Für ein Jahr wie ein Baron
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Für ein Jahr wie ein Baron
Versteigerung der Pfründe und Regalien in Drift
BARONIE DRIFT, Praios 1044 BF. Praioswend ist in der beschaulichen Stadt Drift am Großen Fluss ein besonderes Fest. Nicht nur steht hier einer der größten Tempel des Götterfürsten des ganzen Landes, seit nunmehr vier Jahren treffen an diesem Tage auch Händlergrößen aus Nah und Fern ein, um nach dem Gottesdienst in der Sankt-Kathay-Sakrale an der großen Versteigerung der freiherrlichen Steuerprivilegien am Marktplatz der Stadt teilzunehmen.
Garbo zu Stippwitz, Odoardo Markwardt und natürlich auch Neralda Ulwine Neisbeck, die führende Händlerin vor Ort, waren nebst Vertretern kleinerer Handelshäuser und Mitglieder des Albenhuser Bundes dabei, als der Phexgeweihte aus dem nahen Cirrenacker, Kedio Hainsate]] unter Anwesenheit des Barons Brumil Wackerstock die Versteigerung unter dem Segen des Händlergottes eröffnete.
Nach etwa einer Stunde mal gesitteten, mal lautstarken Feilschens und unter schaulustiger Beobachtung der Drifter Bürgerschaft waren alle Privilegien für das kommende Jahr versteigert. Mit dem Getreidezehnt geht wie die Jahre zuvor, das ertragreichste, aber wegen Wetter und möglicher Schädlinge auch risikoreichste Privileg an das Haus Stippwitz. Markwardt sicherte sich die Zölle für die Nutzung des Treidelpfades. Ohne Zweifel steckt hier die Strategie dahinter, das eigene Transportunternehmen gegen Konkurrenten abzusichern.
Haus Neisbeck sicherte sich den Zehnt auf Schlachtvieh und Gemüse. Neu in der Bieterrunde war Holdwin von Rohenforsten, der für das Haus Nadoret den Holzzehnt ersteigerte. Im letzten Jahr lag dieses Privileg noch beim Handelshaus Polk. Doch nachdem von Pächtern und Bauern Beschwerdeüber das ruppige Vorgehen bei der Eintreibung des Zehnts durch Baduar von Polk bei Baron Brumil eingebracht wurde, sperrte der Baron das Haus Polk für die Versteigerung in diesem Jahr.
Unter den schaulustigen Bürgern brach frenetischer Jubel aus, als Seine Hochgeboren – der von seinen Untertanen stets „Väterchen“ genannt wird – gegen Ende der Versteigerung erklärte, sowohl das Fischerei- als auch das Jagdprivileg in diesem Jahr gemeinfrei zu halten. Bei den anwesenden Adeligen sorgte die Vergabe des Jagdprivilegs jedoch für verständnisloses Kopfschütteln.Nach Ende der Versteigerung erhielt der KOSCH-KURIER die Gelegenheit, Väterchen Brumil persönlich über diese ungewöhnliche Art der Finanzierung zu befragen. Die Idee dafür stammte von seiner jüngsten Tochter. „Als ich die Baronie von meinem Rivalen Narmur übernahm, brauchte ich dringend Geld, um Schulden für die vorausgegangenen Kämpfe zu begleichen. Ich konnte es mir nicht leisten, bis auf die Ernte zu warten“, gestand der Baron. „Das System stellte sich als erstaunlich praktikabel heraus. Zwar sind die Erträge nicht so hoch, als wenn ich den Zehnt selber eintreiben würde, aber durch die Versteigerung spare ich viel Arbeit und habe für die Baronie ein beständiges, vom Wetter und anderen Schicksalen unabhängiges Einkommen.“ So erklärte der Baron und entschwand in die nahe Schänke „Holma“, um sich ein Bier zu gönnen.