Neulich in Sindelsaum - Die Entensteger Turnei 1044

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19. Rondra 1044 Entensteg

Barthalm von Rohenforsten saß vor seinem Zelt auf dem Entensteger Turniergrund und schärfte seine Langaxt, als ob es demnächst gegen die Schwarzpelze ging. Larona von Bardostein trat an den einäugigen Ritter heran und beobachte sein Treiben spöttisch. „Willst du die Burg ganz alleine stürmen, nur weil dir deren Gesinnung nicht in den Kram passt?“, fragte die Ritterin.

Barthalm blickte von seinem Tun auf und entgegnete: „Ich trauen den Entenstegern fast alles zu, seitdem sie den Alttreuen beigetreten sind. Die haben es doch bestimmt auf die Baronskrone abgesehen, jetzt wo Erlan auf Reisen ist.“

Larona schüttelte nur den Kopf, aber Barthalms Knappin Hermeline hatte aufmerksam zugehört und fragte mit großen Augen: „Meint ihr, das könnte wirklich passieren?“ „Ach was.“ Larona winkte ab. „Dein Knappenvater wird im Alter offensichtlich senil. Nur weil du die Entenstegs nicht leiden kannst heißt das noch lange nicht, dass sie ein kleines Turnier dazu nutzen wollen, den Baron zu stürzen.“

„Warum denn nicht?“, entgegnete Barthalm. „Die haben Eberhelm auf dem Gewissen. Das sehe ich denen so schnell nicht nach.“

„Ach komm.“, lachte Larona. „Eberhelm hat sich selbst auf dem Gewissen. Niemand hat ihn gezwungen, seiner untreuen Gattin mit Waffengewalt hinterherzujagen, noch dazu auf der Reichsstraße. Außerdem lebt er ja noch. Du tust ja geradezu so, als ob er tot wäre.“

„Tot zu sein wäre vermutlich besser als sich als Vogelfreier durch die Gegend zu schleichen.“, erwiderte Barthalm. „Wenn Anghild ihm keine Hörner aufgesetzt hätte, dann wäre er jetzt hier mit uns beim Turnier. Eberhelm ist ein feiner Kerl, ich vermisse ihn.“

Larona setzt sich neben den alten Ritter und klopfte ihm auf die Schulter. „Eberhelm war stets ein guter Waffengefährte. Ich bin mir aber sicher, dass es ihm gut geht. Er ist schließlich nicht auf den Kopf gefallen. Was mir viel mehr Sorgen macht ist, dass du dich in deinem Alter noch zu einer Tjoste angemeldet hast. Solltest du nicht lieber ein wenig kürzer treten?“

Barthalm schaute Larona entsetzt an. „Was willst du mir sagen? Dass ich zu alt und tattrig bin, um hier mitzureiten? Ich mag nicht mehr der Jüngste sein, aber für das treulose Weib Anghild reicht es allemal. Hast du etwa nicht gehört, dass sie von ihrer Pilgerreise zurückgekehrt ist und hier mitreiten wird?“

Larona schüttelte lachend den Kopf. „Das habe ich tatsächlich nicht gewusst, aber ihr eins aufs Maul zu hauen hätte tatsächlich was.“ Versonnen starrten die beiden Ritter vor sich hin und stellten sich vor, wie sie es Eberhelms untreuer Gattin mal so richtig zeigen würden.

Koschtaler?“ riss die Knappin Hermeline die beiden aus ihren Tagträumen. Da sagten die beiden Ritter natürlich nicht nein und griffen kräftig zu.


19. Rondra Burg Entensteg

„Koschtaler?“ fragte ein Diener Furgund von Entensteg. Da sagte die Junkerin natürlich nicht nein und griff kräftig zu. Während sie den Käse in sich hineinstopfte, blickte sie aus dem Fenster.

„Barthalm und Larona sind schon da.“, stellte die Junkerin von Entensteg fest.

Gurnhild von Entensteg nickte, war aber nicht ganz bei der Sache, denn ihre Augen ruhten auf ihrer Tochter Ingrimma, die erst wenige Wochen alt war.

