder den Geisterwald fahren. Und wozu habe ich eigentlich einen Hellsichtmagier als Secretarius? Gleich lasse ich Magister Malzan holen, der soll mal zeigen, dass er mehr kann, als mein Bier wegzutrinken!"
Während der Baron ins Treppenhaus schritt und nach einem Knecht rief, schaute die Baronin versonnen durchs Fenster in die eindunkelnde Moorlandschaft hinaus. Kaum merkte sie, wie ihr Gatte zurück in die Stube trat.
"Diese Sache mit der Kutsche - irgendwie ist mir das nicht geheuer", murmelte sie. " Wer entführt jemanden in einer Kutsche? Sind wir denn in der Liebfelder Oper? Irgendwas ist faul an dieser Geschichte ..."
Der Baron, der schweigend zugehört hatte, legte seine Stirn in Falten.
"Vielleicht war die Kutsche nur ein Ablenkungsmanöver?", schlug er vor.
"Ich weiß nicht ... was, wenn der Prinz das Schloss aus freien Stücken heimlich verlassen hat?"
"Mechtessa! So etwas würde Anshold seinem Vater niemals antun!"
"Mein Liebster, eines haben mich meine Jahre als Gesandte unter Darpatiern gelehrt: Die Menschen stecken voller Überraschungen - und meistens keine guten ..."