Lanzenritt & Fürstendienst
Lanzenritt & Fürstendienst
Das Koscher Rittertum und Militärwesen
Gegeben von Alderan von Zweizwiebeln, Baron von Auersbrück, Fstl. Hauptmann d. R.
Tief verwurzelt ist noch das traditionelle Rittertum in den Koscher Landen. So gibt und gab es, sieht man von den wenigen, halbherzigen und kurzlebigen Versuchen kleiner Adeliger ab, keine Kriegerakademie in der ganzen Provinz. Fehlt diese dem Kosch, wo doch gerade beim Adel des Landes die rondrianischen Tugenden nach wie vor sehr hoch gehalten werden?
Nein. Denn wer von adeliger Geburt ist, der strebt hierzulande meist die Ritterwürde an und wird Knappe in einem hochherrschaftlichen Hause, nicht wenige am Fürstenhofe. Zudem zieht es viele junge edle Frauen, vorwiegend die nicht Erstgeborenen, eher zu den Ferdoker Lanzerinnen, wo es gewißlich eine Menge Ruhm zu erlangen gibt.
Spricht man von koscher Soldaten, so kennt fast ein jeder im Reiche unsere zwei berühmten kaiserlichen Gardeeinheiten, die Ferdoker Gardereiterinnen eben und die Angbarer Sappeure, deren Regiment nach ruhmreicher Geschichte an der Trollpforte zerschlagen wurde, so daß derzeit allein eine Ausbildungskompanie existiert (doch dies ist eine andere Geschichte). So kann die kaiserliche Marschallin Angunde von Falkenhag neben den Lanzerinnen nur die Ksl. Angbarer Langschwerter aufbieten (1 Banner).
Auch des Fürsten Ritter, die schweren Schlachtreiter mit dem Eberwappen sind jenseits der Provinzgrenzen bekannt. Ihre Schwadronen bilden zusammen mit den Fürstlichen Hellebardieren (3 Banner) und den Garde-Greven (10 Mann) das Eberstammer Leibregiment „Fürst Bernfred“. Befehligt werden sie vom Wehrmeister (das Amt ist seit dem Schlachtentod des Halmdahl von Koschtal vakant).
Die Truppen der Grafen zählen jeweils eher weniger denn mehr als ein Banner. Der Graf von Ferdok hält ein Halbbanner Axtschwinger auf Burg Thûrstein und 20 Stadtgardisten im Sold, der Schetzenecker vielleicht dreißig seiner Spießgesellen. In der Seegrafschaft patrouillieren die Gräflichen Land-Gendarmen (ein Halbbanner berittener Büttel), während die Schloßwachen auf Grauensee bösen Zungen zufolge mehr nach einem strammen Aussehen in der Uniform als nach Kampftüchtigkeit ausgesucht wurden. Die geübtesten Grafensoldaten sind sicherlich die Wengenholmer Bergjäger, rein bunt gemischter, aber zäher Haufen, den der Kampf gegen Gratenfelser, Orks und die Schergen Jergenquells ertüchtigt hat. Verstärkt durch Söldlinge und Schützen, unterstand Vogt Gelphardt von Stolzenburg trotz knapper Kassen zeitweilig ein gutes Hundert Kämpfer, von denen die sechzig besten auch vom neuen Grafen Jallik weiter besoldet werden.
Den Baronen steht meist nur eine Schar Burgwachen und Büttel zur Verfügung, Berittene außer ihren lehnspflichtigen Rittern selten — der Baron von Nadoret bildet seit jeher eine Ausnahme.
Nicht zu den Koscher Truppen gezählt werden kann das Banner der Schatzgarde auf der Kaiserlichen Asservatenfeste zu Koschgau.
Es mag verwundern, daß in einer derart gebirgigen Provinz wie Kosch die Kerntruppen (Schlachtreiter und Gardereiterinnen) aus Reiterei bestehen. Doch dies ist traditionell gewachsen. Wer könnte sich einen edlen Ritter anders als auf einem feurigen Schlachtroß vorstellen und das Land um Angbar und den See, die Niederungen der Rakula und besonders das Tal des Großen Flusses bieten gutes Gelände für Reiter. Vor allem aber, es käme hier kein Mensch auf den Gedanken, die Gebirge von Kosch und Amboß wirklich militärisch kontrollieren zu können, sind dort doch hunderte von Zwergenkriegern, die die Hochlagen der Berge als ihr Eigen ansehen und bewachen. Und nie, selbst in den dunkelsten Zeiten, hat je ein feindliches Heer den Amboß überwunden. Auch die menschlichen Burgen sind mit geringer Mannzahl zu halten.
Weniger forsch sind allerdings die Hügelzwerge. Die freiwillige Bergkönigliche Garde (1 Kompanie in Angbar) ist ihre einzige stehende Truppe, doch besitzt Hügelland sicherlich noch einige Hundert zwar unorganisierter, aber nichtsdestoweniger formidabler Armbrustschützen.