Furgund schaute ihre Tochter kurz nachdenklich an und fuhr dann an ihre Nichte Anghild gewandt fort: „Die zwei waren doch mit Eberhelm befreundet, oder täusche ich mich da?“

Anghild blickte überrascht auf, sie hatte nicht damit gerechnet, dass Furgund das Gespräch auf ihren verfemten Gatten bringen würde. „Ja, waren sie.“, bestätigte sie. „Die drei waren alle Waffengefährten des Barons. Sie waren immer zur Stelle, wenn es irgendwo in die Fehde ging.“

Furgund lächelte. „Dann hoffe ich, dass die zwei da unten beim Turnier kräftig ihren Hintern versohlt bekommen. Das bekommst du doch hin, oder Edelfried?“ fragte die Junkerin ihren Schwiegersohn. Der lächelte und erwiderte. „Ich werde mein bestes geben. Sowohl Larona als auch Barthalm sind formidable Kämpfer, aber beim Lanzenreiten bin ich ihnen hoffentlich überlegen.“

„Warum hast du mich nicht gefragt, ob ich das regeln kann, Mutter?“, schnappte Angunde, Edelfrieds Gattin und jüngste Tochter Furgunds. „Ich bin beim Hochzeitsturnier in Sindelsaum immerhin bis ins Viertelfinale gekommen, während mein Gatte bereits in der ersten Runde ausgeschieden ist.“

Furgund hob abwehrend die Arme. „Das ist immerhin zehn Jahre her und du kannst mir nicht erzählen, dass du die letzten Jahre viel geübt hast, dafür verbringst du viel Zeit mit deinen Kindern. Dein Gatte aber hat in Tobrien und in Drift gekämpft und das als Schlachtreiter. Drum trau ich ihm mehr zu.“

„Pah. Warum reitest du denn nicht mit, Mutter?“, patze Angunde. „Du brauchst gar nichts zu sagen, denn es ist ganz einfach. Du passt nicht mehr in deine Rüstung.“ Furgunds Gesicht verfinsterte sich, aber bevor der Streit weiter eskalieren konnte, begann Klein-Ingrimma damit, zu weinen, und die versammelte Familie konzentrierte ihre Energien auf das Kleinkind.


24. Rondra Heimthal

Barthalm von Rohenforsten und Larona von Bardostein dröhnten die Köpfe. Das Turnier war sicher nicht so gelaufen, wie sie sich das vorgestellt hatten. Edelfried von Butterbös hatte Larona aus dem Lanzenstechen geworfen und Angunde von Entensteg hatte Barthalm derart rabiat aus dem Sattel geworfen, dass er seither ein beständiges Piepen im Ohr hatte. Barthalm hoffte inständig, dass sich das bald geben würde, denn so konnte er kaum das gute Bier genießen, welches sie hier in der Schänke „Zum Tempel“ in Heimthal ausschenkten.

Der „Grüne Ritter“ aber hatte es allen gezeigt. Erst Angunde, dann Edelfried und schließlich Anghild hatte er aus dem Sattel geworfen, ohne dass er dabei je sein Visier geöffnet hätte. Barthalm und Larona hatten ihn als Rächer für ihren gekränkten Stolz angefeuert.

Aufgrund ihrer vielen Blessuren waren sie bereits wenige Meilen von Entensteg bereits eingekehrt. Hermeline von Stielzbruk, Barthalms Knappin, stieß Barthalm heftig in die Rippen und deutete auf einen einzelnen Reiter, der in voller Rüstung die Straße hinunterritt. „Der Grüne Ritter.“, rief sie und der Kopf des Reiters wendete sich ihnen zu. Als er die beiden abgeschlagenen Ritter sah, ritt er auf die Schänke zu und öffnete kurz sein Visier. Unter dem Helm kam die grinsende Visage Eberhelm von Treublatts zu Tage. So schnell wie er das Visier geöffnet hatte, so schnell schloss er es auch wieder. „Ein kleiner Schritt Richtung Gerechtigkeit.“, rief er den beiden Rittern zu, und die beiden hoben ihre Krüge zu einem stummen Gruß an den vogelfreien Ritter. Auf ihren Gesichtern machten sich breite Grinsen breit. Rondra war mit den Gerechten!