Entführung des Prinzenpaares - Rot auf Weiß: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 9. April 2022, 17:34 Uhr


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Bor 1031 BF
Rot auf Weiß
Kampf im Schnee


Kapitel 61

Durch das Tor

Firntrutz (Burg), 1031

Ardo nutzte den kurzen Moment um durchzuschnaufen. Der Verletzte schien genug zu haben und wandte sich von ihm ab. Ihm sollte es Recht sein. Denn nun stürmten die anderen beiden Orks mit ihren Säbeln auf ihn ein. Er wurde in die Defensive gedrängt, schaffte es aber fast mühelos ihre wuchtigen Schläge zu parieren. Einen Moment später sah er eine Lücke in der Verteidigung eines Gegners, als dieser durch einen zu heftig geführten Angriff für einen Moment aus dem Gleichgewicht geriet. Ohne zu zögern ließ Ardo sein Schwert nach vorne zucken und brachte dem Schwarzpelz einen Schmiss auf der Wange bei. Sogar einer der Eckzähne des Ungetüms brach ab und fiel in den Schnee.
Diesen kleinen Erfolg musste Ardo jedoch sofort büßen, da er selbst dadurch nicht rechtzeitig auf eine weitere Attacke des zweiten Orks reagieren konnte. Schmerz durchzuckte ihn, als der Orksäbel durch seine dicke Winterkleidung hindurch in seinen linken Oberarm drang. Die Verletzung war zum Glück nicht schwerwiegend, doch sie machte ihn wütend. Machtvoll riss Ardo seinen Schwert nach oben. Mit einem lauten Reißen und Knacken durchschnitt er Kleidung, Fleisch und Knochen und im nächsten Moment hing der Waffenarm des Orks nur noch dank eines dünnen Stofffetzens an dessen Körper.
Sein verbliebener Gegner machte jedoch nicht den Eindruck, davon sonderlich beeindruckt zu sein. Mit bluttriefender Schnauze kam er erneut auf Ardo zu und sein Hieb hinterließ beim Ritter eine tiefe Wunde auf dem linken Unterarm, den er nicht mehr rechtzeitig hatte zurückziehen können. Ardo spürte, wie er nach diesem erneuten Treffer die Kraft in seinem linken Arm verlor, und war gezwungen seinen Anderthalbhänder nur noch mit der Rechten zu führen.
Mit Mühe und unter Aufbietung seiner ganzen Kraft parierte er die nächsten Schläge ohne selbst etwas anderes tun zu können, als zu reagieren. Erst als der Ork sich verschätzte und ein Luftloch schlug, konnte Ardo einen Gegenangriff führen und stach mit seiner Klinge nach dem Bein seines Gegners. Doch schien diesem das nicht viel auszumachen, und Ardo musste postwendend einen Hieb gegen seine linke Schulter hinnehmen.
Angeschlagen wich der Greifenfurter einen Schritt zurück, als ihm Phex unvermittelt unter die Arme griff. Denn plötzlich schlug der vorstürmende Ork lang hin. Seine blutige Schnauze grub sich tief in den Schnee, und unter den Füßen des Untiers erschien ein dicker Ast, der im Schnee verborgen gelegen hatte.
Hastig versuchte Ardo seinen Vorteil zu nutzen, und hieb dem sich aufrappelnden Schwarzpelz das Schwert auf die Schulter. Doch war sein einhändiger Schwung nicht fest genug, um dem damit ein Ende zu bereiten. Laut grunzend und blutigen Schnee speiend kam der Ork auf die Knie, seinen Säbel noch immer fest in der Hand. Fast mühelos wehrte er die nächsten beiden Angriffe Ardos ab, ohne jedoch die Möglichkeit zu bekommen sich gänzlich aufzurichten.
Schließlich brachte ein Taktikwechsel die Entscheidung. Nachdem Ardo nun dreimal von oben auf den knieenden Schwarzpelz eingeschlagen hatte, führte er seine Klinge beim nächsten Schlag von unten und überraschte den Ork damit vollkommen, der sich auf einen erneuten Angriff von oben eingestellt hatte. Knirschend fuhr Ardos Klinge in den hässlichen Kiefer der unglücklichen Kreatur, die röchelnd zur Seite sackte und nach einigen krampfhaften Zuckungen verendete.
