Getötet von Dämonenhand: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 5. März 2024, 05:45 Uhr


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Ausgabe Nummer 15 - Phex 1019 BF

Von Wengel zu Eberrast an Dero Excellenz, den Cantzler Duridan v. Sighelms Halm.

»Werter Oheim,

vor einigen Tagen gabt Ihr dem Hofmagus zu Vinansamt, Baranoir Mi Taer, den Auftrag, die Geschnisse im Ordenshaus der Rohalswächter betreffs der Ermordung eines Magus des ODL genauer zu untersuchen; mir botet Ihr gnädigerweise an, den Herrn Taer zu begleiteten, alldieweil ich justament in Angbar weilte. Habt nochmals Dank für diese Offerte — meiner Ausbildung wird dieses Practicum sicherlich nur zum besten gereichen.

Habt Ihr bemerkt, wie mich Herr Taer ansah, als Ihr mich Ihm nach Eurem kurzen Gespräch vorstelltet? Ich glaube, daß der Meister nicht besonders erfreut darüber war, einen Eleven mitzunehmen. Von dem Augenblick an, wo wir die Kutsche bestiegen, sprach der Hofmagus kein Wort. Er als wir vor dem Haus der Rohalswächter hielten, sah er mich an und fragte „Bist du bereit?“ Seine Stimme klang angenehm und seine tiefgrünen Augen blickten mich fest an. Ich nickte nur.

Mi Taer (ein seltsamer Name, aber seine Stimme verriet mir nicht, was für ein Landsmann er war. Vielleicht Albernier?) war noch jung, und doch schien es, als ob er die Bürde eines langen Lebens trug. Ich wußte nur, daß er einer Puniner Metamagier war. Und dann kamen mir all die Gerüchte in den Sinn, die Ihr mir erzählt habt, wie sie in Steinbrücken kursieren. Der Zauberer des Barons würde selbst Djinnen befehlen, wäre eine Sphärenreisender oder gar ein mächtiger Elemenarist.

Während ich so vor mich hingedacht hatte, war Baranoir bereits ausgestiegen und hatte an der Tür des Ordenshauses geklopft. Als ich ausstieg, wurde die Tür geöffnet, und der Hofmagus zeigte dem Rohalswächter, welcher geöffnet hatte, Euer Schreiben. Der las es und nickte knapp. Er trat beiseite und wir ginge hinein.

Als ich aber auf der Höhe des Rohalswächters war, packte mich dieser an der Schulter. Ich sah ihn an — und spürte etwas seltsames. „Angbart Nomiadim!“ Wie ein Peitschenknall kam mir Baranoirs Stimme vor, als der den anderen Magus beim Namen rief, und wohl auch meinem Gegenüber, denn er zuckte zusammen wie ich.

Er sah mich nur kurz an und beeilte sich dann, uns vorauszugehen, dabei jedoch Baranoir mit einem bösen Blick bedenkend.

Wir bekamen ein Zimmer im ersten Stock zugeteilt. Als uns der Ordensmagier verlassen hatte, merkte ich, wie Baranoirs Augen auf mir ruhten. „Er wollte in dir lesen“, sagte er. „Hüte dich einstweilen vor ihm!“ Dann wandte er sich ab und begann seine Sachen, die ein Diener hereingebracht hatte, auszupacken und fein säuberlich auf dem schweren Eichentisch auszubreiten.

Der Meister bemerkte mein Zögern und drehte sich herum. Er kam auf mich zu, legte seine Hand auf meine Schulter und sprach: „Wengel, morgen früh werden wir mit unserer Investigatio beginnen. Sieh zu, daß du ausgeruht und vorbereitet bist. Packe jetzt deine Sachen aus, anschließend werden wir noch gemeinsam meditieren, bevor ich die Ordensoberen aufsuche.“

Während des Auspackens war ich ganz aufgeregt. Schließlich hatte mir ein so erfahrener Adeptus angeboten, mit ihm zu meditieren. Endlich konnte ich auch mal jemanden zeigen, was ich auf der Akademie bisher gelernt hatte. Doch würde es genügen?

Hernach begab sich Taer in die Studierstube des greisen Erz-Observatoirus Eisenkober. Bei dieser Unterredung durfte ich jedoch nicht dabei sein, doch konnte ich später den Worten meines Meisters entnehmen, daß der Vorsteher des Ordenshauses ganz und gar nicht davon begeistert war, die Untersuchung jemand anderem zu überlassen, und allein aus Ehrfurcht gegenüber dem Fürsten zugestimmt hatte.

Am nächsten Morgen — man hatte das karge Frühstück ans Zimmer gebracht — wurden wir zu dem Raum geführt, in dem der ODL-Magus tot aufgefunden war. Vorsichtig prüfte Taer das Siegel, mit dem der Raum nach der Entdeckung des schrecklichen Ereignisses versehen worden war. Es schien unversehrt.

