Tiefe Kränkung
Tiefe Kränkung
Meister seines Bartes beraubt
ANGBAR. Ein im wahrsten Sinne böses Erwachen hatte der wackre Holbosch, Sohn des Hirosch, seines Zeichens Schmiedemeister zu Koschtal. Denn als er sich des Morgens aus seinem Federbette erhob, fühlte er sogleich zugige Kühle um sein erwürdiges, nunmehr wohl über zweihundert Götterläufe zählendes Kinn, und als er sich über die spiegelnde Kupferschale beugte, erkannte er die Bescherung: sein Bart war ab!
Wie sich alsbald herausstellte, war es die Schelmentat des Lehrlings Broderic, den er tags zuvor aus seinen Diensten geworfen, da dieser den Balg nicht recht treten konnte. Anstatt sich aber nach Gareth zu scheren, schor dieser des Nachts — Meister Holbosch ist für seinen tiefen Schlaf bekannt — den wallenden Bart des Väterchens!
Der so um Ehre und Bart gebrachte Angroscho schwor Rache, schloß seine Werkstätte auf unbestimmte Zeit und machte sich auf die Socken, sein bestes Kurzschwert über der Schulter. „Die Rasur will ich dem Flegel gleich mit gleich vergelten”, soll er dabei gerufen haben.
Einige Angbarer Ratsleute, namentlich der bekannte Odoardo Markwardt, haben angesichts der vermehrten Schelmen und Burschen schärfere Bestrafungen für „halt- und sittenloses Jungvolk“ gefordert.