Schwer keuchend sank Ardo in die Knie. Das Blut floss aus mehrere Wunden seinen linken Arm hinab, durchtränkte den Wintermantel und vermengte sich schließlich mit dem Schnee unter ihm. Mit grimmer Befriedigung sah der Hauptmann seinem letzten Gegner beim Sterben zu, wohl wissend, dass er diesen Erfolg wohl Phex und Rondra zu gleichen Teilen zu verdanken hatte. Blutverlust und Erschöpfung hätten ihn bei einem längeren Kampf sonst zum leichten Opfer der Orkenbrut gemacht. Trotzdem war jetzt nicht der rechte Augenblick zum Verschnaufen.
Er stützte sich schwer auf sein Schwert und kam wieder auf die Füße. Der Ork vor ihm lag inzwischen still und rührte sich auch nicht mehr, als Ardo voller Verachtung auf ihn spuckte. Suchend blickte der Ritter sich um, ob nicht noch irgendwo eine dieser Kreaturen lauerte, während das Blut beständig von seinem nutzlos herabhängenden Schildarm troff.
Adran und der Ork zogen gleichermaßen an den verhakten Waffen, doch zu Adrans Leidwesen hielt der orkische Jagdbogen dieser Belastung stand. Der Ork nutzte dieses Gezerre und mühte mit der freien Hand sein Kurzschwert aus der Scheide. Der Schmalfurter Baron erkannte die Gefahr. Den Streitkolben scheinbar aufgebend sprang der große Mann mit einem Satz vor und hieb dem Orken die linke Faust ins Gesicht, so daß es trotz Handschuh hörbar knackte. Der Ork ließ Kurzschwert und Bogen benommen los und schlug rückwärts in den Schnee.
Tyrian indes stürmte in Richtung Burgmauer zum verbliebenen Schützen. Er mußte mit Schrecken erkennen, daß der Ork schon längst auf ihn angelegt hatte. Er warf sich noch zur Seite, doch zum Ausweichen war es zu spät. Der Pfeil erwischte den Baron in der Seite. Tyrians Sturm stockte, dann fiel er mit einem Ächzen nach vorn.
Adran orientierte sich kurz, während er den Bogen vom Streitkolben löste. Als er die Situation an der Burgmauer erfaßte, durchfuhr ihn Grimm. Einen wilden Kampfschrei ausrufend sprang er los. Einhundert Stein streitkolbenschwingender greifenfurter Zorn, einem mit Schneeflocken bedeckten Bären gleich, eilten mit großen Sprüngen durch den Schnee in Richtung Burgmauer. Der Ork ließ den Bogen los und zog beim Zurückweichen das Kurzschwert.
Der zweite orkische Schütze, nunmehr das Kurzschwert in der Hand, erwog seine Lage. Gleich, da der menschliche Gegner mit der furchtbaren stählernen Keule ihn erreichen würde, wäre von seinen orkischen Mitstreitern keine Hilfe zu erwarten. Alle Kumpanen waren im Zweikampf gebunden oder gar tot. Als kluger Ork wandte er sich um und stürmte fort, an der Burgmauer entlang.
Tyrian drehte sich indes vorsichtig und mit zusammengebissenen Zähnen auf den Rücken. Seinen linken Arm fühlte er kaum und wenn, dann durchfuhr ihn ein stechender Schmerz. Der bohrende Schmerz in der rechten Seite war jedoch immer da und machte das Atmen schwer. Als er den Schnee von den Augen wischen wollte, stieß sein rechter Arm auf halben Weg auf Widerstand und sogleich durchfuhr seine Seite ein niederhöllischer Schmerz. Der Pfeil steckte noch. Kurz darauf wurde ihm bewusst, dass der Pfeil entweder sehr tief saß oder abgebrochen war.
Nun nahm er auch wieder den Kampflärm bewusst wahr, der über eine niedrige weiße Mauer zu ihm drang. Er wollte Gewißheit haben und richtete seinen Oberkörper auf, die rechte Hand aufstützend. Nach einem Augenblick erkannte er, dass die meisten seiner Gefährten noch da waren und, den Zwölfen sei Dank, auch der Prinz, der mit dem Anführer rang.
