Der Geist von Burg Bergwacht

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Ausgabe Nummer 45 - Rondra 1030 BF

Aus Koscher Sagenwelt: Der Geist von Burg Bergwacht

Eine Sage aus dem Wengenholmschen

Einsam und verlassen liegt im Koschgebirge die alte Ruine Bergwacht, und man sieht den zerklüfteten Resten der Mauern, Türme und Torbogen noch heute an, dass es sich einst um eine trutzige Burg gehandelt haben muss. Hier lebte vor gut vier Jahrhunderten ein tapferes und angesehenes Adelsgeschlecht, und größten Ruhm erwarb sich das Haus Bergwacht, als Baron Nimgalf dem Heldenkönig Ambros im Kampfe das Leben rettete. Als Dank soll er dafür den Titel „Freund der Zwerge“ erhalten haben — und einen alten Pfeifenbalg, mit dem die Angroschim zur Schlacht aufspielten, um sich selbst Mut zu machen und den Feinden Angst und Schrecken einzujagen.

Doch die Familie sollte sich ihres Ruhmes und Besitzes nicht lange erfreuen, und es waren Zwergenhand und Zwergenaxt, die das Geschlecht derer zu Bergwacht für immer auslöschten. Ein gewisser Narrog aus dem Clan der Glubwalder war es, der das Verderben über die Burg und ihre Bewohner brachte. Eines Abends war er mit zwei Gefährten auf der Feste eingekehrt, und der junge Baron Edelbrecht (der Sohn des verstorbenen Herrn Nimgalf) lud sie gastfreundlich an seine Tafel. Man speiste, trank und sprach, und zum letzten Male erklangen an jenem Abend lebende Stimmen auf der Burg, zum letzten Male stieß man mit schäumenden Krügen an...

Was genau in jener Nacht geschah, weiß niemand recht zu sagen. Doch etwa um die Praiosstunde (die nächtliche!), schlugen Flammen aus dem Bergfried, und Waffenlärm und Schreie tönten über das stille Tal. Am andern Morgen lag die stolze Burg in Trümmern, Herr Edelbrecht und die Seinen tot in ihrem Blute, Narrog aber kehrte zu seinem Clan zurück und berichtete verstört von bösen Geistern, welche um Mitternacht aus der Dunkelheit herniedergestiegen und auf die Großlinge losgegangen seien. Er selbst habe sich mit letzter Not noch retten können. Manche glaubten ihm die Märe, andere sagten, er selbst habe tückisch die Bewohner der Burg gemordet, und so mag es wohl auch gewesen sein.

Seither ist die Ruine jedenfalls verlassen, auch wenn Wanderer hin und wieder berichten, vor dem blutroten Abendhimmel auf den schwarzen Zinnen eine Gestalt gesehen zu haben, die auf einem Pfeifenbalg eine wehmütige Melodie spielte. Dann habe Grauen die Lauschenden gepackt, und sie hätten die Schritte beschleunigt, um rasch ins nächste Dorf zu gelangen.

Aufgezeichnet von Karolus Linneger