Gruß an die Eherne Stadt

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Ausgabe Nummer 30 - Efferd 1024 BF

Gruß an die Eherne Stadt

Von Wolfhard von der Wiesen


Noch hat Praios’ Strahl nicht die Nacht vertrieben,

Noch liegt Marbos Staub auf der Träumer Augen –

Horch, da schallt es hell durch die stummen Gassen:

Baldaroschs Weckruf!


In der ganzen Stadt und in jedem Hause

Geht man nun zu Werk: wie die Bienenschwärme,

Die das Blumenfeld und die sommerlichen

Wiesen durchschwirren,


Sammelnd früh bis spät aus den bunten Kelchen

Goldnen Blütenstaub, um in sichrer Wabe

Nach Mokoschas Art dann den honigsüßen

Nektar zu keltern –


Ebenso seid ihr, tüchtge Bürger Angbars,

Die ihr emsig strebt nach dem hellen Golde,

Das euch Tag um Tag auf dem Ingrimmsmarkte

Schaffend umhertreibt


Und im roten Schein an der Schmiede-Esse,

Wo bald Hammerschlag, bald das scharfe Zischen

Aus dem Löschtrog tönt, wenn das glühnde Eisen

Dampfend erhärtet.


Jeder schafft sein Werk! Und die Zeit der Mühen

Fließt euch leicht dahin, weil ihr wißt, am Abend

Ruht der Blasebalg, und die weiten Plätze

Liegen dann schweigend,


Während ihr getrost in der frohen Runde

Beieinander sitzt und dem dicken Wirte,

Der im Lederschurz euch die schaumgekrönten

Humpen herbeiträgt,


Gerne einen Teil von den heut erworbnen

Talern überlaßt: denn der schönen Stunden

Sind so viele nicht, daß man sie vergehn läßt,

Ohne zu feiern.


Reichtum heißt doch nicht, daß die Truhen voll sind,

Gold darinnen glänzt wenn die Herzen voll sind

Und das Auge strahlt, das alleine nenn ich

Goldene Zeiten!


Gastlich dringt das Licht aus den offnen Fenstern,

Dumpf klingt Holz an Holz, wenn die Zecher prosten,

Und man singt das Lied von der Koscher Heimat:

Sie gilts zu feiern!


Wenn euch dann die Nacht und der Stab des Raben

Leis zum Schlaf gemahnt, bis die Praiosscheibe

Wieder sich erhebt: dann bedenkt, ihr wart heut

Reicher als Stippwitz!