Neulich in Sindelsaum - Rückkehr von der Ritterwalfahrt

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Dachsbau, Boron 1037

Es war ein nasskalter Tag im Boron. Erlan von Sindelsaum blickte aus dem Fenster in der Wohnstube des Dachsbaus und freute sich bei dem Wetter nicht draußen sein zu müssen. Schnee und Kälte machte ihm nichts aus, aber Nässe konnte er gar nicht abhaben. Für ihn gab es wenig schlimmeres als bei Dunkelheit und Kälte mit einem nassen Mantel durch die Gegend reiten zu müssen.
Genau das tat derweil Alvide von Eichental. Es war nass und kalt und so allmählich wurde es auch schon dunkel. Vor mehr als zwei Jahren war sie aufgebrochen um mit dem Grafen Danos von Luring, dem König der Ritter, rondrianische Taten zu vollbringen. Nun legte sie die letzten Meilen zum Dachsbau zurück und freute sich auf ein warmes Feuer und den Kreis ihrer Familie. Wie oft hatte sie in den vergangenen Monaten davon geträumt daheim in Sindelsaum am Kamin zu sitzen? Stattdessen hatte sie zwei Jahre lang mit Graf Danos in der Wildermark gekämpft. Es war hart gewesen. Nur allzu oft hatten sie bluten müssen. Zwei ihrer Waffenknechte hatten ihr Grab in der Wildermark gefunden und Balinor von den Silberfällen hatte sich ein steifes Bein eingehandelt und musste vorzeitig umkehren. So waren nur noch die drei Waffenknechte Iralda, Anghard und Leuward an ihrer Seite geblieben. Sie alle hatten sich vielfach bewährt und hatten mit ihr über die Jahre eine verschworene Gemeinschaft gebildet. Die letzten Wochen waren ihr dagegen unwirklich vorgehkommen. Bei der Zwölfgöttertjoste in Perricum waren sie gewesen und sie alle waren ins Buch der Rondra aufgenommen worden. Selbst bei der Hochzeit der Kaiserin waren sie gewesen und dann die Rückkehr nach Reichsforst. Das Volk hatte sie bestaunt und bejubelt, verehrte sie ihren Grafen doch wie einen Helden aus alten Tagen. Hier war für Alvide dann aber auch die Zeit für den Abschied von ihren Kameraden gekommen und so hatte sie sich mit ihren drei Begleitern auf den Heimweg gemacht. Sie war vor zwei Jahren ausgezogen um Waffentaten im Namen Rondras zu vollbringen, nachdem sie davor in dem blutigen Bruderkrieg in Dohlenfelde gefochten hatte, doch jetzt wo ihre freudigen Kammeraden sich zerstreut hatten machte sich in Alvide auch die Erkenntnis breit, dass innerer Frieden nicht durch Waffentaten zu erreichen war. Eines hatte sie jedoch erreicht. Sie hatte ihre innere Unruhe verloren, die sie sonst so oft von zu Hause fort gelockt hatte.
„Wir sind da.“ Sagte Iralda und riss Alvide aus ihren Gedanken. Tatsächlich standen ihre Rösser auf der Straße vor dem Dachsbau. Langsam lies sich Alvide aus dem Sattel gleiten und reichte Iralda die Zügel. Langsam, ja fast bedächtig ging sie den kurzen Weg zum Dachsbau hinauf. Viel hatte sich hier nicht verändert stellte sie fest. Die Bäumen und Büsche waren die gleichen geblieben und auch die Bank neben der Tür war noch dort. Als sie die Tür fast schon erreicht hatte öffnete sich diese und brachte Baroscha Dornenstrauch zum Vorschein. Die hügelzwergische Köchin lächelte mütterlich und sagte schlicht „Willkommen Zuhause Alvide.“ Alvide zögerte kurz und stieg dann über die Türschwelle. Sofort umfing sie Wärme und der Duft von Blaubeerkuchen stieg ihr in die Nase. Der einhändige Ardo nahm ihr geschickt den nassen Mantel ab und bevor sie noch alle begrüßen konnte wuselte ihr schon ihr Hund, Anshold, freudig zwischen den Beinen herum. In all dem Gewusel bemerkte sie gar nicht, dass ihr Mann, Erlan von Sindelsaum in den Raum getreten war. Erlan stand kurz an der Tür und betrachtete das Treiben und eine Anspannung fiel von ihm, die seit zwei Jahren auf seinen Schultern gelastet hatte. Ihm war die Erleichterung Alvide gesund und munter zu sehen sichtlich anzumerken und Alvide meinte gar ein paar Tränen in seinen Augen zu sehen, doch ganz sicher war sie sich nicht, denn er nahm sie sogleich fest in die Arme und murmelte „Willkommen zurück, wir haben dich alle vermisst.“ So kam es das Alvide von Eichental nach Hause kam und nachdem der arme Ardo im Regen aus dem Haus gegangen war um Iralda, Anghard und Leuward von den Dienstbotenquartieren ins Haus zu holen und nachdem Baroscha den Ofen nocheinmal kräftig angeheizt hatte und ein kräftiges Essen zubereitet hatte wurde im Dachsbau bis spät in die Nacht gefeiert. Es wurde gelacht und geweint, denn sie alle hatten sich seit zwei Jahren nicht gesehen und es gab viel zu erzählen.