Wahlen in Angbar
Wahlen in Angbar
Nach über zwanzig Jahren tritt Eberwulf zu Stippwitz ab!
Angbar. Überaschende Kunde erreicht uns heuer aus dem Patriarchenpalais zu Angbar: Jüngst erst trat unser Stadtvogt Eberwulf zu Stippwitz — hochbetagt, weise und dereerfahren — den heiligen Traviabund mit des Truchsessen Tochter Praiodane von Hirschfurten an, und aller Geist war froh und heiter ob der Jugendlichkeit des Vogtes. Nunmehr aber scheinen die Lasten des Alters doch arg am Zustand des Vogtes genagt zu haben.
Böse Zungen hören nicht auf, die gesundheitlichen Schwächen des Vogtes auf seine Ehe und die dort auftretenden ehelichen Strapazen zurückzuführen. Nichtsdestotrotz ertappte man den Vogt in letzter Zeit häufiger bei fahriger Unkonzentriertheit und vergeßlichem Handeln-. So platzte ein wichtiges Geschäft mit dem hinterkoscher Gratenfels ob der unbedachten Vorgehensweise des Vogtes, der mit leiser Stimme Dinge besprach — mehr mit sich selbst wohl — die mit dem Vertrag wenig gemein hatten.
Doch war des Vogtes Stimme klar und laut und ungebrochen, als er am vergangenen Windstag vor dem hohen Rat der Stadt sein Amt niederlegte und die Jüngeren aufforderte, aus ihren Reihen einen würdigeren zu erwählen, der zukünftig die Geschicke der Reichsstadt lenken möge und im weisen Ratschluß der Götter der Capitale Angbar weiter helfen möge auf dem Weg in eine sorgenfreie und wohlhabende Zukunft, wie er es zeit seines Amtes sich bemühte. Aus Ratskreisen wurde uns mitgeteilt, daß die Entscheidung des Vogtes mit tumultartigem Wortschwall der Räte aufgenommen wurde.
Der „Vogt von Ewigkeit zu Ewigkeit„ hatte sich so sehr in das Bild der Stadt gefügt, daß in so kurzer Zeit seine Persönlichkeit an ihrer Spitze nicht wegzudenken war. Nichtsdestotrotz begannen bald darauf die Gerüchte zu kreisen, welche Ratsherren sich für würdig befänden, die Nachfolge des greisen Eberwulf anzutreten.
Im folgenden möchte der Kosch-Kurier eben jene Räte vorstellen, die mittlerweile ihre Bereitschaft zur Kandidatur bekundet haben. Es sind ihrer vier, von denen der Würdigste am 30. Rondra von der Ratsversammlung der Stadt, also den hohen Räten, gewählt werden wird.
Der Sieger wird dann — so ist es bisher immer gewesen — vom Kaiser, respektive dem Reichsbehüter, bestätigt in seinem schweren Amte.