Dann sah er den orkischen Schützen. Auf allen Vieren kroch er, während Blut in dicken Tropfen sein Gesicht entlangrann, durch den Schnee und durchwühlte ihn - nach seiner Waffe! Der Baron von Zalgo wandte den Kopf, konnte aber sein eigenes Schwert nirgends sehen. Nun setzte sich Tyrian ganz auf und zog mit der nun freien rechten Hand beschwerlich seinen Dolch. Beunruhigt sah er, als er den Dolch hob, daß sein Handschuh voller Blut war. Dann, mehr aus dem Handgelenk geschleudert denn geschickt geworfen, warf er den Dolch nach dem Ork. Ein atemraubender, stechender Schmerz in der Seite war der sofortige Lohn.
Der Dolch flog in flacher Bahn, traf den Ork quer am Rücken und verschwand im Schnee. Der Schütze grunzte erschrocken und warf sich flach hin. Nur einen Augenblick später spähte er abschätzend zu Tyrian hinüber und wühlte sogleich wieder im Schnee. Dann hob er triumphierend sein Kurzschwert. Tyrian fluchte, riß einen Beutel vom Gürtel und schleuderte ihn auf den Ork, so daß der Schnee spritzend mitflog. Das Geschoß erreichte sein Zeil nie und plumpste wirkungslos tief in den Schnee. Der Ork wich dennoch erschrocken aus. Dann grinste er böse mit blutigem Gesicht, während Tyrian nach Atem rang. Hilflos taste Tyrian nun in die Runde, doch von seinem Schwert fehlte weiterhin jede Spur. Dafür wurde ihm bewußt, daß der Schnee rings um ihm herum rot war.
Währenddessen war der Wettlauf an der Burgmauer nur von kurzer Dauer. Der Ork musste strauchelnd feststellen, dass der Untergrund tückisch und der Schnee tiefer als war, als zuvor erwartet. Es mochte der Burggraben sein, der dem Ork nun trotzdem zum Verhängnis wurde. Als er nach kaum 20 mühsamen Schritten die Aussichtslosigkeit akzeptierte, wandte er sich um und stellte sich seinem schnaufenden Gegner. Adran sah, daß der Ork sich endlich dem Kampf stellte und wurde selbst etwas langsamer. Dennoch war es Adran, der den ersten Schlag tat. Der Ork hatte sich einen sicheren Stand gesucht und wich nun aus, nur um gleich darauf mit seinem Kurzschwert die Verteidigung zu unterlaufen. Adran war jedoch auf der Hut. Zwei weiteren Angriffen wich der Ork aus, ohne daß er eine Gelegenheit zum Angriff bekam. Doch er sah, daß die Glatthaut müde war und mit jedem Schwung lauter ächzte und schnaufte. In einigem Abstand sah er den weiteren Kampfverlauf und wußte, daß die Schwarzpelze hier keine Beute machen würden. Wenn er diesen Krieger überwand, dann würde er eine gute Waffe erbeuten und fliehen. Er wich vor einem weiten, langsamen Schlag zurück, den das Schnaufen schon angekündigt hatte, dann stieß er in die offene Deckung der großen Blankhaut. Aus den Augenwinkeln sah er die Gegenbewegung.
Mit einem Knurren zog Adran den Streitkolben in einem Rückhandschlag durch und nutze den Größenvorteil. Der Streitkolben traf den Ork unterhalb des Waffenarms in die Seite und zerbrach Rippen wie dünnes Geäst. Der Ork wirbelte um die eigene Achse. Sein Kurzschwert streifte Adran noch, glitt jedoch an der Winterkleidung ab und verschwand irgendwo im pulvrigen Weiß. Dann ließ Adran den Streitkolben auf den Kopf herunterfahren. Mit einem Gesicht aus blutigem Knochenbrei torkelte der Ork noch einen kurzen Schritt in Richtung Mauer und verschwand bäuchlings im Schnee.
"Oh - Praios - zäh - wie'n Gadang – stier - der Lump!" keuchte der Schmalfurter Baron und wandte sich taumelnd in Richtung Hauptkampfplatz.
Zwischen dem Prinzen und dem Anführer der Schwarzpelze tobte immer noch der Kampf. Mit Rondras und Ingerimms Hilfe hatte Urion seinen Gegner überwunden. Doch im Herabstürzen hatte der Ork ihm das Schwert aus den Händen gerissen. Der Leichnam war im tiefen Schnee begraben und das Schwert nicht so schnell zurückzuerlangen. Deshalb zog er nun sein Jagdmesser und blickte sich auf dem Schlachtfeld um. Zu seiner Linken hatte auch Anselm seinen Gegner zu Boron geschickt, so dass sie im Zentrum überlegen waren.
