Die Belagerung vom Bärenstieg
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Die Belagerung vom Bärenstieg | ▻ |
Aus Koscher Sagenwelt: Die Belagerung vom Bärenstieg
Zu der Zeit, als der Graf von Ferdok in den Kaiserlosen Zeiten im Kosch hauste, legten sich der eisige Griff seiner Soldknechte auch um die Burg Bärenstieg, die sich jedoch tapfer verteidigte und schier uneinnehmbar auf einem Felsblock im Wengenholm gelegen war.
Weil es jedoch hieß, dass der Fürst Alphak einen großen Schatz auf Bärenstieg verborgen hielt, lagerten die Söldlinge beharrlich vor der Feste um sie auszuhungern. Monat um Monat warteten sie, es war ja bekannt, dass die Burgen der Berge meist schlecht versorgt waren – und so glaubten sie an leichtes Spiel. Die Bärenstieger ließen zwar zuweilen einen der ihren hinaus, der prahlte, für wieviel Jahre die Feste sich noch halten könne; aber die Feinde glaubten es nicht. In Wirklichkeit waren auch zum Herbst von allem lebenden Getier nur noch ein Ochs und eine Katze übrig.
Die Bärenstieger schlachteten die Katze, bestrichen eine alte Kuhhaut mit ihrem Blut und ließen die Haut auf einer Stange über die Burgmauer hängen — auch die Belagerer hatten ja wie alle Hunger. Der Ochse aber wurde durch den Hof getrieben und gezwickt und gezwackt, dass er brüllte und jammerte und es sich anhörte, als sei eine ganze Herde in den Ställen. Drei Tage hielten die Ferdoker dem Lärm stand, dann hoben sie die Belagerung auf. Es war just der Tag, an dem die Bärenstieger sich das letzte Stück Brot in den Mund schoben.
Andere aber erzählen, die Belagerer hätten Furcht bekommen, weil ein roter Hahn auf dem höchsten Burgturm erschienen sei und am hellen Mittag sein Kikeriki herausgeschrien habe. Das habe ihnen nach einem alten Aberglauben alle Hoffnung genommen.
Aufgezeichnet durch Daria von Angenfurten auf Burg Bärenstieg