Golgariten vor verschlossenem Portale

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Ausgabe Nummer 15 - Phex 1019 BF

Golgariten vor verschlossenem Portale

Erstmals Denkzettel für die Ritter Borons?

Trolleck. Wie üblich begaben sich die Golgariten im frühen Rondramonde zum Boronkloster von Trolleck, im freien Lande zwischen den Schetzenecker Baronaten Bärenfang, Fürstenhort und Metenar gelegen, von dem aus einst der Ordenspatron Kalmun Breckenbart den Zug wider die Visaristen begonnen hatte.

Es will die (obschon junge) Tradition, daß nun auch die Prozession zu des heiligen Mannes Ehren ihren Anfang, nach feierlichem Boronsdienst, im Inneren der besagten Hallen nimmt. In diesem Jahre jedoch, dem 26. nach der Zählung Kaiser Hals, begab sich wahrlich merkwürdiges:

Es ward schon dämmrig und das Madamal trotzte keck den letzten Strahlen des Götterfürsten, als die Ordensdelegation auf ihren schwarzen Rössern, mit gegürteten Schwertern, die jederzeit bereit wären, al‘anfaner Haeretiker zu richten, die dunklen Mauern erreichte — nun aber ihren Zug jäh unterbrechen mußte.

Verschlossen standen die mächtigen Ebenholztore der Abtei, die doch sonst in freudiger Offenheit grüßten. Stattdessen wartete vor dem Gemäuer ein provisorischer, dennoch liebevoll geschmückter Altar — offenbar den Golgariten zugedacht. Das Kloster selbst aber blieb verschlossen und in borongefälliger Stille unerreichbar für die Garrensander, die nun unruhig und zunehmend verwirrter schienen.

Just in diesem Momente stieg aus einem Turm der geweihten Bauten ein Rabe empor, flatterte durch die junge Nacht und setzte sich schließlich inmitten der Versammlung nieder, zu Füßen Ihrer Gnaden Deljana, die den Zug leitete. Die Geweihte beugte sich zum zahmen Tiere und nahm ihm das kleine schwarzer Pergament vom Bein, welches sie alsdann ihm Fackelschein zu entziffern suchte:


„Wessen ist‘s zu urteilen in Übel oder Gut,

wessen ist‘s zu bringen Gleichheit für jeden,

— welch‘s ist des Greifen und welch‘s des Raben?

Nun sehet Euch an!


Wessen ist‘s zu richten mit Schwert und Blute,

wessen ist‘s zu bringen Frieden immerdar,

— welch‘s ist der Leuin und welchs‘s dem Raben?

Nun sehet Euch an!


Wer strebet nach weltlich‘ Macht und find‘ Verderben,

wer strebt nach göttlich‘ Dienst und find‘ Heiligkeit,

— welch‘s ist Al‘Anfas und welch‘s Punins?

Nun sehet Euch an!


Gezeichnet durch die Gemeinschaft des Klosters Trolleck.


Nachdenklich ob dieser rätselhaften Worte beging man nun den Götterdienst, erstmals außerhalb der Klostermauern, der Wirkungsstätte St. Kalmuns — und begann dann doch den gewohnten Zug im Fackelscheine gen Koschtal und Moorbrück. Diesmal jedoch war der Zug ein Zug von grübelnden Zweiflern und doch inniglicher denn je zuvor.