Am linken Flügel setzte Adran einem der Bogenschützen nach. Allerdings war Tyrian in großer Gefahr von dem zweiten Bogenschützen niedergemacht zu werden. Schon wollte Urion Anselm einen kurzen Befehl zurufen, als er den Boronshofer Junker mit gezückter Klinge von hinten auf den Ork zueilen sah. Ein lauter Ruf des Junkers lenkte die Aufmerksamkeit des Orks auf sich und von Tyrian ab.Der Rittmeister konzentrierte sich wieder auf den Kampf zwischen dem Prinzen und dem Champion.
Wild tanzten die Schwerter – beide Kontrahenten, Schwarzpelz wie auch der Prinz hatten ihre Probleme in dem Schnee zu kämpfen. Immer wieder geschah es, dass der vermeintliche Boden unter den Füßen nachgab und den Kämpfer straucheln ließ. Edelbrecht offenbarte Gefühlsregungen konträr zu dem des Schwarzpelzes. Er war ruhig, konzentriert, und seine Schläge waren von tödlicher Präzision. Der Champion der Orken hingegen war laut und voller nach Aussen getragener Gefühlsregungen des Hasses und Spotts auf die vermaledeite Glatthaut, die sich ihm so widersetzte. Der Arbach des Orken blitze gefährlich auf immer wieder sehr nahe an des Prinzen Körper, und Edelbrecht gelang die Parade des Öfteren nur sehr knapp, aber doch zielgenau. Edelbrecht selbst führte seinen Anderthalbhänder mit einer Eleganz, welche fast schon an ein Kampf im Turnier erinnerte.
Mit zunehmender Dauer des Kampfes nahm dessen Intensität zu. Plötzlich wechselte der Schwarzpelz die Kampftaktik und wechselte den beid- und rechtshändig geführten Kampf in einen Linkshändigen. Den Prinzen, völlig überrascht von dieser Wendung und der sogleich geführten Attacke, erwischte der Arbach nun am rechten Bein und hinterließ eine klaffende, blutende Wunde. Hier und jetzt behielt Edlelbrecht Standvermögen – sein Bein war nicht mehr so verläßlich, und so focht er den Orken verbissen ohne viel Beinarbeit zu leisten.
Laut klingend krachten die Klingen aufeinander. Das Maul des Orken nahe an dem Gesicht des Prinzen, der den widerwärtigen Geruch des Orken spürte. Ruckartig stieß er dem Schwarzpelz den Knauf seines Schwertes ins Maul. Aufjaulend sprang dieser zurück und hielt sich einen Moment die Hand vor seine Klauen und spuckte dann einige Zähne aus der blutverschmierten Fresse.
In diesem Moment brach der Zholochai, der gegen Anselm gekämpft hatte, röchelnd zusammen, und der Champion sprand haßerfüllt auf die Glatthaut, die ihm die Hauer ausgeschlagen hatte. Hoch erhoben den Arbach, an dem das Blut Edelbrechts klebte – hoch erhoben, zum wuchtigen Schlag bereit, ließ der Anführer der Rotte die Deckung zu weit offen, und noch bevor der Arbach mit voller Wucht auf den Prinzen niedergehen würde, sprang dieser vor und hielt dem Orken den Anderthalbhänder entgegen. Tief drang die Klinge in den Wanst ein und nahm dem Arbach Schwung und den Halt der pelzigen Hände. Tief fiel die Klinge in den Schnee und die Zeit schien für einen Moment still zu stehen, als der Ork aus seinen kränklich gelben Augen in die des kleineren Prinzen blickten.
TAIRACH!“ brüllte der Ork mit letzter Kraft und umfasste mit beiden Händen die Klinge des Anderthalbhänder und bohrte diese tiefer in sich hinein und hindurch und damit den Prinzen näher an sich heran. Seine gefährlichen Hauer offenbarten Edelbrecht sofort, dass dieser Gegener, bevor er zu seinem blutigen Götzen gehen wollte, ihn mit einem Kehlenbiss mitnehmen wollte.
