Moorbrück: Neuer Schwung im großen Sumpf
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Moorbrück: Neuer Schwung im großen Sumpf
Wigald Koschwitz führte in der Baronie Moorbrück ein Gespräch mit Junker Darian Grantel von Grantelweiher. Erst kürzlich wurde die Familie des Junkers für ihre Dienste geadelt, und wenig später aus dem Wohl- gar ein Hochgeboren: als nämlich Graf Growin den Darian von Grantelweiher zum neuen Vogt der Baronie ernannte.
KK: Nun, Euer Wohlgeboren, erlaubt, daß ich Euch zunächst zur Erhebung Eurer Familie in den Adelsstand gratuliere.
DG: Vielen Dank, Herr Koschwitz.
KK: Ob es allerdings schicklich wäre, Euch zu Eurer Ernennung zum Vogt von Moorbück zu gratulieren, wage ich zu bezweifeln. Wie seht Ihr selbst dieses Amt, daß viel Arbeit, aber wenig Lohn mit sich bringen wird.
DG: Bevor ich auf diese Frage antworte, solltet Ihr wohl zunächst einmal ausführlich erläutern, wie Ihr zu einer solch unverschämten Aussage kommt!
KK: Nun, ist es nicht so, daß Ritter Bran Chirk von Widderbach und zuletzt auch Meister Utberg Tuchamak als Verwalter dieser Baronie „die Axt fallen gelassen hätten“, da es ihnen nicht gelungen ist, den „Moorbrücker Sumpf“ wieder in ein blühendes Lehen zu verwandeln.
DG: Natürlich ist das so, aber wen wundert das schon? Sicher sind Ritter Bran und auch Herr Tuchamak Personen von untadeligem Rufe, aber man muß die Besonderheiten Moorbrücks berücksichtigen.
KK: Die da wären?
DG: Wer die Menschen hier kennt, weiß, daß seit der Katastrophe, die Moorbück während der Magierkriege widerfahren ist*, die Leute hier Fremden gegenüber sehr zurückhaltend sind.
Und was macht man im fernen Gareth? Man schickt als Baron einen Fremden, der das geschundene Land noch weiter ausbeutet, dann gar einen, der schon bei der Lehensvergabe angsterfüllt das Weite sucht, als er auch nur den Namen Moorbrück vernimmt.
KK: Meint Ihr Baron Korolan?
DG: Wen denn sonst? Natürlich den Korolan – und erwartet bloß nicht, daß ich ihn Baron nenne! Wer so wie er seine Pflicht gegenüber Kaiser, Reich und den Göttern vernachlässigt, verdient diesen Ehrentitel nicht länger.
Wo war ich, ach, ja. Was kam dann? Ein falscher Baron, der sich als Räuberhauptmann herausstellte und natürlich auch noch die Visaristen, die den altehrwürdigen Caol-von-Moorbrück-Stift, unser schönes Boronkloster, entweihten. So sieht es aus in Moorbrück. So und nicht anders.
Wer Moorbrück regieren möchte, muß die Moorbrücker verstehen und was noch wichtiger ist, er muß von ihnen geachtet werden. Ritter Bran hat man schlicht und einfach ignoriert und Utberg Tuchamak ist und bleibt nun mal ein Beamter, der einen Moorbrücker Torf noch nicht einmal von einem Stück Donkener Feuchterde unterscheiden kann.
KK: Nun denn, wie habt Ihr die ersten Wochen Eures Amtes erlebt?
DG: Es war eine anstrengende, aber, wie ich glaube, von den Göttern gesegnete Zeit. Die Vorarbeiten, die Utberg Tuchamak geleistet hat, waren hervorragend. Ich konnte in vielen Fällen darauf aufbauen. Ich habe alle Dörfer und Weiler Moorbrücks besucht und mit den Menschen dort gesprochen. Egal ob frei oder leibeigen, sie wünschen sich nichts mehr als endlich praiosgefällige Ruhe und Ordnung in Moorbrück.
Die von meinen Vorgängern beschriebene schlechte Moral der Bauern und Handwerker möchte ich in das Reich der Fabeln verweisen. Die Leute haben willig ihren Zehnt an Tempel und weltliche Macht entrichtet, auch wenn es ihnen schwer fällt ob der Ausbeutung und Raubzüge der letzten Jahre.
Es gilt nun, die eingerosteten Beziehungen zu den benachbarten Baronien und dem Rest der Grafschaft neu zu beleben. Ich hoffe dies auf dem Turniere zu Ehren unseres geliebten Landesvaters in Angbar zu erreichen.
Allein, auf Jahre hinaus werden die Einnahmen aus diesem Lehen spärlich fließen, sollten nicht die Götter in ihrer unermeßlichen Güte uns zu Hilfe kommen. Mancher Acker liegt ob der Abwanderung so vieler Bauern in den schlimmen Jahren brach. Weg und Steg in Moorbrück sind in üblem Zustand und für eine Behebung der Schäden an Burg Birkendamm reicht das Geld kaum aus. Ich hoffe hier auf einen Zuschuß aus dem Reichsmilitärprogramm, doch dies kann, wie Ihr als Garether wißt, einen langwierige Sache sein.
KK: Allerdings! Die Lage in Moorbrück ist also ernst, aber nicht hoffnungslos?
DG: Die Lage in Moorbrück war nie hoffnungslos, sie ist nicht hoffnungslos und, so die Götter uns beistehen, wird sie nie hoffnungslos werden.
KK: Schöne Schlußworte! Ich danke Euch für dieses interessante Gespräch und das hervorragende Essen und wünsche Euch auch im Namen unseres Journals viel Erfolg in der nächsten Zeit.
Das war aus der Reihe »Kosch-im Gespräch«: „Moorbrück – Neuer Schwung im großen Sumpf“.
Bis zum nächsten Mal, bleibt dran, ich zähl auf Euch!
* Anmerkung der Schriftleitung:
Gegen Ende der Magierkriege gelangte ein Magier namens Narehal nach Ferdok, dem es gelang, die Stadt aus den größten Wirren der Jahre herauszuhalten. Erst im Winter 401 v. H. bedrohten Truppen einer starken Magiergilde den damals mächtigen Baron von Farnhain-Hammerschlag (heutiges Moorbrück). Narehal bot dem bedrängten Baron seine Hilfe an, und so zerbrachen alle Angriffe auf die mitten in Farnhain gelegene Burg an ihren heldenhaften Verteidigern.
Die Angreifer zogen sich zurück, doch die hohen Magier bereiteten einen letzten, entscheidenden Zauber vor. Durch heute nicht mehr bekannte magische Gewalten versank die Burg und das Land darum binnen weniger Stunden in einem sich urplötzlich bildenden Sumpf.