Ein Toter, ein Salm und ein heiserer Graf
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Ein Toter, ein Salm und ein heiserer Graf
Von einem ungeklärten Mord im Lager der Fürstlichen
Ach, liebe Leser, ich hoffe, Ihr habt es warm und gemütlich, wenn Ihr diesen meinen Bericht lest. Ich sitze bei seiner Niederschrift in einem Loch im Boden, versuche zu helfen ein Feuer am Laufen zu halten und so viel Körperwärme wie möglich mit den anwesenden Hartsteigern auszutauschen. Die Belagerung ist gerade sehr hart, da es firungefällig kalt ist. Ein großes Lob geht daher von meiner Seite an Graf Jallik und die Wehrmeisterin. Beide sind ständig zwischen den Lagern unterwegs, sehen nach dem Rechten und passen auf, dass die Disziplin in den verschiedenen Teilen des Heeres gewahrt bleibt. Was konkrete Ergebnisse der Belagerung betrifft, so kann ich momentan nicht viel darüber schreiben. Die Burg steht noch und ihre Mauern sind weiter intakt, obwohl sich das wohl bald ändern dürfte.
Nun aber möchte ich von einer anderen Angelegenheit berichten, die für große Unruhe gesorgt hat und fast die Schwurbündler und die Alttreuen wieder aufeinander losgehen ließ. Genau am 13. Firun wurde die Leiche eines Mannes gefunden, welcher der Auersbrücker Schwurschar angehörte. Was die ganze Sache so delikat macht, ist die Tatsache, dass man das Opfer mit einem Salm im Munde vorfand. Dazu kommt, dass der besagte Krumbold Auersheimer sich damit gebrüstet hatte, die junge Knappin Bernhelmine von Salmingen mit seiner Hellebarde erwischt zu haben. Zuletzt sah man ihn Arm in Arm mit einer hübschen, aber hier unbekannten schwarzhaarigen Frau in Richtung des Waldrands schlendern.
Diese ganzen Zufälle sorgten schnell dafür, dass sich die Auersbrücker zusammenrotteten und zum Lager der Alttreuen zogen. Diese wollten von einem Mord nichts wissen und wiesen alle Beschuldigungen aufs Schärfste zurück. Junker Hakan meinte, dass, falls Daria Hangklos ihre Männer nicht besser disziplinieren könne, solche Dinge wohl öfter passieren würden …
Wenn nicht Graf Jallik mit seiner Grafenschar rechtzeitig dazwischen gegangen wäre, so hätte es wohl ein weiteres Blutvergießen gegeben. Der arme Herr Jallik musste dann in einer solchen Lautstärke brüllen, dass er die nächsten Tage fast keinen Ton mehr herausbrachte, so heiser war er. Der Graf hat aber versprochen, eine Untersuchung einzuleiten und den Mord aufzuklären. Ich befürchte nur, liebe Leser, dass dies ein Ding der Unmöglichkeit sein wird, sind doch wohl schon sämtliche potenziellen Beweise am Fundort der Leiche von unbedachten Stiefeln platt getrampelt worden.
Mitte Firun 1047
im Lager der Fürstlichen vor Burg Bärenstieg