Mit einer letzten, großen Kraftanstrengung, schritt Edelbrecht zurück und zog den Anderthalbhänder mit einem starken Ruck aus dem Leib und aus den Händen des Schwarzpelzes. Wieder brüllte dieser „TAIRACH!“ Edelbrecht nutzte den Schwung der freigewordenen Waffe, wirbelte einmal um die eigene Achse und trennte den häßlichen Kopf zum Rumpf des widerwärtigen Orkkörpers. Wie aus einem Springbrunnen sprudelte das dampfende Blut des Schwarzpelzes als der Kopf, mitgerissen von dem Schwung, zur Seite flog. Schließlich kippte der Körper nach hinten über und färbte des Firuns Pracht korgefällig rot. Keuchend blickte der Prinz zu seinen Kampfgefährten – Erschöpfung und Befriedigung spiegelten sich in seinem Antlitz.
Lyeria schien wie der göttliche, todbringende Golgari höchstpersönlich, als sie mit wehendem weißen Rittermantel und wild zuckendem Säbel, jedoch völlig stumm, von der Anhöhe auf den Bogenschützen zustürmte. Bevor sie ihn jedoch erreichte, erscholl hinter ihr der Schlachtruf Antaras, der zwar keinen Augenblick zu spät kam, Lyeria jedoch aufgrund des Gebots des schweigsamen Kampfes zu höchst erstaunte und anwiderte.
Sie ignorierte es nun jedoch beflissentlich und stürmte ihrerseits auf den Ork zu, dessen Projektil nun auf sie gerichtet war. Nur noch wenige Schritte trennten den blitzenden Stahl der Golgaritin von dem Schädel des Orks, als sich der Pfeil von der Sehne löste und Kleidung und Haut an der linken Schulter der Golgaritin durchtrennte. Ein Treffer, der sie aber keineswegs von ihrem Kurs abbrachte. Sie nahm ihre zierliche Waffe mit beiden Händen, hob sie über den Kopf und beschrieb, die Wucht des Anlaufs nutzend, einen Bogen aus tödlichem Stahl, welcher sich ohne auch nur der Möglichkeit der Verteidigung in die Schulter des verwirrten Orks frass. Mehrere Finger tief drang die Klinge in das Fleisch des Schwarzpelzes ein und durchtrennte Haut, Knochen und Sehnen. Das Blut sprudelte aus einer klaffenden Wunde in die Höhe.
Als Lyeria jedoch versuchte, ihre Waffe wieder zu befreien, indem sie diese ruckartig nach oben riss, bemerkte sie, dass sich die Waffe im Schlüsselbein verkeilt hatte und ihre erschöpfte Kraft reichte nicht aus, wieder Herrin ihres Säbels zu werden. Sie war derart mit ihrem Säbel beschäftigt, dass sie nicht bemerkte, wie der Ork mit seiner linken, unverletzten Klaue einen Dolch aus dem Gürtel fingerte, und wurde erst darauf aufmerksam, als er das erste Mal an ihrer Seite vorbei gestochen hatte. Schnell ließ sie das Heft ihres Säbels los und sprang einen Schritt zurück.
Da kam ein weiterer Ork auf dem Dickicht mit gezücktem Arbach auf die Unbewaffnete losgestürmt, bevor sie überhaupt einen Gedanken daran verschwenden konnte, ihren Rabenschnabel zu ziehen, der an ihrer Seite baumelte. Doch der Schwarzpelz erreichte sie nicht. Denn plötzlich kam ein schwerer Wurfspeer hinter der Ritterin herngesaust und bohrte sich in den Oberschenkel des Scheusals, sodass dieses von der Wucht der Waffe seine Beine nicht mehr unter Kontrolle halten konnte, ins Wanken geriet und schließlich bäuchlings in den Schnee stürzte, welcher sich schon an so vielen Stellen rot verfärbt hatte.
Der Speer war von Timokles geschleudert worden, welcher diese Waffe seit der Schlacht von Drak zu seiner Lieblingswaffe gekürt hatte und sich seit dem vielmals in ihr trainiert hatte. Ein Training, das sich nun auszahlte.
Lyeria zog nun geschwind ihren Rabenschnabel, und auch Antara erreichte die Ritterin, als sie der gestürzte Ork sich wieder aufrappelte und sich nun, wenn auch vorsichtig und mit unsicherem Stand, den beiden Golgariten näherte. Lyeria blickte auf die Almadani, wies auf den herankommenden Ork, der näher an Antara stand, und wandte sich selbst dem zu, aus dessen Schulter noch ihr Säbelknauf ragte, und der sich ihr dennoch schwer röchelnd näherte, in der Linken den Dolch fest umgriffen.
