Neuer Schwung im Sumpf - Eine Lanze zu brechen

Aus KoschWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen


In einem Zelt im Moorbrücker Sumpf, Efferd 1043 BF

Mit großen Sorgenfalten auf der Stirn schaute sich Grabosch Sohn des Grubosch ein weiteres Mal die Dokumente an. Seit einigen Monden waren sie hier im Sumpf, doch was hatten sie erreicht? Letzten Endes zählte nur der Einsatz auf offenem Feld; jede Übung war selbstverständlich bestenfalls eine gute Vorbereitung. Seine Lanze hatte an verschiedenen Stellen probiert, Entwässerungsgräben anzulegen – mit sehr unterschiedlichem Erfolg. Mal blieben die Gräben, mal holte sich der Sumpf innerhalb weniger Stunden das ihm so mühsam abgerungene Gelände wieder zurück. Das Vertrackte daran war, dass sich auch nach bestem Studieren der Stellen nicht vorhersagen ließ, was bleiben und was bald wieder zunichtegemacht werden würde. Die Idee, dem dämonisch verseuchten Sumpf systematisch zu Leibe zu rücken, musste schon jetzt stillschweigend als gescheitert betrachtet werden. Doch vor seinen Leuten wollte er das nicht offen aussprechen. Er musste Zuversicht ausstrahlen. Stellenweise hatten die Arbeiten schließlich funktioniert! Es war außerdem bereits vorher klar gewesen, dass dies keine einfache Mission werden würde. Vor über 20 Götterläufen hatten die damaligen Sappeure schon einmal sehr unangenehme Erfahrungen mit dem Sumpf gemacht – es hatte mehrere von ihnen das Leben gekostet…

Da wurde der Angroscho aus seinen Gedanken gerissen. „Herr Waibel?“ „Ja, was gibt‘s?“ „Der Graben von gestern abend ist wieder weg.“ Lane Taschmann berichtete absichtlich militärisch-zackig – um sich die Enttäuschung nicht anmerken zu lassen, wie ihr Vorgesetzter vermutete. Entgegen seiner Absicht schloss er die Augen und atmete hörbar aus. „Ist gut. Dann lass uns hier abrücken und es woanders erneut probieren.“ „Jawohl, Herr Waibel.“ Die Sappeurin war etwas leiser in ihrer Antwort geworden und ließ ganz leicht die Schultern sinken. Wer wollte es ihr verdenken? Wie lange sollte es noch so weitergehen? Am besten wäre es, so dachte der Waibel, den größeren Plan zu ändern und erst einmal an den vielversprechenden Stellen weiterzumachen. In diesem Moment hörte er von draußen plötzlich lautes Geschrei...

Ibralosch Sohn des Ingrasch merkte deutlich, dass Malzan Siebenschröter keine Lust mehr auf Graben hatte. In seinem Gesicht sah er so leer und müde aus. Travine Ferdoker hingegen buddelte unermüdlich weiter. „Komm schon Malzan, nicht verzagen! Noch eine Stunde, dann werden wir abgelöst und ich gebe eine Runde Schnaps aus!“ Vielleicht konnte der Zwerg ihn ja so wieder aufmuntern. Und tatsächlich, da stahl sich ein Lächeln in sein Gesicht. „Danke Ibralosch, bist ein prima Kerl.“ Neu angespornt legte Malzan noch einmal los. Die drei waren so in das Ausheben ihres Grabens vertieft, dass selbst der erfahrene Sappeur mit seinen scharfen Sinnen erst zu spät merkte, dass sie ungebetenen Besuch hatten. Von allen Seiten näherten sich Untote!

„Vorsicht!“, rief Ibralosch noch und zog seinen Lindwurmschläger. Travine Ferdoker reagierte blitzgeschwind und hatte im Nu ihre Streitaxt in den Händen. Beide stürzten sich auf die nächsten Angreifer, eine vom Sumpf konservierte Moorleiche und ein Skelett mit einem rostigen Haumesser in der Hand. Nur Malzan war zu langsam. Er hatte als einziger während der Arbeit seine Waffe abgelegt und stand nun nur mit einem Spaten bewaffnet mit dem Rücken zu seinen Gefährten, während sich langsam drei weitere Untote auf seiner Seite näherten. „Hilfe!“, schrie er, während er am ganzen Leib zitterte. „Für Rondra und Famerlor!“, erschallte es da, und Ackbar, die Kriegerin aus Garetien, stürmte mit blitzendem Schwert auf die Angreifer ein. Dem ersten, einem in schmutzige Fetzen gekleideten, aber unbewaffneten Zombie, hackte sie ohne großes Federnlesen den Kopf ab, wodurch er leblos zu Boden sank. Der zweite war jedoch ein ganz anderes Kaliber, trug er doch eine Eisenrüstung samt Helm. Währenddessen schaffte es Malzan gerade so eben, mit dem Spaten die Stiche mit der Pike abzuwehren, die der dritte Untote austeilte. Als er gerade einem weiteren Angriff auswich, stolperte er und fiel plötzlich rücklings über. Der Pikenträger holte zum tödlichen Stoß auf sein wehrloses Opfer aus. „Nein!“, schrie Ackbar und stürzte nach vorne. Sie hieb dem Pikenier schlichterhand den gesamten Arm ab. Doch jetzt hatte sie es mit zwei Gegnern zu tun, und während sie ihre Deckung stets ausbalancierte, gelang dem gut gerüsteten Skelett ein Hieb gegen ihren linken Arm, bevor sie beide endgültig zu Boron schicken konnte. Die Kriegerin schaute mit schmerzverzerrtem Gesicht auf ihre drei Gefährten, die nun mit angsterfüllten Gesichtern auf sie zuliefen.

Waliburia Duridanya Perainiane von Sturmfels lag auf ihrem Lager und schlief. „Wir müssen sie in die nächste Siedlung bringen! Mit solchen Verletzungen ist nicht zu spaßen!“ Ildaria Ueberwald war tief besorgt. „Ja, hier draußen ist es nicht sicher genug. Und Verletzungen heilen besser mit einem ordentlichen Dach überm Kopf“, meinte Eulrich Tannhauser. „Am nächsten dran liegt Neuvaloor. Da wohnt mein Bruder. Dort wird man uns sicher helfen“, versuchte Angwart Halmanger ein wenig Hoffnung zu verbreiten. „Was, Du hast da auch Verwandte?“, fragte Rahjada Lehmfeld.

Und so brach am nächsten Morgen eine Lanze der Angbarer Sappeure Richtung Neuvaloor auf, um das Leben und die Gesundheit eines der ihren zu retten. Was würde sie in der Moorbrücker Neusiedlung erwarten?