Wahl in Angbar — Wer wird neuer Vogt?

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Ausgabe Nummer 11 - Ingerimm 1017 BF

Wahl in Angbar — Wer wird neuer Vogt?

Vier Ratsmitglieder — drei Herren, eine Dame — streben das Amt an

Bosper zu Stippwitz

Als aussichtsreichster Kandidat geht der Sohn des alten Vogtes in das Rennen um das Amt. Eberwulf selbst hat den Räten empfohlen, seinen Sohn zu wählen, da er die Qualitäten eines Vogtes mitbringt, wie sie durch Eberwulf geprägt worden sind. Bosper zu Stippwitz ist einer der wichtigsten Händler der Stadt, der mit seinen Vettern Gobrom und Tiftal zu StippwitzTiftal ist kürzlich verstorben — die größte Handelscompagnie des Kosch führt, das Handelshaus Gebrüder Stippwitz.

Weit über die Grenzen des Kosch reichen die Verbindungen dieser Handelscompagnie, deren Reichtum seinerzeit durch Albertin zu Stippwitz begründet und von seinen Urenkeln Gobrom und Tiftal zu Stippwitz beträchtlich vermehrt wurde. Die Angbarer Bevölkerung hat es nicht vergessen, daß die Familie Stippwitz weiland, als der Ork vor den Toren der Stadt stand, aus freien Stücken die Lagerhäuser geöffnet hatte, um das Volk vor dem Hungertod zu retten. Seine Durchlaucht selbst hat damals das uneigennützige Handeln der Familie Stippwitz vor dem Angesicht der Zwölf gelobt.

Bosper nun wurde 22 vor Hal in Angbar geboren und wuchs hier auch auf. Nach dem Anschluß des Studiums der Juristerei in Gareth und Kuslik begann er seine Arbeit in der Kompagnie der Familie. Er mußte unter der strengen Hand seines Vaters von unten beginnen, wurde jedoch bald Kontorleiter in Gareth. Diesen verantwortungsvollen Posten gab er erst vor wenigen Jahren auf, um in Angbar mit seinem Vetter die Leitung des Handelshauses zu übernehmen. Bosper ist verheiratet und hat zwei Kinder. Er selbst bezeichnet sich als einen Mann des Handelns, nicht des Handels. Mit Tatendrang und Risikobereitschaft ist er im Rat der Stadt bisher aufgefallen.

Odoardo Markwardt

Wenn im Rat der Stadt den Entscheidungen des Vogtes widersprochen worden war, dann ist meistens Odoardo Markwardt der Wortführer der Opposition gewesen. Oftmals hatten sich Odoardo und der Vogt wortreiche und oftmals lautstarke Duelle vor dem Rat der Stadt geliefert. Zuletzt ist Odoardo vehement gegen die Zahlung der doppelten Steuer eingetreten, die für das Reich erhoben worden war; er hielt die Last für zu groß und schwer, als daß die Koscher und Angbarer sie in dieser Höhe hätten tragen können.

Während der Vogt sich durch unbedingte Treue zum Hause Gareth auszeichnete, vertrat Odoardo demgegenüber bisher zumeist die uneingeschränkte Position der Provinz. In seinem Denken stehen Angbar und der Kosch zweifelsfrei an erster Stelle. Zweifelhaft aber ist, ob die renitente Einstellung gegenüber dem Rest des Reiches der Provinz auf Dauer besser bekommt, wie der Vogt stets betonte. Die Öffnung der Stadt für die Neuerungen aus Gareth, die sich seit einigen Götterläufen sehr bemerkbar machte, betrachtet Odoardo mit Skepsis; jedenfalls sieht er die Sitten verrohen und das Andenken der Väter des Kosch in Gefahr, in Anbetracht der stets wachsenden Zahl an Schächern und Strauchdieben, Huren und Gauklern, Halunken und Hehlern, die mit dem Wind der weiten Welt in die Mauern der Stadt geweht wurden.