Die koscher Zeughäuser und Arsenale gelten nicht nur als gut gefüllt, in der Regel sind sie es auch, so daß ein verhältnismäßig großer Landwehrhaufen ausgestattet werden kann. So ist es schon vorgekommen, daß die Größe der (theoretischen) Landwehr schon manchem Feinde einen Schreck versetzt und ihn zu übereilten Änderungen seiner Taktik bewegt hat, obgleich die Zahl der (tatsächlichen) Landwehr fürwahr kleiner war (zuletzt in der Answinkrise). Doch wenn die Heimat bedroht ist, ist der Koscher eben als rundheraus wehrhaft.
Die Fstl. Schlachtreiter
Das Herz des Koscher Rittertums spiegelt sich gewißlich in den Fürstlich Koscher Schlachtreitern wieder; kaum ein Adelshaus zwischen Albumin und Amboßgebirge findet sich, das nicht mindestens einen Sprößling hat, der nicht bei des Fürsten Rittern dient oder in seiner Jugend gedient hat. Und traditionellerweise sind es tatsächlich häufig die Söhne der Edlen, Junker und Barone, die dort ihren Dienst für ihre Heimat erbringen. Kaum ein Viertel unter ihnen, so scheint es die göttliche Rondra fügen zu wollen, sind denn edle Ritterinnen — die Töchter des Adels bevorzugen die „Amazonen des Kaisers.“
Ihre Ausbildung beginnen die meisten künftigen Ritter althergebracht als Knappen am fürstlichen Hofe zu Angbar, wo diese im Alter zwischen 12 und 14 Jahren Aufnahme finden. Gut zwei Dutzend Knappen und Knappinnen — mehr als an allen anderen hochherrschaftlichen Häusern Koschs zusammen! — erlernen dort unter der fürsorglichen Oberobhut S. Durchlaucht das ehrbar’ Ritterhandwerk.
Neben diesen Knappen aus edlem Geblüt wird auch stets einer gewissen Anzahl von Jungen und Mädchen aus dem einfachen Volke der Provinz die Ehre gewährt, gleichsam am Fürsthofe aufgenommen zu werden. Sie werden in der selben Weise in den rondrianischen Künsten geschult wie ihre adeligen Mitzöglinge, müssen jedoch, während letztere in höfischer Etikette oder Staatskunst unterwiesen werden, manch niedere Aufgaben erfüllen. Dennoch sind sie´s zufrieden, denn nach ihrer Ausbildung dürfen sie als vollwertiger Schlachtreiter in des Fürsten Garde dienen — eine höchst angesehene Stellung! Und die Besten erhalten wohl gar einen Kriegerbrief. Manch einer mag später aufgrund seiner Verdienste gar zum Offizier befördert und vom Fürsten zum Ritter geschlagen werden.
Jeder von ihnen wird jedenfalls während seiner Knappschaft einem erfahrenen Ritter aus des Fürsten Gefolgschaft dienen, der sie mit gestrenger, aber wohlfürsorglicher Hand über die kommenden Jahre hinweg geleiten wird. Die älteren Knappen werden darüber hinaus zeitweise schon bei den Schlachtreitern eingebunden.
Nach ihrer Ausbildung werden die jungen Ritter nun noch einige Jahre bei den Schlachtreitern des Fürsten bestes Schild und Wehr sein. Häufig ruft dann aber einmal das eigene Lehen oder der heimische Herd, und der Ritter wird aus dem aktiven Dienst entlassen. Wenn aber des Fürsten Ruf erklingt, wird er — wie natürlich jeder getreue Koscher Landsmann - sein Roß satteln und mit seinen Getreuen und blankpoliertem Schwerte bereit sein, seine Heimat zu verteidigen.
Manch anderer Ritter dagegen — vor allem diejenigen, die kein Erbe ruft — sind schon in Ehren in des Fürsten Diensten ergraut, und diese bilden dann auch das Gros des höheren Offizierskorps.
Ränge der Schlachtreiter
Neben den edlen, höchst kampfstarken und gepanzerten Rittern gibt es selbstverständlich noch eine erhebliche Anzahl von gemeinen Soldaten deren Ausstattung und Ausbildung sich teilweise ganz erheblich von den Erstgenannten unterscheidet: Im Allgemeinen kann man sagen, daß auf 10 Ritter und 10 ebenso gerüstete Schlachtreiter, 20 weniger schwer bewaffnete Reiter — häufig fälschlicherweise als Knappen bezeichnet — zur Unterstützung kommen. Schließlich wird die Schwadron durch 10 leichte Reiter komplettiert. Alle Reiter werden in Schwadronen zu 10 Lanzen zusammengefaßt, wobei zwei Lanzen den Stab bilden.
