Güldene Bilder zu Praios’ Ehren
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Die Albuminer Abtretung und das Haus Jergenquell | ▻ |
Güldene Bilder zu Praios’ Ehren
Vogt Derian Palagion lässt Pilgerweg am Greifenpass errichten
Wie aus dem Hüterkloster am Greifenpass vermeldet wurde, soll der Weg der Reisenden künftig von einem Reigen erbaulicher Bildstöcke begleitet werden. Es ist geplant, dass die Werke einen Zyklus der zwölf größten Geschenke des Praios zeigen — etwa die hierarchische Ordnung, die Rechtsprechung, die Ehrlichkeit, die Wärme der Sonne, die Zeitmessung, den Schutz vor finsterer Magie oder den selig machenden Lebenswandel im Sinne der Zwölfgötter. Einen ersten Eindruck kann der Reisende bereits auf Höhe von Dunkelhain erlangen, wo ein aufwändig teilvergoldetes Relief das Licht der Sonne preist. In der linken Ecke wandeln Orken und Räuber (wovon einer Ähnlichkeit mit dem Jergenquell haben soll) gebeugt und mit finsterer Miene im Dunkel der Nacht, in der rechten Ecke verrichten Bauern und Bürger aufrecht ihr Tagwerk im hellen Schein der Praiosscheibe. Das Werk verdeutlicht auf eindringliche Weise die Größe der Gaben, zeigt den Gewinn für die Gläubigen und mahnt den Vorbeiziehenden in welches Verderben ein Frevel gegen sie führen mag. Wer daraufhin Dankbarkeit oder Reue empfindet, mag sogleich eine Gabe in einen an jedem Bilde bereitgestellten Opferstock werfen.
Das Relief wurde von Meister Brandwar Dinklinger direkt in einen südwärts gelegenen Fels geschlagen, bekommt sowohl früh als auch spät das rote Licht der Sonne ab und erstrahlt zur Mittagsstund in hellster Pracht. Obschon der knorrige Meister Dinklinger vor allem als begnadeter Holzbildhauer bekannt wurde, was er mit der Ausschmückung der Abtei des Hüterklosters erst kürzlich erneut bewies, vermochte er nun auch in Stein ein beachtliches Werk zu erschaffen.
Anfänglich soll die Angbarer Steinmetz-Sippe Rottgoldt als Favorit für den Auftrag gegolten haben, doch entschied sich Abt Palagion letztlich doch für einen menschlichen Künstler, „weil dieser den Glauben an den Herrn Praios besser verstehen kann als ein Volk, das sich als Kinder Ingerimms bezeichnet“ — eine Aussage die durchaus für Unmut bei manchem Angroscho gesorgt haben soll. Ungeachtet dessen lässt sich Ehrwürden diese Überzeugung durchaus einiges kosten, dauert die Errichtung des Pilgerweges durch einen Mann (und freilich einige Gehilfen) ungleich länger als die Arbeit einer ganzen Zwergensippe. Aber was ist das vergängliche Gold, wenn am Ende ein dauerhafter Schatz der Kunst und des wahren Glaubens unser Koscherland ziert?