Odoardo Markwardt wurde 27 vor Hal in Angbar geboren. Seine Familie betreibt das wichtigste Fuhrunternehmen der Stadt und besitzt zudem die Rechte der Bewirtschaftung an zahlreichen fürstlichen Mienen. Auch war zeitweise das Prägerecht des Koscher Silberlings in Händen der Familie.

Gidiane Caramos

Eher ein Außenseiterdasein im Streit um das Amt, der sich wohl hauptsächlich zwischen Bosper zu Stippwitz und Odoardo Markwardt abspielt, führt Gidiane Caramos. Sie ist von eben jenen im Rat auf das Schild des Protestes gehoben worden, die mit den hergebrachten Normen und Werten der Stadt und ihrer „vergreisten“ Stadtväter gebrochen haben. So ist sicher oder zumindest gerüchteweise bekannt, daß Gidiane Caramos unter anderem von der angesehensten Tsageweihten und den Angehörigen der Jungen Göttin unterstützt wird, wiewohl auch von so manchem widerspenstigen oder die Heimlichkeit liebenden Volk, so den Phex—Verehrern und der einflußreichen Angbarer Unterwelt.

Jüngst hat sich auch Väterchen Bilgrim der Heiler — neben Väterchen Nirwulf der wohl prominensteste zwergische Bürger der Stadt — vehement für Gidiane eingesetzt, was ihrem Bestreben, das Amt zu erlangen sehr viel mehr Gewicht beimißt, weiß doch Bilgrim oftmals die Vertreter seines Volkes auf seiner Seite. Alle anderen Tempel übrigens haben sich völlig aus der Diskussion um die Bewerber herausgezogen, so daß über die Präferenzen des Ingerimm- oder des Rondratempels nichts bekannt ist.

Gidiane Caramos führt mit ihrem Partner Alrik B. Siegvoll ein wichtiges Handelshaus am Markt, in dem wirklich alles zu erstehen ist. In seiner üblicherweise direkten und manchmal rohen Art hat Odoardo del Markwardt jüngst auch die kühne Behauptung aufgestellt, die Waren im Hause Siegvoll & Caramos hätten mindestens zwei Besitzer…

Galosch, Gindrums Sohn

Der einzige zwergische Bewerber um das Ratsamte sitzt für die Gilde der Brauer und Wirte im Rat von Angbar. Er besticht in seinem Auftreten vor allem durch seine rote Nase, die auf seine nahezu hundertjährige Tätigkeit im Ausschank seiner Kneipe „Galoschs Steinerweicher“ zurückzuführen ist.

Galoschs Steinerweicher ist ein berüchtigtes Gesöff mit fast dreistelligem Alkoholprozentgehalt. Der Name beschreibt die unübersehbare Wirkung, die die Flüssigkeit nicht nur auf Steine, sondern auch auf nahezu alle Gegenstände ausübt, mit der sie in Berührung kommt. Dennoch ist der Schnaps — hergestellt in kellereigner Brennerei — beliebt bei Magenproblemen („wie ein Stein im Magen„ ...), nach dem Essen oder bei Problemen die gesamte eigene Existenz betreffend.

Der größte Liebhaber dieses Schnapses aber ist Galosch selbstselbsten, was er auch immer und immer wieder sehr lautstark bekräftigt — notfalls auch mit seinen felsenharten Zwergenfäusten.. Daß der Genuß von Galoschs Steinerweicher auch zum Erweichen von wichtigen Organen im Kopf des 149jährigen Zwergs geführt habe, ist aber kaum anzunehmen, auch wenn Odoardo Markwardt solcherlei am Ende seiner Reden stets behauptet. Galosch zumindest hat schon jetzt jedem Freibier versprochen, der ihn nach seinem Sieg in „Galoschs Steinerweicher“ besucht.

B.S.

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Der amtierende Vogt der Reichs-Stadt Angbar,

Seine Hochgeboren Meister Eberwulf von Stippwitz-Hirschfurten

erinnert alle Damen und Herren des Rates daran, am Tage der Abstimmung im Haus der Zünfte zu erscheinen, um ihre Stimme abzugeben.