Aus unserer Schreibstube - Kosch-Kurier 68
Aus unserer Schreibstube
Neulich, als ich meine Schuhe zum Schuster brachte, weil die Sohlen schon wieder fast durchgelaufen waren, fragte mich dieser: „Sagt an, Meister Linneger, warum berichtet Ihr in Eurem KOSCH-KURIER so oft von Mord und Totschlag, von Fehde, Raub und anderen Schrecklichkeiten? Es wird einem ja angst und bange, wenn man daheim im trauten Stübchen sitzt und davon liest. Ihr wollt uns doch nicht etwa die schöne Praiostagslaune verderben?“
Gerade wollte ich zu einer Antwort ansetzen, als das Töchterchen des Meisters keck dazwischenfuhr: „Ach, was sagst du da, Papa? Ich für mein Teil kann gar nicht genug bekommen von all den Geschichten über Raubritter, Schurken und andere Gefahren. Darum schreibt nur weiter über solche Sachen, Meister Linneger! Und von Drachen würd’ ich auch mal wieder gerne lesen!“ Sprach’s und sah mich schelmisch an mit ihren hübschen, blauen Äuglein.
Ach Mädchen, dachte ich mir da: Von Drachen lesen und gegen sie streiten – das sind zwei verschied’ne Paar Schuhe!