Schlimme Kunde aus Praske schürt die Racheglut

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Ausgabe Nummer 17 - Hesinde 1020 BF

Schlimme Kunde aus Praske schürt die Racheglut

Das Blatt in dieser Angelegenheit wandelte sich vollkommen, als die schlimme Kunde Metenar erreichte. Der Herr Myros als Held gefallen — wie ein Blitz aus heiterem Himmel schlug die Nachricht zu Metenar ein.

Gar niemand hätte erwartet, daß der gemütliche, ja vielleicht gar alt gewordenen Baron, den erst auf dem letzten Kronrate zu Gareth ein leichter Schlag getroffen hatte, jemals einen solchen, nachgerade heldenhaften Tod sterben würde. Vor allem aber hatte niemand, wirklich niemand damit gerechnet, daß Metenars Baron überhaupt so bald Deren würde verlassen müssen.

Zwei Tage nachdem zu Metenar die Totenglocken läuteten, erschien eine große Mange an Kriegsleuten auf dem Hof des Schlosses Ulmenau. Auffällig an diesen mehr als zwei Dutzend Streitern war, daß sie allesamt ihr Haupthaar geschoren hatten und ein blutrotes Übergewand trugen, unter dem Panzer und Kettenhemden hervorblitzten.

An der Spitze dieses Zuges aber ritt niemand anders als Baron Barytoc Naniec Thuca von Bragahn, auch er des Haupthaares ledig und angetan in blutrotem Gewande. Bei ihm waren auch der Rondraritter Mieltra von Warneburg, der Vogt zu Drift, Narmur von Karma sowie Ritter Geridon von Pirkensee auf Herolds Wacht im Uztrutz'schen. So führten die Bewaffneten auch die Wappen der Baronien Drift, Uztrutz und Bragahn.

Baron Barytoc aber stieg ab und schritt — immer noch zornig? — in das Schloß, die Kinder seines Freundes zu trösten. Jilleia, die Kleine, hatte rotverweinte Augen und versteckte ihr Gesicht in den Rockschößen der alten Zofe, die den Kindern einziger Trost sein konnte. Shanija, die Frischerblühte aber, die jüngst erst aus dem Lieblichen Felde heimgekehrt war, begrüßte den Zwergen traurig-stürmisch (und der war anderthalb Kopf kleiner ...).

Baron Barytoc nahm nun auch Jileia in den Arm und spendete den Nachmittag väterlich-zwergischen Trost. (Die Streiter auf dem Hof, namentlich der Vogt zu Drift und der Ritter der Herolds Wacht, waren zwar unruhig, doch ließen sie gewähren und mahnten zur Ruhe.)

Am Abend noch brach Shanija von Metenar nach Bragahn auf, wie es heißt, und wird dorten der Dinge harren, die da kommen. Denn im Hause ihres Bruders wollte sie nicht bleiben, dann lieber bei der Baronin von Bragahn, der herzelieben Frau Thilka. Jileia aber, die Kleine, mußte bei Ina von Lacara und Kystral bleiben, der Gattin ds Graphiel.

Man sagt, derselbe habe großes Glück gehabt, dem Baron von Bragahn nicht in die Finger geraten zu sein, damals nicht, nach der Hochzeit, und auch heute nicht. Der nämlich habe etwas Feines ausgedacht, so hieß es: Er wollte den Graphiel kräftig durchbläuen und sich dann rechtzeitig auf die Lex Zwergia berufen! Nun aber konnte er nichts weiter verkünden, daß mit dem Baron Myros von Metenar auch sein Interesse am Mannesstamm der Freundesfamilie gestorben ist. Graphiel sei für ihn nichts mehr denn ein Mann, der nie gelebt habe.

Am Morgen aber — die Reiter verließen Schloß Ulmenau — baute sich der Ritter von Warneburg auf Rhôndurs Marktplatze auf und verkündete lauthals:

„Höret, höret, Ihr Leute des Kosch!

Heuer bedrängt schwarzer Schrecken das Reich, wie des Kaisers Boten Euch gekündet. Doch ich künde Euch, daß das Reich der wack'ren Streiter des Kosch bedarf, denn einer der ihren ist gefallen!

Drum schließe sich uns an, wer Schwert und Pferd besitzt und Mut in seinem Herzen verspürt und eiseskalten Zorn! Denn ausziehen werden wir gen Tobrien, um Rache und Vergeltung zu üben. Denn folgen werden wir dem Heerbanne des Reichsbehüters, für den Baron Metenar treu sein Leben gegeben! Denn mit uns sind die Götter und Rondra die Leuin und Praios der Erhabene! Und wer uns begleitet auf unserer Quest, der möge sich scheren sein Haupthaar und nicht länger es wachsen lassen, und sich kleiden in blutiges Rot, als bis daß der Schwarze Vernichter aus dem Reiche gejagt und Koscher Blut mit dem Blut der Feinde bezahlt worden ist! Mit uns die Götter!“

Freilich waren es nur wenige, die Schwert und Pferd besaßen, und die Ritter wiesen einen jeden ab, der begeistert, aber ohne das nötige Rüstzeug vorsprach.

Hei, stolz kann man sein auf unsere braven Koscher, denn Mut im Herzen und eisigen Zorn, das hatten wohl viele, und ihrer nicht wenige wollten mit nach Tobrien. Doch, ach, zu vielen der Tapferen fehlten Panzer und Pferd!

So kam es, daß im Gefolge des Bragahner Barons vier mutige Metenarer mitritten auf dem Weg nach Angbar, auf dem man noch manchen Streiter gewinnen wollte für den blutroten Zug gen Tobrien. In Angbar aber, wo bereits der Schwertbruder Gisbrun von Wengenholm auf Geheiß seiner Marschallin Getreue um sich schare, aber wollte man des Fürsten Segen erbitten (und wohl auch sein Banner), um dann erst in den Osten zu ziehen.

Beorn Siepe zu Hüttental