Ende des Eintopfs nahe
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Schänken des Kosch: Ende des Eintopfs nahe
Tapfere Rottaner erhalten Tradition
ROTTAN. Es hätte nicht viel gefehlt, und zum ersten Mal seit über hundert Götterläufen wäre der berühmte Eintopf im Gasthaus „Zum Roten Ochsen“ ausgegangen. Wie der Kosch-Kurier in Ausgabe 19 berichtete, bietet die Sippe der Lansenhauns seit Generationen denselben Eintopf an, der ununterbrochen auf dem Feuer kocht und dem immer wieder nur neue Zutaten hinzugefügt werden.
Als ein durchreisender Gewürzhändler aus Almada bemerkte, der Mahlzeit mangele es ein wenig an Schärfe, wollten die braven Wirtsleute sich nicht lumpen lassen. Ein Außerkoscher mag nicht über die Gabe verfügen, das gute Koscher Essen richtig einzuschätzen und schließlich variiert der Geschmack des Eintopfs je nach Jahreszeit ob der verfügbaren Zutaten. Daher sie dem Vorschlag zu, eine Warenprobe des Händlers in den Topf zu schütten. Doch welch doppeltes Unglück traf nun ein! Zum Einen gab der Almadaner das falsche Säckchen, welches ein viel stärkeres Gewürz enthielt als beabsichtigt, zum anderen löste sich die Schnur unerwartet schnell, so dass der gesamte Inhalt des Beutels in den Topf fiel.
Das Ergebnis trieb schon nach wenigen Löffeln jedem Esser die Tränen in die Augen, so dass es niemandem gelingen wollte, seinen Teller zu leeren, ohne längere Pausen mit Husten und Biertrinken zu verbringen. Der Topf jedoch war randvoll, so dass kein Wasser hinzugegeben werden konnte.
Welche Not entstand im Gasthaus! Kein Gast wollte mehr etwas von dem sonst so beliebten Eintopf bestellen, zudem wurden Stimmen laut, die eine andere Mahlzeit einforderten. Der Händler musste gar vor einigen wütenden Anwesenden beschützt werden.
Travia sei Dank kam es nicht so weit, dass der Eintopf weggeschüttet werden musste. Als die übrigen Rottaner die Neuigkeit vernahmen, beschlossen sie kurzerhand, die Suppe, die sich die Lansenhauns eingebrockt hatten, selbst auszulöffeln. Jede Familie schickte mindestens einen kräftigen Esser, und dann wurde tüchtig zugelangt. Aufopferungsvoll aß jeder ein oder zwei Portionen des nur schwer Genießbaren. Die Wirtsleute dankten es, indem sie jedem Helfer einen Krug Ferdoker ausgaben.
Besonderen Beifall ernteten zwei Adelige, die kurzentschlossen ihren Beitrag leisteten: Ungolf von Plötzbogen, erst kürzlich aus den Nordmarken in den Kosch gezogen und zufällig anwesend, ließ sich nicht lange bitten. Als dies Markvogt Gero vom Kargen Land vernahm, der aufgrund einer Inspektionsreise durch die Mark Ferdok in Rottan verweilte, ließ er sich ebenfalls sogleich auftischen. Ihre roten Gesichter sprachen Bände, doch sie kämpften tapfer für die Tradition.
Als feststand, dass der Eintopf wieder von Koschern mit weniger abgehärteten Mägen konsumiert werden konnte, entschuldigte sich der Gewürzhändler für die Ungemach, die sein Fehler bereitet hatte, und schwor bei den Zwölfen, dass ihm jemand einen Streich gespielt haben musste. Die Wirtsleute aber versprachen feierlich, nie wieder Zutaten hinzuzugeben, die sie nicht selbst vorher probiert hätten.