Kor-Geweihter aus Tempel vertrieben!
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Kor-Geweihter aus Tempel vertrieben!
Amazone befreit Rondraheiligtum
TALLON, Rondra 1046 BF. Der Rondratempel zu Tallon wurde nach fast einjähriger Besetzung durch den Korgeweihten Wulfhelm Hagrecht befreit! Es bedurfte einer wandernden Abenteurerin, die ihn nach langem und hartem Kampf besiegte.
Auf der Ferdoker Landstraße von Süden kommend, machte Rhulana von Kurkum in Tallon Rast. Bei dieser Gelegenheit wollte die Amazone auch den Tempel der Rondra besuchen. Als sie von den Einwohnern hörte, dieser sei seit vielen Monden von einem Korjünger in Beschlag genommen, geriet sie in Zorn. Das Haus der Göttin besetzt durch einen Diener ihres Sohnes? Das konnte nicht so bleiben!
Rhulana schleuderte dem Geweihten ihre Herausforderung entgegen: Er sei vielleicht Halbstarken aus dem Dorf und dahergelaufenen Stutzern überlegen, aber einen würdigen Gegner habe er lange nicht mehr gehabt! Bei einem Kampf aufs zweite Blut solle sich zeigen, wer besser sei. Behielte er die Oberhand, würde sie ihres Weges ziehen. Gewänne sie, müsse er den Tempel räumen. Wulfhelm hatte bisher zwar keinen Respekt für den Ehrenkodex von Verehrern der Rondra gezeigt, willigte aber dennoch ein. Ob es daran lag, dass er tatsächlich eine Weile schon keinen guten Kampf mehr gehabt hatte und die Arbeiten am Tempel ihm langsam langweilig wurden?
Gemeinsam mit seiner Gegnerin schritt er vor die Tore der Stadt – denn außerhalb der Mauern gab es genug Platz für einen ordentlichen Zweikampf. Die meisten der Schaulustigen beobachteten das Duell aus sicherer Entfernung – einzig die Perainegeweihte Ulinai stand bereit, denn es war sicher, dass Blut fließen würde, und ein kampfunfähiger Gegner konnte bereits schwere Verletzungen haben, die rasche Hilfe erforderten.
In der Tat schenkten sich die beiden nichts. Hagrecht griff sofort mit kräftigen Schlägen an, was Rhulana in die Defensive drängte. Doch war sie durch den Ansturm ebensowenig aus der Ruhe zu bringen wie durch die Beleidigungen, die der Diener des Kor ihr an den Kopf warf. Als er merkte, dass seine Gegnerin aus anderem Holz geschnitzt war, versuchte er noch einige schmutzige Tricks, doch die Amazone hatte jahrelang mit Goblins, Orks und Räubern zu tun gehabt und war mit vielen Gemeinheiten wohl vertraut.
Ob Wulfhelm ein wenig eingerostet, Rhulana besonders gut in Form oder es schlicht der Wille Rondras war (wie es die Zwölfgötter wollten, war es gerade der Tag des Schwurs) – am Ende obsiegte die Seite der Leuin, wenn auch beide Kontrahenten ihren Blutzoll gezahlt hatten. Während Rhulana es, frisch verbunden, kaum erwarten konnte, wieder loszuziehen, musste Wulfhelm noch eine ganze Weile im örtlichen Perainetempel verweilen, denn einige Verletzungen erwiesen sich als schwerwiegender als zunächst angenommen.
Mit einem Jubelruf zu Rondra öffnete Rhulana die Tore des Tempels für die Allgemeinheit. Der Hauptmann der Stadtwache gelobte, persönlich dafür zu sorgen, dass niemand erneut das Haus der Leuin übernehmen werde als ihre eigene Kirche. Reto Hagrecht, der Onkel Wulfhelms, der sich seinem Neffen seinerzeit nicht in den Weg stellen wollte, kannte die Amazone offenbar und respektierte sie. Diese sah davon ab, den Tallonern zu erzählen, wie sie mit ihren Tempeln umgehen sollten – schließlich war sie keine Geweihte. Stattdessen machte sie sich so schnell wie möglich wieder auf den Weg, nicht ohne die seltsame Bemerkung fallenzulassen, es sei „diesmal deutlich einfacher nach Ferdok weiterzureisen als damals“.
Auch wenn sie nach ihrer Tat sicherlich in der Halle der Kämpfer zu Angbar empfangen worden wäre, so war es ihr ein besonderes Anliegen, die Basalthalle endlich wiedereröffnet zu sehen. Tränen der Rührung überkamen sie, als sie die Schwelle des Tempels überschritt. Als die Hochgeweihte Gunelida Halmanger hörte, wer das Haus der Göttin betreten hatte, ließ sie es sich nicht nehmen, Rhulana von Kurkum in einer besonderen Zeremonie am Baduarstag zu ehren – als heldenhafte Kämpferin, die an der gerechten Sache festhielt, als alle um sie herum aufgegeben hatten.