Verrat und Krieg in Greifenfurt

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Ausgabe Nummer 56 - Peraine 1035 BF

Verrat und Krieg in Greifenfurt

Prinz Edelbrecht und Markgräfin Irmenella in Not

Angenburg/Wengenholm. Ein freudiges Fest hatte Graf Jallik für die Streiter der Kämpfe im Wengenholm angesetzt. Aus der ganzen Grafschaft strömten die Gäste in großer Zahl herbei und auch so mancher Ferdoker oder Hügelländer fand seinen Weg zur Angenburg. Der Graf fand warme Worte für seine tapferen Mitstreiter, und auch der zahlreichen Gefallenen wurde gedacht. Obwohl die Mauern der Angenburg noch immer nicht wiederaufgebaut sind und die Feierlichkeiten im Gesindesaal stattfanden, wurde es doch ein rauschendes Fest, und so stießen viele Kämpfer auf ihre Waffenbrüderschaft an. Doch selbst die schönsten Feste sind irgendwann vorbei, und so war es auch hier.

Graf Jallik stellte es jedoch seinen weitgereisten Gästen aus Ferdok und Hügellanden frei, noch einige Tage auf seiner Burg zu verweilen. Gerne nahmen einige der Adligen das Angebot an, allen voran Graf Growin, der es sich nicht hatte nehmen lassen, seinem Freund und Kampfgefährten Jallik trotz des weiten Weges, persönlich die Aufwartung zu machen.

Einige Tage waren vergangen, als ein abgehetzter Bote aus Greifenfurt eintraf. Gar schlimme Kunde brachte er von unserem nördlichen Nachbarn: Der Meister der Mark, Tilldan von Nebelstein, soll sich gegen Markgräfin Irmenella und Prinz Edelbrecht verschworen haben und gar im Bunde mit den Schwarzpelzen stehen. Die Markgräfin habe er in ein Kloster abgeschoben und den Prinzen gar mit Gewalt festgesetzt. Zahlreiche Koscher Ritter aus des Prinzen Gefolge sollen dabei erschlagen worden sein. Einzig die junge Feronessa von Nadoret habe das Gemetzel überlebt.

Doch der Nebelsteiner hatte die Rechnung ohne unseren tapferen Prinzen gemacht. Ihm gelang die Flucht aus der Gefangenschaft und in aller Hast begann er Truppen zu sammeln, um die Ränke des Nebelsteiners zu durchkreuzen. Auch die Markgräfin brach aus ihrem Rückzugsort auf und rief ihr Gefolge zu den Bannern. Der durchtriebene Nebelsteiner hatte derweil den Großteil der Märker geblendet und ein Heer an der Grenze zur Wildermark zusammen gezogen. Gerüchte über Schwarzpelze in der Mark machten bereits die Runde. So manchem braven Koscher kamen da schon Erinnerungen an den Orkensturm hoch, der vor einigen Jahren ja auch den Kosch so bitter heimgesucht hatte. Zu allem Überfluss war auch der Sohn des Markgrafenpaares, Prinz Ulfried, war in der Gewalt des Nebelsteiners.

So kam es, dass der Bote zur Angenburg geritten kam, um Hilfe herbeizuholen. Graf Growin zögerte freilich nicht lange, und neben Baronin Alvide von Eichental schlossen sich auch einige andere Ritter seinem Gefolge an. Ohne jeden Aufschub wollte der Graf von Ferdok an die Seite der Markgräfin eilen.

Während die kleine Gruppe also aufbrach, musste Graf Jallik mit guten Worten zurückgehalten werden, sich sogleich persönlich anzuschließen. Stattdessen sandte er zahlreiche Boten aus, zum einen um den Heerbann der Grafschaft an der Stolzenburg zu sammeln, zum anderen, um die schlimmen Nachrichten zum restlichen Adel des Kosch zu tragen. Wenige Tage darauf erreichten Order des Fürsten die Stolzenburg und der fürstliche Vogt Feron von Nadoret führte seine zweihundert Streiter aus den Toren heraus und brach gen Greifenfurt auf. Im ganzen übrigen Kosch begannen sich fürstliche Truppen gen Norden aufzumachen, aber Wehrmeister und Fürst sahen davon ab einen allgemeinen Heerbann auszurufen, bevor klar war, ob die Orks überhaupt tatsächlich in Greifenfurt eingefallen waren.

Es sollten nur wenige Tage der Unsicherheit folgen, als schließlich Brieftauben von einem Sieg über den Nebelsteiner berichteten. Bald darauf brachten berittene Boten ausführlichere Kunde. Markgräfin Irmenella und Prinz Edelbrecht waren in der Baronie Hasenfeld, weit im Osten der Markgrafschaft, auf das Heer Tilldans getroffen. Der Meister der Mark bezichtigte die Markgräfin, dem Wahnsinn anheimgefallen zu sein, und die Mehrheit des Greifenfurter Adels hatte sich von seinen Worten blenden lassen. Nur wenige Greifenfurter standen an der Seite Irmenellas, dafür waren aber Koscher und Weidener Streiter zugegen. Erst als es zur Schlacht kam, wandte sich schließlich der Großteil der Greifenfurter vom verräterischen Meister der Mark ab. Der Verräter fiel ebenso im Kampf wie zahlreiche seiner Gefolgsleute. Zu allem Unglück wurde aber auch Prinz Ulfried von Wertlingen tot aufgefunden. Die Freude über den Sieg war darob arg getrübt. Bald sprach man von der Schlacht am Stein, die hier gewütet hatte. Zahllose Greifenfurter waren gefallen und auch so mancher Koscher und Weidener hatte sein Ende gefunden, doch trotz aller Schreckensmeldungen wurde kein Einfall der Schwarzpelze gemeldet.

Alle Vorbereitungen für einen Krieg wurden im Kosch daraufhin eingestellt. Der Wengenholmer Heerbann löste sich wieder auf und auch Feron von Nadoret machte mit seinen Truppen kehrt. Um seinen Sohn Edelbrecht jedoch im Kampf gegen Schwarzpelze und verstreute Anhänger des Nebelsteiners zu unterstützen, unterstellte Fürst Blasius die erst vor wenigen Jahren aufgestellten Kompagnien „Marschall Geldor“ unter Junker Reto von Bodrin-Hardenfels und „Herzogin Efferdane“ unter Baron Hagen von Salmingen-Sturmfels dem Kommando seines Sohnes. Beide Verbände befinden sich zur Zeit der Drucklegung bereits in Greifenfurt.

Erfreuliche Nachrichten brachten aber die zurückkehrenden Streiter aus Greifenfurt dann doch zurück. So sind dem Markgrafenpaar bereits 1032 in der Ruhe des Klosters Rabenhorst die Zwillingskinder Aldeac Baduar und Madalieb Thalessia von Wertlingen geboren worden. 1035 folgte dann Raul Shazar von Wertlingen. Trotz des Todes von Prinz Ulfried ist das Erbe des Prinzen Edelbrecht somit gesichert.

Garubold Topfler

Die ruhmreichen Gefallenen aus Prinz Edelbrechts Gefolge
Die Namen der Koscher, die mit Prinz Edelbrecht in der Schlacht am Stein fochten