Befehlshaber der Schlachtreiter ist namens des Fürsten der Wehrmeister von Kosch, häufig mit einem Oberhauptmann als Stellvertreter. Jeder Schlachtreiter-Schwadron steht ein Ritter als Hauptmann vor, sein Vertreter steht im Range eines Oberleutenants, und alle weiteren Ritter stehen naturgemäß gleichsam als Leutenants im Offiziersrang, wenngleich ihnen nur jeweils eine Lanze untersteht. Der dienstälteste der gewöhnlichen Schlachtreiter besitzt den Rang eines Ober-Weibels und hat einen weiteren Weibel als Stellvertreter, die übrigen Schlachtreiter bekleiden je nach Dienstzeit die Ränge von Korporalen oder Sergeanten.
Die leichteren Lanzenreiter bekleiden selten mehr als den Rang eines Gemeinen. Der fünfte einer jeder Lanze trägt an seiner leichten Lanze einen Erkennungswimpel und hat zudem ein kleines Signalhorn. Diese Position wird häufig von älteren Knappen besetzt, die zu diesem Zeitpunkt allerdings im Range einem Gemeinen bestenfalls gleichgestellt sind. Eine besondere Ehre kommt dabei dem Knappen zu, der in der Stabslanze das große Horn (der Ton ist hörbar tiefer und kräftiger) trägt, denn der Ritterschlag ist nun nicht mehr fern.
Das große Banner trägt hingegen ein rechter Ritter, dem ein weiterer Ritter — beide im Range von Bannerträgern, die keine Lanze anführen — zur Seite steht, um dies wichtige Symbol zu schützen.
Farben und Wappen
Grün und schwarz sind die Farben des fürstlichen Schlachtenbanners Ondifalors, so reiten auch seine Ritter in die Schlacht, auf dem Schilde der schwarze Eberkopf auf grün, nur silbern blitzend Schwert und Lanzenspitze.
Diejenigen Krieger von Stande allerdings, die ein eigenes Wappen führen — und das sind die meisten — , dürfen dieses auf einem diagonal geteilten Schild zeigen, doch oben links bleibt der Eberkopf. Zudem hat jede Schwadron ihr ganz eigenes, wertvoll besticktes Banner.
Die sechs Schwadronen
In der Garnison der Schlachtreiter, der Zitadelle zu Angbar befinden sich stets zwei Schwadronen. Diese bilden gleichzeitig den aktiven Teil der fürstlichen Ritter, wobei allerdings noch einige einzelne Ritter des persönlichen Fürstgefolges ständig im Schloß leben.
Die weiteren vier Schwadronen sind die passiven. Sie kommen jeweils aus den vier Grafschaften Koschs und werden wiederum von einzelnen Lanzen, die jeweils ein altgedienter Ritter führt, zusammengesetzt. Diese leben über die gesamte Provinz verstreut, sei es auf einem fürstlichen Rittergut, der eigenen Junkerei oder sogar als leibhaftiger Baron, wie heuer Herr Tradan von Unterangen.
Ein jeder dieser Ritter soll zudem seine eigene Lanze aus den Leuten seines Lehens bilden können und obendrein noch fünf einigermaßen geübte Landwehrsoldaten (drei Piken- oder Hellebardenträger und zwei Schützen, Armbrust oder Bogen) aufstellen können. Diese bilden dann das Herz der koscher Landwehr (die sich aus den vier Regimentern der Grafschaften und dem Bürger-Schützen-Batallion Angbar zusammensetzt). Es ist demnach nicht selten, daß mit einem aus den Aktiven ausscheidenden Ritter auch „sein“ Schlachtreiter seinen Abschied nimmt und dem Ritter auf dessen Gut folgt.
Wichtig dabei sind die 14 fürstlichen Rittergüter, die mit der Auflage verliehen werden, daß in ihnen stets ein Ritter des Fürsten einsatzbereit ist. Diese Ritter achten ganz besonders darauf, jede Generation ein oder zwei Kinder zu des Fürsten Knappen zu entsenden, um ihr Lehen quasi erblich zu machen. Doch auch für nicht derart Abhängige ist es oftmals eine ehrenhafte Tradition.
Insgesamt kann man sagen, daß die aktiven Schwadronen im Regelfall besser ausgerüstet und trainiert sind als die passiven und sogar zahlenmäßig bisweilen über ihrer Sollstärke liegen. Die Schwadronen der Grafschaften hingegen erreichen häufig nur schwer ihre Sollstärke, was sich besonders in der Anzahl der Berittenen niederschlägt. Die meisten Ritter kommen nach wie vor aus dem Angbarer Seenland, wo auch sechs der fürstlichen Rittergüter liegen, die Ferdoker erreichen in der Regel knapp ihre Sollzahl, wohingegen Schetzeneck und Wengenholm meist darunter liegen.