Tiefschürfende Ereignisse in Koshim: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 5. März 2024, 21:26 Uhr


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Ausgabe Nummer 15 - Phex 1019 BF

Tiefschürfende Ereignisse in Koshim

Schon seit Väterchen Gilemon mit dem Kaiser nach der Insel im Osten in den Kampf zog, kennt man in den Hallen des Koshim den Baktrosch, Sohn des Borlox, als findigen Tüftler, der damals dem Väterchen eine Sackpfeife konstruierte, die von allein ein heimatliches Trinklied spielte und ihm so die Reise leichter machte.

Vor einigen Monden nun erschien Baktrosch wieder einmal vor König Gilemon und ersuchte darum, seine neueste Erfindung vorführen zu dürfen. Das Väterchen gab sein Einverständnis, und so versammelte sich bald darauf Gross und Klein in der Halle, die Baktrosch zur Demonstration ausgewählt hatte. Unter den aufmerksamen Augen seiner Zuschauer begann der Erfinder, an dem Kanal, der durch die Halle floß, ein Wasserrad aufzubauen, und erklärte währenddessen: „Was ihr hier zu sehen bekommt, Brüderchen und Schwesterchen, ist etwas, was noch kein Angroscho je gesehen hat — ein wasserbetriebener Felsbohrer!“

„Hah“, warf ein vorlauter Stollenbauer gesetzteren Alters ein, „damit hat doch mein Großvater schon gearbeitet und dessen Großvater zuvor!“

„Nicht doch“, widersprach Baktrosch. „Dieser Bohrer bohrt tiefer als alle zuvor. Dieser Bohrer bohrt unendlich tief!“

Bevor die Anwesenden ihre ungläubigen Gesichter zu Zwischenrufen bewegen konnten, fuhr der Tüftler fort: „Das Besondere an diesem Bohrer ist die Stange: Hier oben hat sie ein Gewinde. Wenn nun die erste Stange ganz eingebohrt ist, schraubt man einfach die nächste oben an — und so weiter, so lange man Stangen hat. Theoretisch kann man damit bis zum Kern der Welt bohren.“

Unter den Angroschpriesten erhob sich Gemurmel. Offenbar war man mit dieser Vorstellung nicht recht glücklich. Der Stollenbauer meldete sich erneut zu Wort: „Und wozu, liebe Brüderchen, brauchen wir solche Löcher? Um einen Balken mit Keilen zu fixieren, reichen ein paar Handbreit allemal!“

Bakrosch wurde ärgerlich. „Wenn du mich ausreden ließest, Brüderchen, bräuchtest du nicht zu fragen. Das Raffinierte an der Stange ist: Sie ist hohl! Wenn ich nun zu Ende gebohrt habe, drehe ich die Stange wieder heraus, in dem ich sie Stück für Stück zerlege — und im Innern der Stange habe ich eine Probe, durch welche Art Gestein ich gebohrt habe. Nie mehr Stollen auf gut Glück in den Berg treiben! Mein Tiefenbohre sagt uns, wo der gute Boden liegt!“

Nun waren die Priester in Aufruhr. „Auf Gold zu stoßen, ist Angroschs Geschenk“, war da zu hören, und „Das ist eine clanslose Maschine!“ Väterchen Gilemon aber war fasziniert. Mit glänzenden Augen forderte er den Erfinder auf, das Gerät vorzuführen. Baktroschs Hände zitterten, als er das erste Stangenteil an der Kurbelwelle festmachte und die Arretierung des Wasserrades löste.

Zahnräder und Ketten setzten sich Bewegung, und mit einem singenden Geräusch fraß sich die Stange in den Fels. Glied um Glied setzte Baktrosch an den Bohrer, und mit jedem wuchs die Unruhe der Priesterschaft. Bald versuchten sie, das ehrwürdige Väterchen zum Abbruch zu überreden, bald standen sie stumm da und schickten Stoßgebete zu Ingerimm.

Währenddessen fügte Baktrosch Stange und Stange hinzu, längst hatten die Zuschauer das Zählen aufgegeben — da zischte plötzlich Dampf an der Stange aus dem Bohrloch hervor, ein Brandgeruch machte sich breit. Dann glühte die Stange auf und floß in einem Augenblick zerschmolzen in die Tiefe. Die hölzerne Kurbelwelle drehte leer in der Luft.

Erschrockenes Schweigen lag auf der Halle. Betreten starrten Bergkönig und Erfinder auf das Loch im Fels, wo immer noch ein Dampf entwich. Schließlich handelten die Erzpriester. , erklärte das Experiment für beendet und schickte die verstörten Zuschauer nach Hause.

Nachdem sie die ganze Nacht, verkündeten die Priester am nächsten Tag, das Geschehnis sei als Zeichen Ingerimms zu werten, und verboten den weiteren Einsatz der Maschine. Das Bohrloch solle versiegelt werden. Väterchen Gilemon nickte dazu mit dem Kopf, wollte aber weiter über den Vorfall sprechen.

Der Sohn des Borlox jedoch beharrte auf dem Erfolg seiner Apparatur, die offenbar bis auf die elementare Ebene des Feuers gestoßen sei. Verstimmt verließ er die Stollen des Koshim, um „bei den Großen Leute zu finden, die weniger ängstlich sind als meine Brüderchen und Schwesterchen“. Da er seine Schritte gen Efferd wandte, darf vermutete werden, daß er eine Zusammenarbeit mit dem bekannten Havener Mechanicus Leonardo anstrebt.