Neulich in Sindelsaum - Dumm gelaufen
Mitte Boron 1043 BF, Hügelsaum
Mora Zweifeld und Runkel Fuhrlinger, beide Waffenknechte in der Sindelsaumer Garde, saßen im "Eber" bei einigen Bieren zusammen.
"Ich war neulich in Salzmarken.", sagte Mora.
Runkel prustete und verschluckte sich beinahe an seinem Bier. "Was hast du denn da gemacht?"
"Ich war auf dem Heimweg und mein Pferd hat mit einem Mal angefangen zu lahmen, also bin ich dort zum Hufschmied. Die Fehde ist ja schon länger her und die Leute waren auch ganz nett. Während ich aber darauf gewartet habe, dass der Schmied fertig wurde, habe ich Alvide gesehen."
"Die Baronin war in Salzmarken?"
Mora winkte ab "Nein, die Alvide, die damals die Burg ans Messer geliefert hat."
"Bist du dir sicher? Lana meinte neulich, dass sie angeblich in Punin sein soll."
"Vielleicht war sie zwischenzeitlich da, aber mittlerweile ist sie auf jeden Fall in Salzmarken; ich bin mir ganz sicher, dass sie es war. Ich habe sogar gesehen, wo sie wohnt. Keine schlechte Hütte. Verräter scheinen es in Salzmarken gut zu haben."
"Die hat Nerven, sich hier wieder blicken zu lassen." Runkel schütelte den Kopf
"Valpo wäre wegen ihr beinahe draufgegangen. Es ist alleine ihre Schuld, dass die Burg gefallen ist. Wir hätten dort sonst monatelang ausharren können."
So ging es noch eine ganze Weile weiter und etliche Biere später hatten die beiden Waffenknechte einen Entschluss gefasst.
Einige Tage später, mitten in der Nacht
Alvide schlief tief und fest, als sie mit einem Mal aus dem Schlaf gerissen wurde. Ihre Arme wurde von starken Händen festgehalten, während etwas in ihren Mund gestopft wurde. Sie glaubte, sie müsste ersticken, bäumte sich panisch auf und trat um sich. Sie erwischte einen der Angreifer mit ihrem rechten Bein, doch sein Druck ließ nicht nach; ganz im Gegenteil, sie wurde auf den Rücken geworfen und Schläge prasselten auf sie ein. Sie versuchte, sich zu schützen, bäumte sich erneut mit nahezu übermenschlichen Kärften auf und der Griff um ihre Arme lockerte sich endlich. Ihre Hände waren frei. Sie versuchte, sich vom Bett zu rollen, schlug wie wild um sich, fiel aus dem Bett und schlug auf dem Dielenboden auf. Ein Tritt trieb ihr die Luft aus der Lunge, dann wurde sie hochgerissen und ein Knie bohrte sich in ihren Unterleib. Sie krümmte sich zusammen, versuchte die Angreiferin zu umklammern, doch stattdessen fand ihre Hand einen Dolch im Gürtel ihrer Gegnerin. Alvide riss ihn heraus und stach wild um sich. Sie traf auf Widerstand, ein gedämpfter Schmerzenschrei ertönte und verschafte ihr etwas mehr Raum. Sie musste hier raus und Hilfe holen; sie konnte nicht schreien, denn sie hatte noch immer den Knebel im Mund. Etwas rauschte aus der Dunkelheit herran und unendlicher Schmerz erfüllte ihren Kopf als ein harter Gegenstand auf ihre Schläfe traf. Ihr wurde schwarz vor den Augen und der Dolch entglitt ihr.
"Hat sie dich erwischt?", fragte Runkel besorgt.
Mora stöhnte auf. "Sie hat mir den Dolch in den Arm gestochen. Was hast du mir ihr gemacht?"
"Ich habe sie erst einmal Schlafen geschickt. Warte, ich mache etwas Licht." Runkel öffnete die Blendlaterne ein wenig und erhellte die Szenerie. Mora saß mit dem Rücken an eine Wand gelehnt da und blutete aus einer Armwunde. Unweit von Mora lag Alvide auf dem Boden und rührte sich nicht.
"Hast du sie umgebracht?" fragte Mora fassungslos; sie schien ihre eigene Wunde vergessen zu haben.
Runkel wirkte unsicher. "Ich habe ihr mit dem Streitkolben einen übergezogen." Er trat zu Alvide herüber. "Die ist tot." Sein Atem stockte kurz. "Scheiße! Das wollte ich nicht."
Mora wirkte unschlüssig. "Verdient hat sie es, aber wir müssen sie von hier wegbringen, sonst gibt’s Ärger. Hilf mir erst einmal, meinen Arm zu verbinden, dann schaffen wir sie zum See raus." Sie strahlte nun vollkommene Ruhe aus und Runkel tat, wie ihm geheißen worden war.
Etwas später, es wurde bereits leicht dämmrig, näherten sich Mora und Runkel mit ihrer Last der Sindel. Hier am Eingang in den Angbarer See lief die Sindel durch eine kleine Schlucht aus Koschbasalt. Sie konnten die Burg Fuchsfels ganz in der Nähe sehen, als sie die mit Steinen beschwerte Leiche Alvides in den Abgrund stießen. Mit einem lauten Platschen tauchte Alvide in das Wasser ein und verschwand für immer. Mora und Runkel schworen sich, niemals mehr von dieser Angelegenheit zu sprechen. In Salzmarken hatte man wegen dem plötzlichen Verschwinden Alvides ein ungutes Gefühl, aber da Alvides Leichnam nie gefunden wurde, hatte man außer einem bösen Verdacht nichts in der Hand. In Sindelsaum selbst hatte man die Abwesenheit der beiden Waffenknechte nicht einmal bemerkt.