Ein roter Vorhang hatte sich vor ihren Augen gebildet, und das geschah, was sie von Anfang an zu vermeiden versucht hatte. Sie ließ sich von ihrem Zorn leiten. Doch sie vermochte nicht mehr diesen zu bändigen, und so hob sie entgegen aller Gebote der Ritterlichkeit und der Schwester Rondra ihren Rabenschnabel und ließ diesen von schräg oben mit dem Dorn voran in den Brustkorb des Orks krachen, sodass ein laut vernehmbar knackte. Doch was galt Ritterlichkeit gegen diese Ungeheuer, diese Monster, sagte sie sich. Sie lockerte wieder ihre Waffe und setzte flinken Schrittes dem torkelnden Schwarzpelz nach, hob die geschwärzte Waffe abermals und hieb auf den bepelzten Schädel ein. Dies wiederholte sie ein, zwei Mal, bis dieser nur noch eine butige Masse war.
Alles ging so schnell, dass Erlan kaum reagieren konnte. Gerade eben hatte der Ork noch über ihm gestanden, und nun lag er röchelnd neben ihm im Schnee. Hastig rapelte Erlan sich auf. Die schmerzende Beinwunde behinderte ihn, aber er konnte sich dennoch relativ gut bewegen. Er verpasst dem röchelnden Ork noch einen Hieb in den Hals und humpelte dann dem Wehrmeister hinterher. Dieser hatte alle Angriffe der Orks abgewehrt und hatte sogar einen der beiden verwunden können. Dennoch war klar, dass es wohl eng werden würde. Erlan zögerte nicht und attackierte den unverwundeten Ork. Der Kampf war kurz und brutal. Der Wehrmeister war seinem Gegner deutlich überlegen und trieb ihm schon nach wenigen Augenblicken sein Schwert in den Unterleib. Als sich der Schwarzpelz zusammenkrümmte, gab er ihm den Rest.
Schnell wandte er sich zu Erlan um. Der hatte derweil den Ork zwar mehrfach verwundet, aber keine der beigebrachten Wunden war wirklich gefährlich. Erlan selbst hatte bisher alle gegnerischen Hiebe mit seinem wuchtigen Schild blockiert. Als er nun erkannte, dass der Wehrmeister seinen Gegner erledigt hatte, machte er einen raschen Schritt nach vorne und rammte seinem Gegner dabei den Schild mit voller Wucht gegen den Brustkorb. Der Ork taumelte benommen zurück. Blitzschnell nutzten Erlan und der Wehrmeister die Verwirrung aus, und zwei Schwerter aus gutem Angbarer Stahl frassen sich in den ausgehungerten Ork. Fast hätte man mit dem halbverhungerten Wegelagerer Mitleid haben können, aber eben nur fast. Eilig stapften die beiden Koscher nun durch den Schnee zum Prinzen, der seinen Gegner gerade mit einigen beeindruckenden Hieben zu Tairach schickte.
Antara nahm den ihr zugewiesenen Gegner in Visier. Der Ork zog den Speer aus seinem Schenkel, und ein lautes Brüllen drang aus seinem mit großen Hauern besetzten Maul. Vorsichtig näherte sie sich ihrem Gegner, den Schild als Deckung vor sich haltend, so wie ihr Bruder es ihr beigebracht hatte.
'Halte den Schild ein Stück von Dir weg, dann kommt der Gegner nicht so leicht an Dich ran und muß sich mehr öffnen.'
Obwohl ihr Herz raste, das Blut durch ihre Adern pochte und alles in ihr drängte, sich auf den Schwarzpelz zu stürzen und Rache zu nehmen für den den Angriff auf ihre Ordensbrüder vor einigen Tagen, blieben sie doch ruhig in ihrer Deckung. Sollte der Feind doch den ersten Schlag führen und sich so eine Blöße geben.
Tatsächlich mühte sich der Ork einen Weg um den Schild herum zu finden. Er wagte einen Vorstoß auf ihrer linke Seite und streckte seinen Schwertarm weit vor. Darauf hatte sie gewartet. Blitzschnell senkte sie ihren Schild um einige Fingerbreit und hieb ihrerseits mit dem Säbel auf die Schulter des Orks, die nun hinter dem Schild auftauchte. In diesem Augenblick rutschte der Ork auf dem Schnee und war nicht mehr Herr über seinen Körper. So fand der schlanke Säbel ungehindert sein Ziel und drang tief in die Schulter ein. Vor Schmerz heulend lies der Schwarzpelz seine Waffe in den Schnee fallen. Der Arm baumelte nur noch leblos an seiner Seite herunter.