Wir betraten die Kammer, und er hieß mich als erstes, die Türe zu schließen. Dann sahen wir uns um. Das Bett war immer noch zerwühlt und blutverschmiert, stummes Zeugnis der greulichen Tat. Baranoir begann sogleich, verschiedene, mir noch unbekannte Zeichen — ich schätze, eine Art Paraphenalie für gewisse Zauber — auf den Boden zu zeichnen. Ich mußte ihm dafür die grüne Zauberkreide reichen.

Als er geendet hatte, stellte er sich geradewegs in die Mitte der Symbole. Er schloß die Augen und stand still da. Einige Augenblicke später — mir schien es viel länger — öffnete Baranoir die Augen wieder und drehte sich langsam zu dem Bett um Er ging zum Fußende des Bettes, kniete sich und hob nach einer Weile eine kleine, dort wohl verborgene Figur auf. Ecce“, sagte er, und seine Lippen umspielte ein leises Lächeln.

Ich betrachtete die Figur genauer. Sie war aus schwarzem Gestein (jedoch kein Koschbasalt, den hätte ich wohl erkannt) und stellte — Hesinde stehe uns bei! — unverkennbar ein Geschöpf der Niederhöllen dar, das auf seinen ausgestreckten Armen einen Schlüssel trug.

„Was ist das?“ platzte es aus mir heraus. Baranoir antwortete nicht, sondern drehte sich um und stellte die Statuette auf den Boden. Anschließend setzte er sich davor, legte die Hände an die Schläfen und murmelte etwas. Wahrscheinlich sprach er einen ANALÜS, um mehr über die Beschaffenheit der Figur zu erfahren. Einige Minuten saß der Hofmagier regungslos da; dann plötzlich zuckte er zusammen und sprang auf.

Er war mir einen Blick zu, und begann dann mit Kreide ein Pentagramm um die Figur zu zeichnen, in dessen Mitte sich am Ende der Dämon befand. Danach ging er einen kleinen Kreis ab, dabei leise vor sich hin murmelnd. Als er geendet hatte, stellte er sich ruhig neben den Fünfstern, schloß erneut die Augen, verschränkte die Arme vor der Brust und sprach eine Formel in Bosparano.

Gebannt starrte ich auf die Figur. Aber nichts geschah. Doch mit einem Mal begann die Luft um das Artefakt zu flimmern. Das Flimmern wurde größer, in ihm schien sich etwas zu manifestieren! Das Herz schlug mir bis zum Hals.

ES war gut zweieinhalb Schritt groß und hatte muskulöse Arme, die in schrecklich bekrallten Händen endeten. SEINE Farbe war kupferrot bis schwarz. ES warf den Kopf wild hin und her, so als ob Es große Schmerzen hatte. Und obwohl Es sicherlich schrie, vernahm ich doch keinen Laut.

Die Szenerie war gespenstisch. Auf der einen Seite Baranoir, ruhig, sich nicht bewegend, nur mit den Augen den Dämon fixierend, auf der anderen Seite ES, wild mit den Armen nach dem Magus greifend (vergebens! den Göttern sei‘s gedankt!), den Kopf hin und her werfend.

Dann, von einem Augenblick auf den anderen, wurde der Dämon in das Artefakt gezogen und verschwand. Jetzt befand sich nur noch die kleine Figur im Zentrum des Pentagramms.

Baranoir drehte sich zu mir um. „Das wäre es gewesen. Laß uns gehen, heute Abend wollen wir der Ordensführung Rapport erstatten.“ Es kam mir so vor, als ob seine Stimme ein wenig müde geklungen hätte, und auch schien er nicht mehr so frisch und makellos anzusehen. Nur allzu verständlich bei solch einem Exorzismus, wie er ihn soeben gewirkt hatte!

Am Abend berichte vor allen Ordensmagiern, was heute vorgefallen war. Mehr als eine Stunde sprach er, wovon ich lediglich einen Bruchteil verstand. So war das gefundene Artefakt offensichtlich mit einem Spruch belegt, der es ermöglichte, ein Tor zum Limbus zu öffnen. Als Magister Jenka sich des Artefakts bedienen wollte, öffnete er damit nicht nur jene Pforte, sondern rief gleichzeitig — wohl unbedacht — auch einen Dämon herbei. Dies erklärte Baranoir damit, daß die magischen Muster und Linien im Kosch durch die Magierkriege schwer verändert seien, und der Liebfelder Magus Jenka mit ihnen nicht vertraut. Damit brachte er auch die empörten Weißmagier zum Schweigen.

Er fuhr fort, daß dieser durch die Herbeirufung erzürnte Dämon den überraschten Magister stante pedem mit dessen eigenen Dolch ermordet und anschließend von dem Artefakt Besitz ergriffen habe.

Im Anschluß an die Erläuterungen meines Meisters kam es zwischen selbigen und einigen Rohalswächter noch zum Disput über den rechten Weg, den der Magiebegabte zu beschreiten habe. So verließen wir das Kloster noch am späten Abend wieder.

Hier endet auch mein Bericht, Oheim. Möge es Euch von Nutzen sein.

Hesinde mit Euch!«