Wie ein verwundetes Raubtier sprang der Ork nun auf sie zu, mit gebleckten Zähnen und blinde Mordlust in den Augen. Aber die Golgaritin lies sich nicht beirren. Ihr Schild stoppte den Angreifer und lies ihn abprallen. Der Säbel sauste abermals durch die Luft und traf den Schwarzpelz am Hals. Scharfer taladurer Stahl schnitt durch Haut, Sehnen, Muskeln und Nerven, die schmale Klinge drang zwischen zwei Wirbel und durchtrennte fast den kompletten Hals. Der Kopf fiel in einem grotesken Winkel zur Seite und der Körper sackte in sich zusammen wie ein nasser Sack. Angespannt wartete die Boroni darauf, daß Rauschen von mächtigen Schwingen zu vernehmen, wie sich es sonst zu hören pflegte, wenn der Tod kam. Aber außer ihrem heftigen Atem war nichts zu hören. Der Schwarzpelz würde wohl zu seinem eigenen Götzen gehen.
Die Zeit verging nun viel langsamer als sonst, die Gedanken rasten geradezu. In Sekundenbruchteilen suchte sie den Wald nach weiteren Feinden ab und als keine zu sehen waren drehte sie sich fast traumwandlerisch zur der Ritterin und ihrem Gegner um.
Der Junker vom Boronshof stapfte schnelles Schrittes durch den Schnee und hob die Klinge über den Kopf. Mit dieser klaren Kampfhaltung wollte er den Ork davon abhalten, noch einen Gedanken an den Zalgoer Baron zu verschwenden, der unweit hinter dem Ork im Schnee lag. Tatsächlich blieb der Ork stehen und blickte abschätzend den neuen Angreifer an. Über dem zugeschwollenen rechten Augen klaffte eine Platzwunde, das Blut rann herab und tropfte hell rot in den Schnee. Dann kam Bewegung in den Ork. Mit einem grimmigen Laut sprang er vor und wich sofort nach links aus. Der anstürmende Junker reagierte fast zu spät. Knapp wich er aus und brachte sein Schwert schnell wieder zwischen sich und dem Gegner. Um Haaresbreite hätte ihn der Ork mit dem Kurzschwert an der ungeschützten Seite erwischt. Helmbrecht schwang sein Schwert nach dem Ork, der jedoch zurücksprang und sofort im vorwärtsstoßend wieder eine Lücke in seiner Deckung suchte. Der Junker parierte knapp.
Nach diesem ersten Schlagabtausch gingen beide Kämpfer vorsichtiger vor. Helmbrecht hatte zwar den Waffenvorteil, der Ork war jedoch, obschon er ausgehungert aussah und Adran ihm schwer am Kopf getroffen hatte, schneller. Nach zwei weiteren vorsichtigen Schlagwechseln hatte Helmbrecht den Eindruck, daß der Ork rechts ein eingeschränktes Blickfeld hatte. Mit dieser Vermutung wagte ein einen erneuten Angriff, der sich gegen das rechte Bein des Orken richtete. Der Schwarzpelz reagierte, aber zu spät. Helmbrechts Klinge hinterließ einen tiefen Riß im Bein. Nunmehr hatte der Ork seine Beweglichkeit eingebüßt. Helmbrecht nutzte nun den Vorteil seiner längeren Waffe und griff wuchtig an. Verzweifelt parierte der Ork. Der Angriff warf ihn taumelnd herum und als der Schwarzpelz sein verletztes Bein belasten mußte, grunzte er peinvoll auf und knickte halb ein. Helmbrecht hob die Klinge erneut und erschlug den Ork.
Über den ausgestreckten Orkleichnam hinweg blickte Helmbrecht zu Tyrian. Der Zalgoer Baron hatte sein Schwert ausgegraben und versuchte gerade, die Waffe als Stütze einsetzend, aufzustehen. Als er Helmbrechts Sieg erkannte, ließ er sich keuchend wieder zurückfallen, das Schwert immer noch umklammert.
Erlan rammte seinen großen Schild in den Schnee und lehnte sich keuchend an diesen an. Die Beinwunde pochte, aber er wollte sich nicht die Blöße geben und sich hinsetzen. Währenddessen blickte sich der Wehrmeister wachsam nach weiteren Gegnern um.
Es war vorbei! Urion hatte sich, nachdem der Prinz den Champion zu TAIRACH geschickt hatte, auf dem Schlachtfeld umgesehen und fand alle Kameraden zumindest lebendig. Um die Wunden könnte man sich noch auf der Burg kümmern. Er trat einen Schritt auf seinen toten Gegner zu und zog mit einem drehenden Ruck sein Schwert aus dem Körper. Dann wandte er sich zum Prinzen und nahm die Waffe zum Gruß vor sein Gesicht.
"Rondra mit Euch mein Prinz, Ihr seid ein wahrhaft großer Kämpfer. Junker Anselm und die anderen Verwundeten können Euch schon zur Burg begeleiten. Ich hole noch schnell die Golgariten und unser Gepäck."
Zu Anselm gewandt sprach er:
"Eine Ehre, an Eurer Seite zu streiten, Anselm, den Schwarzpelzen haben wir richtig gut eingeheizt."
Dann wandte er sich ab und lief zurück um das Gepäck zu holen.
"Es war mir eine Ehre, werter Urion", antwortete Anselm und nickte anschließend Edelbrecht anerkennend zu. Anschließend säuberte er schnell die Klinge mit etwas Schnee, bevor er sie wieder gürtete. Anschließend bot er bei der Versorgung der Verwundeten seine Hilfe an. Seine Fähigkeiten darin entsprachen in etwas denen eines "Jungfeldschers" und damit eben denen eines erfahrenen Ritters, der viel mehr darüber wusste Wunden zu verursachen, als darüber, diese zu versorgen. Dennoch würde er einen guten Assistenten abgeben.
Lyeria keuchte schwer, doch weniger machten ihr die Anstrengungen des Kampfes, denn mehr ihr eigenes Gewissen zu schaffen. Sie empfand tiefsten Ekel vor sich selbst, dass sie es nicht geschafft hatte Contenance zu bewahren, und sich so von ihrem Hass gegenüber der Schwarzpelze hinreißen ließ. Doch erst jetzt, da der letzte verhasste Feind vor ihr im Schnee lag, spürte sie auch den Schmerz ihrer Verletztung. Denn obwohl der Pfeil nicht stecken geblieben war, hatte er doch eine tief Fleischwunde hinterlassen. Der Schnee um sie herum war rot von ihrem eigenen Blut, und auch ihr weißer Mantel war getränkt von dem dunklen Blut der Orks und ihrem eigenen. Ein Schwindelanfall packte sie, doch es gelang ihr aufrecht stehen zu bleiben.
Dann wandte sie sich von dem Ort ihrer innneren Niederlage ab, zog mit einem Ruck, der von einem Schwall Orkenblut vebunden war, ihren Säbel aus der Schulter des toten Orks und humpelte, eher einem Invaliden der dritten Dämonenschlacht ähnelnd auf die Gefährten um den Prinzen zu, ohne die beiden Knappen zu beachten.
Timokles beäugte währenddessen seine Mentorin etwas ängstlich. Er hatte durchaus den unsicheren Stand Lyerias bemerkt und war gefasst, ihr sofort unter die Arme greifen zu können. Ebenso hatte er mitbekommen, wie sie den Unterlegenen malträtiert hatte. Er wusste ein klein wenig um ihre Vergangenheit. Einen Mitbruder in Krähenhorst hatte er einmal zu plaudern bringen können, was in einem Boronkloster sehr schwer ist. So konnte er ihren Hass auf alle Fälle nachvollziehen, jedoch auch ihre jetzigen Gewissensbisse, schließlich war Selbnstbeherrschung das höchste Gut eines Boroni.
Nun packt er denn seinen unversehrten Speer, zog ihn aus dem zuckenden Leichnam des zweiten Orks und meinte zu Antara:
"Du bist unverletzt, wie ich sehe. Lass uns hoffe, dass es so auch den meisten anderen unserer Gefährten ergangen ist!"
Die Ritterin ging weiter, eine Spur aus Blutstropfen hinter sich herziehend, als Urion ihr entgegen kam. Sie hob nur sacht den Arm zum Gruß und meinte knapp:
"Wir haben euren Rücken gedeckt, Rittmeister", und dann weitaus eindringlicher und angespannter, "Ist der Prinz wohlauf!?!"